# taz.de -- Beben bei der Bayern-Wahl: Markus Söder verspricht Demut | |
> Nach der Niederlage will niemand in der CSU von sich aus Konsequenzen | |
> ziehen – und noch hat auch keiner den Dolch angerührt. | |
Bild: Begeisterung sieht anders aus: CSU-Anhänger auf der Party ihrer Partei a… | |
München taz | Im Fraktionssaal der CSU im Maximilianeum haben sich | |
Abgeordnete und Anhänger der Regierungspartei versammelt, als die Säulen | |
der ersten Wahlprognose in die Höhe steigen: Das große Entsetzen bleibt | |
aus, man hat sich an die Vorstellung einer krachenden Niederlage längst | |
gewöhnt. | |
Dreimal kommt dann zumindest doch Applaus auf: Als klar wird, dass die | |
Linke den Einzug in den Landtag wohl verpasst hat, als es heißt, das | |
Ergebnis könnte für eine Koalition mit den Freien Wählern reichen – und | |
schließlich klatscht auch noch so mancher Christsozialer, als der bisherige | |
Fraktionschef Thomas Kreuzer in einem ersten Statement sagt, es gebe | |
überhaupt keinen Zweifel, dass seine Fraktion Markus Söder als | |
Ministerpräsident vorschlagen wird. Eine interessante Aussage – schließlich | |
ist diese neue Fraktion weder ein einziges Mal zusammengetreten, noch ist | |
Kreuzer von ihr im Amt bestätigt worden. | |
Söder selbst spricht von einem „zum Teil schmerzhaften“ Ergebnis, das er | |
mit „Demut“ annehme. Und von der Verantwortung, die es nun zu übernehmen | |
gelte. Das erinnert alles an die letzte Bundestagswahl. Danach hatte die | |
CSU, ein „Weiter so!“ verkündet – und erst mal alle Personaldiskussionen | |
abgeblockt. | |
Die große Frage ist also am Sonntagabend immer noch nicht beantwortet. Sie | |
lautet: Und jetzt? Für die Christsozialen könnte man die Frage freilich | |
auch anders formulieren: Mit wem sollen wir’s machen? Und das bedeutet | |
gleich mehrerlei: Mit welchem Koalitionspartner? Aber auch: Mit welchem | |
Ministerpräsidenten? Und: Mit welchem Parteivorsitzenden? | |
## Horst Seehofer mag nicht abtreten | |
Letztere Frage steht dabei offiziell gar nicht auf der Agenda: Horst | |
Seehofer hat schon vor der Wahl darauf verwiesen, dass er bis Ende 2019 | |
gewählt sei, und macht so gar keine Anstalten, die Rolle des Bauernopfers | |
zu übernehmen, wie das die Anhänger von Söder so gern hätten. Dass Seehofer | |
geräuschlos weichen könnte, scheint jedenfalls wenig wahrscheinlich. | |
Inwieweit der CSU-Chef dabei freilich noch Herr über sein eigenes Schicksal | |
ist, darüber lässt sich am Wahlabend erst einmal nur spekulieren. Die Junge | |
Union, der Hort der wohl strammsten Söder-Jünger, soll laut Münchner Merkur | |
vorab schon die Marschroute für die Zeit nach der Wahl festgelegt haben: | |
sofort Seehofers Rücktritt fordern, Söder den Rücken stärken. Die ersten | |
Dolchstöße wurden bis Redaktionsschluss jedoch noch nicht vermeldet. | |
Die Frage nach dem Schicksal Söders schien schon vor der Wahl für viele | |
beantwortet zu sein: Natürlich macht er weiter. Erstens weil es niemanden | |
gibt, der es sonst könnte, zum anderen weil – ja, warum eigentlich? Weil’s | |
der Söder ist? Weil er so beliebt ist? Weil die CSU sogar schon für einen | |
internen Putsch zu schwach ist? Weil die Fraktion in der viel beschworenen | |
„legendären Geschlossenheit“ hinter Söder steht? So richtig vermögen sol… | |
Begründungen nicht zu überzeugen. | |
Natürlich wollte vor der Wahl niemand derjenige sein, der die | |
Geschlossenheit der Partei in Frage stellt. Ob der Rückhalt für Söder | |
allerdings auch nach der Wahl noch hält, ist fraglich. Es wäre immerhin das | |
erste Mal, dass sich die CSU-Fraktion, die sich als Herzkammer der Partei | |
betrachtet, geschlossen hinter einen Verlierer stellt. Und doch: Erste | |
Reaktionen deuten ganz darauf hin. | |
Szenarien für andere Personallösungen – sowohl in Sachen Parteivorsitz als | |
auch in der Staatskanzlei – gibt es sehr wohl – und seien sie auch nur für | |
den Übergang. Die Vize-Ministerpräsidentin Ilse Aigner könnte da eine Rolle | |
spielen, auch der Europapolitiker Manfred Weber und Entwicklungsminister | |
Gerd Müller. Oder Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, obwohl der schon | |
zu oft dem Kampf mit den parteiinternen Kontrahenten ausgewichen ist. | |
Bei der Frage nach der künftigen Regierungskoalition sorgen die | |
Hochrechnungen am frühen Abend für wenig Klarheit: Es blieb zunächst | |
unklar, ob die Liberalen den Einzug schaffen. Davon aber hängt entscheidend | |
ab, welche Konstellationen rein rechnerisch überhaupt denkbar sind. Die | |
Spannung ist mit den ersten Hochrechnungen noch nicht gewichen. | |
14 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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