# taz.de -- Fade Landtagspolitik in Bayern: Der bayerische Fels ist endlich weg | |
> Nach einem Sturm drohte ein Felsbrocken auf eine Talstraße zu fallen. | |
> Welches bayerische Urgestein steckte bloß dahinter? | |
Bild: Entwurzelte Bäume und mysteriöse Felsbrocken nach der Landtagswahl im F… | |
Es war die Breaking News im nebligen bayerischen Morgengrauen und im | |
Münchner „Inforadio B5 aktuell“: „Drohender Felsabsturz oberhalb der | |
Zufahrt nach Gerstruben!“ Jetzt muss man wissen, dass Gerstruben ein mit | |
allen Wassern der Idylle gewaschenes oberallgäuisches Bergbauerndorf ist. | |
Und dass das Oberallgäu gleich hinter Kempten zwar zum Freistaat Bayern | |
gehört, jedoch für den Regierungsbezirk Oberbayern, zu dem die „Weltstadt | |
München“ zählt (Zitat ortseigenes Fremdenverkehrsamt), gefühlt ungefähr so | |
weit weg liegt wie blühende Mandelbäume auf Mallorca. Oder so ähnlich. | |
Warum also Breaking News? Was war geschehen? | |
In einem dortigen lauschigen und hochgelegenen Nebental des Trettachtals | |
hatte sich schon vor mehreren Tagen und während eines nächtlichen, arg | |
fetten Sturms ein Felsbrocken mit einer Größe von rund fünf Kubikmetern und | |
einem Gewicht von rund zehn Tonnen gelöst. | |
## Ein gut bayerisch behördlicher Plan | |
Das Minimassiv mit einem Durchmesser von rund anderthalb Metern hing nun | |
oberhalb der pittoresk gewundenen Zufahrtstraße von Oberstdorf nach | |
Gerstruben und das lediglich an einem nicht seidenen, sondern stählernen | |
Seil der sogenannten „Schutzwaldverbauung“. | |
Jederzeit hätte der mysteriöse Fels sich lösen können und | |
Kraftfahrzeugfahrer sowie andere unschuldige Menschlein unter sich begraben | |
und völlig zertrümmern können. Deshalb der gut bayerisch behördliche Plan, | |
den Stein in den Griff zu bekommen. | |
Am Montag früh Schlag sieben Uhr war es dann so weit: Der mysteriöse | |
Felsbrocken wurde durch starke Mitarbeiter der Kemptener „Fachstelle für | |
Schutzwaldmanagement“ und im Co-Working mit Angestellten der Kommunalen | |
Dienste Oberstdorf „kontrolliert abgelassen und an geeigneter Stelle | |
gesichert“. | |
Nicht zu vergessen wären da auch noch die tatkräftigen Mithelfer der | |
„Rechtler Oberstdorf“, die mit Rechts gar nichts zu tun haben, sondern | |
historisch verbriefte Landrechte in der Region besitzen oder besaßen. | |
## Was steckt hinter dem mysteriösen Mineral? | |
Doch zurück zur Sicherung des mysteriösen Teils: Wie Klaus Dinser, seines | |
Zeichens Abteilungsleiter des bayerischen Staatsamtes für Ernährung, | |
Landwirtschaft und Forsten, Außenstelle Immenstadt, der taz gegenüber am | |
Montag berichtete, „ist der Einsatz schon fertig und rundum positiv | |
verlaufen“. | |
Der mysteriöse Stein löste sich, laut Dinser, „nachdem sämtliche in dem | |
Bereich liegenden Schutzwaldverbauungen abgebaut wurden. Er ist dann, so | |
Dinser weiter, „mit einem gewaltigen Rumms auf die darunterliegende Straße | |
gerollt“. Da liegt der Brocken jetzt, „und wird zeitnah abtransportiert“. | |
Bleibt die Frage: Wer oder was steckt bloß hinter diesem mysteriösen | |
Riesenmineral? | |
Hier aber kommt tatsächlich nur einer in Frage. FJS. Leibhaftig. Franz | |
Josef Strauß ist es, der Montagfrüh als Urgestein zurückgekehrt ist in die | |
nun [1][recht fad sich darstellende bayerische Landespolitik]. | |
6 Nov 2018 | |
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[1] /Koalitions-Vertrag-in-Bayern-steht/!5547918 | |
## AUTOREN | |
Harriet Wolff | |
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