# taz.de -- 70 Menschen in Seenot im Mittelmeer: Italiens Küstenwache kann auc… | |
> Überraschung im Mittelmeer: Ein Schiff der italienischen Küstenwache, die | |
> Migration verhindern soll, hat 70 Schiffbrüchige nach Lampedusa gebracht. | |
Bild: Die Mare Jonio im Einsatz | |
BERLIN taz | Italiens Küstenwache hat in der Nacht zum Samstag 70 Menschen, | |
die in Seenot geraten waren, auf die italienische Insel Lampedusa gebracht. | |
Das Boot war etwa 70 Meilen vor der Insel in Seenot geraten. Es befand sich | |
dabei in einer Meereszone, die von Malta überwacht wird. | |
Die maltesische Küstenwache hatte nach einem Notruf der Initiative | |
Alarmphone unter anderem das private Rettungsschiff Mare Jonio alarmiert. | |
Bevor dieses die Unglücksstelle erreichte, traf ein Fischerboot auf die | |
Schiffbrüchigen. Kurz danach kam die italienische Küstenwache. Weil die | |
Schiffbrüchigen in der Zwischenzeit noch näher an die Küste Lampedusas | |
getrieben waren, brachten die Italiener die Menschen schließlich nach | |
Lampedusa. | |
Italienische Medien zeigten sich überrascht von der Nachricht. In den | |
letzten Monaten hatte Italiens Lega Nord-Innenminister Matteo Salvini | |
verhindert, [1][dass Flüchtlinge und Migranten in italienische Häfen | |
gebracht werden]. Mehrere NGO-Boote wurden in den vergangenen Monaten | |
tagelang auf dem Meer blockiert, nur noch ein Schiff von Proactiva ist | |
derzeit vor Libyen unterwegs. „Es ist Zeit für ein italienisches Schiff“, | |
hieß es auf [2][dem Twitter-Profil von „Mediterranea“]. | |
Bis 2012 waren Lampedusa [3][der erste Punkt Italiens], den Flüchtlinge und | |
Migranten mit Booten aus Nordafrika anzulaufen versuchten. Weil die | |
Zustände für die Aufnahmebedingungen dort immer schlechter wurden, gab es | |
jedoch 2012 einen Aufstand. Die Regierung schloss daraufhin die Insel für | |
Flüchtlinge und Migranten und erklärte, Lampedusa sei „kein sicherer | |
Hafen“. Lampedusa liegt rund 300 Kilometer von der libyschen Küste | |
entfernt. In den letzten Jahren waren kaum noch Boote mit Flüchtlingen und | |
Migranten so weit nach Norden gelangt. | |
Die Mare Jonio war Anfang Oktober vom Projekt „Mediterranea“ aufs | |
Mittelmeer geschickt worden. Die italienischen Regierung hatte dies zu | |
unterbinden versucht. Das Beobachtungsschiff soll die „dramatische Lage“ | |
der Migranten auf der Flucht aufdecken, hieß es in einer Mitteilung vom | |
Mediterranea. Es soll unter anderem Zeugenberichte sammeln und aufzeigen | |
„wie Frauen, Männer und Kinder enormen Gefahren ausgesetzt sind“, weil es | |
keine Rettungsschiffe mehr gebe. | |
Das Schiff sei aber auch ausgerüstet, im Notfall Menschen aus Seenot zu | |
retten, ergänzte Neugebauer. „Es geht letztlich darum, Menschen zu retten.“ | |
Beteiligt an der Aktion sind mehrere italienische Organisationen, | |
unterstützt wird es auch von Parlamentariern und der spanischen NGO | |
Proactiva Open Arms. Die Crew komme aus Italien, sagte Neugebauer. Das | |
Schiff soll am Samstag in der Such- und Rettungszone vor Libyen ankommen. | |
Mittlerweile kommen wesentlich weniger Migranten in Italien an. Und die | |
Überfahrt wird immer gefährlicher. In diesem Jahr kamen bereits mehr als | |
1.700 Menschen im Mittelmeer auf der Flucht Richtung Europa ums Leben, | |
1.260 alleine auf der zentralen Route zwischen Libyen und Italien. Die | |
Dunkelziffer liegt nach Angaben von NGOs aber weit höher, weil niemand mehr | |
vor Ort sei, um zu sehen, wie viele Menschen wirklich untergehen. | |
13 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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