| # taz.de -- Proteste zu katalanischer Unabhängigkeit: Vermummte wollen ins Par… | |
| > Etwa 180.000 Menschen demonstrieren zum Jahrestag des | |
| > Unabhängigkeitsreferendums in Barcelona. Die Polizei wendet Gewalt an. | |
| Bild: Radikale Befürworter der Unabhängigkeit protestieren vor dem Parlament … | |
| Madrid taz | So hatte sich der katalanische Regionalpräsident Quim Torra | |
| den Jahrestag des Unabhängigkeitsreferendums vom 1. Oktober 2017 sicher | |
| nicht vorgestellt. Zuerst ging alles ganz nach Plan: 180.000 Menschen | |
| nahmen an einer Demonstration am Montagabend in Barcelona teil. Vorne weg | |
| wurden einmal mehr die Urnen jener von Madrid verbotenen Volksabstimmung | |
| getragen, gefüllt mit Wunschzetteln an die Politik. Zuvorderst stand die | |
| Forderung nach einer freien katalanischen Republik, aber auch bessere | |
| Bildung, einem sozialerem Land – so verlasen es Aktivisten von einer Bühne | |
| vor dem Eingang des katalanischen Parlaments. Torra stand daneben und hörte | |
| geduldig zu – schließlich besteht auch er auf das „Recht auf | |
| Selbstbestimmung“ der Katalanen. | |
| Doch schnell lief alles aus dem Ruder. „Buch, Rücktritt“, brachten viele | |
| lautstark ihren Wunsch nach zum Ausdruck. Sie verurteilen einen brutalen | |
| Polizeieinsatz gegen radikale Unabhängigkeitsbefürworter, den der | |
| katalanische Innenminister Miguel Buch [1][am vergangenen Samstag | |
| angeordnet hatte]. | |
| Ja, selbst „Torra, Rücktritt“ war vereinzelt auf Pappschildern zu lesen. | |
| Gegen Ende der Kundgebung versuchte dann eine größere Gruppe von Vermummten | |
| gar, ins Parlament einzudringen. Die katalanische Polizei, die Mossos | |
| d'Esquadra, schlug gnadenlos zu. | |
| Hinter diesen Protesten steckten womöglich Mitglieder der „Komitees zur | |
| Verteidigung der Republik“ (CDR), die vor einem Jahr noch unter dem Namen | |
| „Komitees zur Verteidigung des Referendums“ die konkrete Organisation der | |
| Abstimmung übernommen hatten. Torra hatte noch am Morgen versucht, diese | |
| Gruppen nach dem Zwischenfall vom Samstag zu beruhigen. „Übt Druck aus, das | |
| ist gut so“, hatte er sich an die CDRs gerichtet. Dass dieser Druck sich | |
| schließlich gegen ihn selbst wenden würde, hatte er nicht erwartet. | |
| ## Straßen und Bahnverbindungen blockiert | |
| Auch vor dem Kommissariat der spanischen Nationalpolizei im Zentrum | |
| Barcelonas versammelten sich Tausende von Protestierenden. Sie hielten den | |
| Beamten ihren Einsatz von vor einem Jahr vor. Damals stürmte die spanische | |
| Polizei sowie die paramilitärische Guardia Civil die Wahllokale, knapp | |
| 1.000 Menschen wurden dabei verletzt. Dennoch fanden 43 Prozent der | |
| Wahlberechtigten den Weg an die Urnen. 90 Prozent von ihnen sprachen sich | |
| für die Loslösung von Spanien aus. | |
| Keine vier Wochen später verkündete der damalige katalanische | |
| Regionalpräsident Carles Puigdemont im Parlament die „katalanische | |
| Republik“. Madrid löste daraufhin seine Regierung auf und stellte | |
| Katalonien für mehrere Monate unter Zwangsverwaltung. Sieben Politiker, | |
| darunter Puigdemont, leben seither im Exil, neun befinden sich in | |
| Untersuchungshaft. Ihnen alle drohen Verfahren unter anderem wegen | |
| Rebellion. | |
| Die Unabhängigkeitsbewegung hatte bereits vor der Demonstration am Abend | |
| mobil gemacht. Überall in der nordostspanischen Region hatten die | |
| Unabhängigkeitsbefürworter Straßen und Bahnverbindungen blockiert. In | |
| Girona besetzte eine Gruppe von Aktivisten die Gleise des | |
| Hochgeschwindigkeitszuges, der Spanien mit Frankreich verbindet. Auch der | |
| Verkehr auf der Autobahn AP-7 an die Grenze wurde zeitweise unterbrochen. | |
| Die Studenten streikten. | |
| Auch der Ex-Regionalregierungschef Puigdemont meldete sich aus Brüssel zu | |
| Wort. „Lasst uns nicht abweichen vom einzig möglichen Weg in voller | |
| Demokratie zu leben: Der (katalanischen) Republik und ihrer internationalen | |
| Anerkennung“, schrieb er zunächst auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. | |
| Nach den Zwischenfällen vor dem Parlament fügte er hinzu: „Wenn sie Kapuze | |
| tragen, sind sie nicht die vom 1. Oktober. Wenn sie Gewalt anwenden, sind | |
| sie nicht die vom 1. Oktober. Wir haben alles mit offenen Gesicht und | |
| friedlich gemacht. Auf diese Weise haben wir vor einem Jahr über einen | |
| autoritären Staat gewonnen.“ | |
| 2 Oct 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Reiner Wandler | |
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