# taz.de -- Demo gegen Wohnungsnot in Hessen: Für bezahlbaren Wohnraum kämpfen | |
> In der Hochphase des Wahlkampfs demonstrieren am Samstag in Frankfurt | |
> Initiativen für einen „radikalen Kurswechsel in der Wohnungspolitik“. | |
Bild: Studentische Wohnungsnot in Frankfurt: auf dem Campus Bockenheim kann man… | |
Eine Woche vor der hessischen Landtagswahl werden an diesem Samstag wohl | |
mehrere tausend Menschen in Frankfurt für eine andere Mietenpolitik auf die | |
Straße gehen. Die landesweite Demonstration steht unter dem Motto | |
„Gemeinsam gegen Spaltung und Verdrängung – Bezahlbarer Wohnraum für alle… | |
Veranstalter ist das Bündnis [1][#Mietenwahnsinn-Hessen], in dem sich mehr | |
als 40 Initiativen und Organisationen zusammengeschlossen haben. Dazu | |
gehören Wohlfahrtsverbände, Studierendenvertretungen, Gewerkschaften, aber | |
auch Mieterschutzvereine und Nachbarschaftsinitiativen. „Ein radikaler | |
Kurswechsel in der Wohnungspolitik ist überfällig“, heißt es in ihrem | |
gemeinsamen Aufruf. | |
Das Bündnis fordert unter anderem eine deutliche Ausweitung des sozialen | |
Wohnungsbaus, eine flächendeckende und gerichtsfeste Mietpreisbremse, die | |
Übernahme der tatsächlichen Mietkosten für Hartz-IV-Empfänger, einen | |
verbesserten Kündigungsschutz für Mieter und einen flächendeckenden | |
Mietspiegel. Das Thema Wohnen ist eines der zentralen im Landtagswahlkampf. | |
Der Druck in den größeren Städten ist hoch. | |
Das gilt insbesondere für Frankfurt. Die mit etwa 747.000 EinwohnerInnen | |
größte Stadt Hessens ist ein begehrter Banken- und Unternehmensstandort, | |
beheimatet die Europäische Zentralbank und ist ein bedeutender | |
Verkehrsknotenpunkt. Deutschlandweit gilt nur Stuttgart wirtschaftsstärker | |
als „Mainhattan“. Damit verbunden sind jährlich steigende Mietpreise. | |
[2][Laut Wohnungsmarktbericht 2017 erreichen diese inzwischen 18,00 Euro | |
pro Quadratmeter]. | |
Wegen eines im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlichen Einkommens | |
kann ein Großteil der FrankfurterInnen die explodierenden Mietpreise kaum | |
mehr zahlen. Nach Angaben des Wohnungsmarktberichts 2017 haben zwei von | |
drei MieterInnen (68 Prozent) einen einkommensbedingten Anspruch auf eine | |
geförderte Wohnung. | |
## Widerstand in der Finanzmetropole | |
In hartem Kontrast dazu liegt die Sozialwohnungsquote bei 8,5 Prozent. Zum | |
Vergleich: Anfang der 1990er lag sie bei 20 Prozent. Die Folgen sind die | |
üblichen – von Verdrängung der Normal- und GeringverdienerInnen aus der | |
Stadt bis hin zu Zwangsräumung und Obdachlosigkeit. | |
Dagegen formiert sich in der Finanzmetropole Widerstand. Per | |
Bürgerentscheid will ein lokales Bündnis die städtische | |
Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding dazu verpflichten, in Zukunft | |
nur noch Sozialwohnungen zu bauen. Bisher sind lediglich rund 40 Prozent | |
der ABG-Wohnungen geförderter Wohnbau. | |
Außerdem soll die AGB nach dem Willen der WohnungsaktivistInnen die Mieten | |
aller BestandsmieterInnen, die Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, auf | |
maximal 6,50 Euro pro Quadratmeter senken und frei werdende Wohnungen zum | |
Preisniveau des geförderten Wohnungsneubaus vermieten. | |
„Was wir zurzeit in Frankfurt erleben, ist eine krasse Verdrängung von | |
Haushalten mit niedrigen und mittleren Einkommen“, sagt Alexis Passadakis | |
vom Bündnis Mietentscheid und aktiv bei Attac. „Deshalb sind wir der | |
Überzeugung, dass rasch viele zusätzlich geförderte Wohnungen geschaffen | |
werden müssen.“ | |
Die OrganisatorInnen, neben Attac unter anderem die DGB-Jugend, die Grüne | |
Jugend, die Landes-ASten-Konferenz Hessen und die Linkspartei, sind | |
zuversichtlich, genügend Unterschriften für ihren Entscheid | |
zusammenzubekommen. Auch bei der #Mietenwahnsinn-Hessen-Demo, die am | |
Samstag um 13 Uhr vor dem Frankfurter Hauptbahnhof beginnt, wollen sie | |
weiter kräftig sammeln. | |
19 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://mietenwahnsinn-hessen.de/ | |
[2] https://www.frankfurt-main.ihk.de/images/broschueren/Onlineversion_WMB%2020… | |
## AUTOREN | |
Julia Hummer | |
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