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# taz.de -- „Bento“-Reporter bei #EndeGelände: Ausrüstung beschlagnahmt
> Beim Hambacher Forst wird der Journalist Jannis Große festgenommen,
> bleibt stundenlang in Gewahrsam. Der Verbleib seiner Kamera ist unklar.
Bild: Polizisten greifen am Samstag in die Demo von #EndeGelände ein
39 Personen haben am Samstag am Rande der Aktionen des Bündnisses Ende
Gelände im Rheinischen Braunkohle-Revier das Tagebaugelände von RWE
betreten. Einer von diesen 39 war ein Journalist: [1][Jannis Große], im
Auftrag von bento unterwegs, dem jungen Medium des Spiegel. „Kurz vor acht
Uhr haben die Personen den Kohlebagger besetzt“, [2][berichtet Große der
taz]. Kurz darauf sei die Polizei vor Ort gewesen. „Auf fragenden Blick
eines Polizisten hin, habe ich mich mit Presse- und Personalausweis
vorgestellt. Danach teilte mir eine Beamtin mit, dass ich jetzt keine Fotos
mehr machen werde.“
Er habe dieser Ansage widersprochen. „Aber ich habe mich an den Befehl
gehalten und mich wie mir geheißen in den Polizeikessel gestellt.“ Hier
habe er ein paar Bilder bearbeitet und verschickt und noch einen Tweet
absetzen wollen, aber den habe er gar nicht mehr zuende bekommen, „da ich
als erste Person in den Gefangentransporter gebracht wurde“, erzählt Große.
Kamerarucksack, Kamera sowie Smartphone habe Große außerhalb des RWE-Busses
lassen müssen, der als Gefangenentransport diente. Zunächst sollten nur
diejenigen, die die Angabe von Personalien verweigerten, in die
Gefangenensammelstelle (Gesa) gebracht werden. Doch das änderte sich. „Die
Polizei hat mitgeteilt, dass es laut Aussage von RWE eine gestürzte
RWE-Mitarbeiterin gegeben habe. Gestürzt aufgrund der AktivistInnen, was
einen weiteren Straftatbestand erfüllte“, erzählt Große.
## Die Kamera sei sichergestellt
Während der Wartezeit habe man Große nicht an seine Ausrüstung gelassen,
sagt er. „Als ich mir Essen aus dem Rucksack holen durfte, war meine Kamera
weg.“ Auf Nachfrage habe ihn ein Beamter informiert, die Kamera sei
sichergestellt. „Dem habe ich lautstark widersprochen. Die Antwort des
Polizisten lautete: ‚Dann ist sie eben beschlagnahmt.‘“
In der Gefangenensammelstelle habe man ihn durchsucht, sagt Große. „Hierzu
mussten wir uns ausziehen. Taschen, Hose, Unterhose, alles wurde durchsucht
und meine Gegenstände in Tüten verpackt.“
Zwei Beamte der Kriminalpolizei hätten Große dann gefragt, ob er mit der
Sicherstellung der Kamera einverstanden sei. War er nicht. „Dann fragten
sie, ob ich damit einverstanden sei, dass die Polizei meine Aufnahmen als
Beweismittel nutze. Das habe ich ebenfalls verneint.“
Nach etwa zehn Stunden wurde Große schließlich entlassen. „Meine Kamera
habe ich nicht zurückbekommen. Als ich auf ein Beschlagnahmungs-Protokoll
bestand, sagte ein Beamter: ‚Das können Sie wollen, bekommen Sie aber
nicht.‘ Daraufhin sollte ich unterschreiben, dass ich alle meine Sachen
wieder zurückerhalten habe. Das habe ich verweigert.“
## „Widerrechtlich eingedrungen“, sagt die Polizei
Ole Reißmann, Redaktionsleiter bei bento, protestiert gegen die
Beschlagnahmung: „Wir erwarten die Herausgabe von Kamera und Bildern.
Etwaigen Bestrebungen der Behörden, das beschlagnahmte Bildmaterial für
Zwecke der Strafverfolgung zu missbrauchen, ist dringend Einhalt zu
gebieten.“
Doch genau das soll nun passieren. Eine Sprecherin der Polizei Aachen teilt
mit, dass sich Große in der Gruppe befunden habe, „die am Samstagmorgen
widerrechtlich in den Tagebau eingedrungen und auf einen Bagger geklettert
war“. Das sei eine Straftat: Hausfriedensbruch. Im Rahmen der
Baggerbesetzung sei zudem eine Mitarbeiterin von RWE durch einen
Baggerbesetzer getreten worden. Also eine weitere Straftat:
Körperverletzung. „Dies wurde nach Aussagen von Zeugen durch Herrn Große
gefilmt“, teilt die Sprecherin weiter mit, „seine Aufnahmen dienen daher
als Beweismittel.“
Christof Büttner, NRW-Landesgeschäftsführer der JournalistInnengewerkschaft
DJU in Ver.di, sagte, dass es nicht zu rechtfertigen sei, „dass die Polizei
einen Kollegen, der wie die Einsatzkräfte auch seine Arbeit macht, über
viele Stunden festhält und ihm seine Arbeitsmittel abnimmt“. Auch er
fordert die Polizei auf, „die Kamera samt den Speichermedien zurückzugeben
und den Vorfall lückenlos aufzuklären“.
Ein RWE-Sprecher sagt der taz, Berichterstattung vom Tagebaugelände sei
durchaus möglich. Bei vorheriger Anmeldung. „Letztes Jahr haben wir
Medienvertretern, die sich – wie bei solchen Anlässen üblich – bei uns
gemeldet haben, eine Befahrung in den Tagebau kurzfristig ermöglicht, damit
sie von vor Ort berichten konnten. Den Journalisten, den die Polizei am
Samstag in Gewahrsam genommen haben soll, kennen wir nicht. Er hat sich
nicht bei uns gemeldet.“
29 Oct 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/revomage
[2] https://twitter.com/anettselle/status/1056476510557798401
## AUTOREN
Anett Selle
## TAGS
Schwerpunkt Pressefreiheit
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Schwerpunkt Ende Gelände!
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RWE
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