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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Merkel hat wieder einmal gut überlegt, Friedrich Merz ist zwar Designer-
> aber nicht Wunschkandidat und über Russland wird laut geschwiegen.
Bild: Die Nato hat den Krieg geprobt, über den Adressaten wird aber laut gesch…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Bayern dementiert Pläne, die Bundesliga zu
verlassen.
Und was wird besser in dieser?
SC Freiburg verstößt 1:1 gegen die Menschenwürde, Bayern denkt noch mal
nach.
Angela Merkel [1][hat angekündigt], nicht mehr für den Parteivorsitz zu
kandidieren. Was werden Sie an ihr vermissen?
Sie wird auch die Kanzlerschaft ablegen, sobald der oder die neue
Parteivorsitzende für sich oder andere den Kanzlerbonus bei der
Bundestagswahl reklamiert. Genau diese gut überlegten, im Voraus
berechneten Züge wird man vermissen. Also das Gegenteil von Trump, Erdoğan,
Orban, Kaczyński, Strache, Salvini, Johnson.
Und jetzt: die Neuen! [2][Friedrich Merz ist zurück]. Wer war das noch mal?
Merkelmärtyrer, er saß wie Barbarossa, also Friedrich I., 15 Jahre im
Kyffhäuser und ließ seinen Bart durch den Tisch wachsen, bis Deutschland
ihn riefe. Das gibt eine schöne Anti-Establishment-Legende, die besonders
gern vorgetanzt wird von Leuten, die maximal etabliert sind. Ansonsten
grault er den Grünen mehr Unionswähler zu, als er von FDP und AfD holen
würde. Dazu Chefheuschrecke und Cum-Ex-Perte: ein Designerkandidat für die
Linke.
Oder skandiert Pegida in Zukunft [3][vielleicht doch] „Kramp-Karrenbauer
muss weg“?
AKK darf sich nicht anmerkeln lassen, dass sie Wunschkandidatin der Chefin
ist. Merz wird ebenso verwischen wollen, dass er beim Stichwort
„Sozialpolitik“ hilflos zum Dolmetscher guckt. Jedenfalls: Merz würde als
Parteivorsitzender Merkels „Alles in einer Hand“ zitieren und die
Kanzlerkandidatur fordern. AKK könnte Laschet proklamieren. Beides wird die
Union weiter schrumpfen; zur Mitte oder nach rechts.
Hacker haben in Frankreich Baupläne für Atomanlagen und Überwachungspläne
eines Hochsicherheitsgefängnisses gestohlen. Was macht man denn mit so was?
Sich bewerben, als Datensicherheitsbeauftragter bei Atomanlagen und
Gefängnissen. Oder, das wird gern genommen – man schiebt es hinterher
Russen, Chinesen oder linken Aktivisten in die Schuhe. Der aktuelle Fall
ergab sich bereits im Juli in Dortmund, als Innenministers Eingreiftruppe
„Cybercrime NRW“ das Kulturzentrum „Langer August“ heimsuchte und behut…
demolierte. Dort können nichtkommerzielle Nutzer – Umweltverbände,
Gewerkschaften, Antifa – Serverplätze mieten. Irgendjemand hat die Beute
aus dem Ingérop-Hack dort gelagert. Offenbar nicht nur dort, denn diese
Woche veröffentlichen SZ, NDR und Le Monde ihre Lesefrüchte. Im „Langen
August“ nahm die Polizei auch Handys und Festplatten mit, die mit der Causa
nix zu tun hatten. Und Plakate und Kartons von „Nazi-Watch“. Feiner Humor
der Staatsgewalt: Der „Lange August“ heißt nach dem Aliasnamen des
Dortmunder Widerstandskämpfers Kurt Schmidt.
In Großbritannien [4][ermittelt die Polizei jetzt wegen Hassverbrechen]
gegen Mitglieder der Labour-Partei. In den letzten Monaten waren immer
wieder antisemitische Äußerungen gemacht worden. Der Labour-Vorsitzende
Jeremy Corbyn als linker Posterboy – passt das noch?
Trampelplump verstolperte er früher als linker Spinner am Rand von Labour
propalästinensische und antiisraelische Positionen. Inzwischen hat seine
Partei die „Antisemitismus-Definition“ übernommen, die auch Deutschland
teilt. Zum Konflikt gehört auch, dass man von Labour als traditionellem
Hort der Minderheitenrechte besonders enttäuscht sein darf.
Die Nato veranstaltete diese Woche in Norwegen [5][das größte Manöver seit
dem Kalten Krieg] – und Russland fühlt sich provoziert. Zu Recht?
Die Adresse „Russland“ wird im Manöverszenario mit maximaler
Gefechtslautstärke verschwiegen. Es gehe vielmehr darum, zu zeigen, dass
man einen Angriff auf ein Mitgliedsland sofort erfolgreich beantworten
könne. „Trident Junction“ wurde seit Monaten vorbereitet, da kann der Russe
ruhig schlafen. Vergleichsweise schnell ging es, Erwägungen zu beenden,
Russland mit der Nato zu verbünden. Das war um 2010. Nun sind sie wieder
unaussprechlich.
Am Montag eröffnete der türkische Präsident den vermutlich bald größten
Flughafen der Welt. Er soll „Flughafen Istanbul“ heißen. Wäre Ihnen ein
spannender Name eingefallen?
Der größte Flughafen der Türkei ist damit nicht mehr „Istanbul Atatürk“.
Das ist für Erdoğan Namensspaß genug.
Und was machen die Borussen?
„Gast“ in Bayerns „Super-League“ ist wie Schmiere stehen beim Banküber…
Fragen: SOS
4 Nov 2018
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[4] /Antisemitismus-in-der-Labour-Partei/!5547720
[5] /Militaermanoever-Trident-Juncture-2018/!5544820
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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