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# taz.de -- Anhörung nach Missbrauchsvorwürfen: Ford belastet Kavanaugh schwer
> Christine Blasey Ford hat vor dem US-Senat ausgesagt, wie sie von Brett
> Kavanaugh sexuell belästigt wurde. Der Kandidat für das oberste Gericht
> bestreitet die Vorwürfe.
Bild: Professorin Christine Blasey Ford bei ihrer Anhörung im US-Senat
Washington dpa | Der Supreme-Court-Kandidat von US-Präsident Donald Trump,
Brett Kavanaugh, ist vor dem Justizausschuss des US-Senats [1][schwer
belastet worden]. Bei einer mit Spannung erwarteten Anhörung trug die
Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford am Donnerstag ihre Vorwürfe
gegen den 53-jährigen Richter vor den Senatoren vor. Ford beschuldigt
Kavanaugh, bei einer Schülerparty im Jahr 1982 versucht zu haben, sie zu
vergewaltigen. Kavanaugh weist die Vorwürfe und Anschuldigungen anderer
Frauen pauschal zurück. Ford kämpfte mit den Tränen, als sie ihr
vorbereitetes Statement ablas.
„Ich bin heute nicht hier, weil ich das will“, sagte die 51-Jährige. „Ich
habe Angst. Ich bin hier, weil ich glaube, dass es meine Bürgerpflicht ist,
Ihnen zu erzählen, was mir passiert ist, als Brett Kavanaugh und ich auf
der High School waren.“ Ford beschrieb detailliert, wie ein betrunkener
Kavanaugh sexuell übergriffig geworden sei und seine Hand auf ihren Mund
gelegt habe, um sie am Schreien zu hindern. „Es war schwer für mich zu
atmen, und ich dachte, dass Brett mich versehentlich töten würde.“ Bei der
anschließenden Anhörung wurde Ford gefragt, ob sie Kavanaugh womöglich
verwechselt haben könnte. „Absolut nicht“, sagte sie.
Fords Vorwürfe sind bereits seit Mitte des Monats bekannt. Die
Anschuldigungen führten nun zu der Anhörung des Justizausschusses. Der
Ausschussvorsitzende Chuck Grassley entschuldigte sich zu Beginn der
Sitzung bei Ford und Kavanaugh für das, was ihnen widerfahren sei, seit die
Vorwürfe bekannt wurden. Ford, Kavanaugh und deren Familien sind seitdem
nach ihren Angaben Bedrohungen ausgesetzt.
Grassley holte dann zu einer Kritik an den Demokraten aus. Er warf der
stellvertretenden Ausschussvorsitzenden, der demokratischen Senatorin
Dianne Feinstein, vor, der republikanischen Seite einen Brief von Ford mit
den Vorwürfen vorenthalten zu haben. Feinstein entgegnete wenig später, sie
habe den Brief vertraulich behandelt, bis Ford bereit gewesen sei, damit an
die Öffentlichkeit zu gehen.
## Abstimmung zu Kavanaugh am Freitag
Feinstein fügte hinzu: „Das ist kein Gerichtsprozess für Dr. Ford. Es ist
ein Bewerbungsgespräch für Richter Kavanaugh.“ Feinstein kritisierte, Ford
und zwei [2][weitere Frauen], die Vorwürfe gegen Kavanaugh erheben, hätten
um Ermittlungen der Bundespolizei FBI gebeten. „Trotzdem drängen die
Republikaner blind nach vorne.“ Grassley sagte, sein Büro habe über die
Anwälte der beiden anderen Frauen mehrfach erfolglos um weitere
Informationen gebeten.
Kavanaugh sollte ebenfalls am Donnerstag vom Justizausschuss angehört
werden, allerdings getrennt von Ford. In seinem vorab verbreiteten
vorbereiteten Eingangsstatement wies er erneut alle Anschuldigungen zurück.
„Das sind schlicht und einfach Verleumdungen in letzter Minute“, heißt es
dort.
Kavanaugh räumte ein, auf der High School gelegentlich zu viel getrunken zu
haben. Rückblickend habe er in seiner Schulzeit „Dinge getan und gesagt,
die mich heute erschaudern lassen. Aber das ist nicht, warum wir heute hier
sind.“ Er wolle zwar nicht in Abrede stellen, dass Ford sexuelle Gewalt
erfahren habe. „Aber ich habe das niemals ihr oder jemand anderem angetan.“
Die Anhörung in Washington wurde landesweit mit großer Spannung erwartet.
Vor den Kongresswahlen Anfang November ist die Personalie Gegenstand einer
erbitterten Auseinandersetzung zwischen Trumps Republikanern und den
oppositionellen Demokraten geworden. Für diesen Freitag ist eine Abstimmung
im Justizausschuss über eine Empfehlung Kavanaughs angesetzt. Danach muss
der US-Senat über die Berufung des 53-Jährigen an das höchste US-Gericht
abstimmen.
Trump verteidigte Kavanaugh am Mittwochabend (Ortszeit) zwar nochmals.
Angesichts der zunehmenden Missbrauchsvorwürfe schloss der US-Präsident
eine Abkehr von der Nominierung des umstrittenen Richters aber nicht
generell aus.
## Demokraten haben große Vorbehalte
Trump hatte Kavanaugh im Juli für den hochrangigen Richterposten
vorgeschlagen. Kurz vor der Entscheidung des US-Senats über die Personalie
waren Fords Vorwürfe gegen Kavanaugh an die Öffentlichkeit gekommen. Später
meldete sich eine frühere Kommilitonin Kavanaughs an der Universität Yale,
Deborah Ramirez. Sie gibt an, Kavanaugh habe sie bei einer Studentenparty
Anfang der 80er Jahre sexuell belästigt.
Am Mittwoch – also kurz vor Fords Anhörung – ließ eine weitere Frau, Julie
Swetnick, über ihren Anwalt eine Erklärung veröffentlichen, in der sie
Kavanaugh vorwirft, er habe in den 80er Jahren bei diversen Partys in
angetrunkenem Zustand junge Frauen sexuell belästigt. Swetnick sagte dem
Sender MSNBC: „Nach dem, was ich aus erster Hand erlebt habe, glaube ich
nicht, dass er in den Supreme Court gehört.“
Trump sagte am Mittwoch mit Blick auf die Anhörung: „Ich glaube, das wird
ein sehr, sehr wichtiger Tag in der Geschichte unseres Landes.“ Kavanaugh
sei ein herausragender Mann mit großem Talent und großem Intellekt. Mit
Blick auf die Missbrauchsvorwürfe sagte Trump aber zugleich: „Ich könnte
überzeugt werden.“ Er wolle sich die Vorwürfe genau anhören. „Ich werde
sehen, was morgen passiert.“
Er selbst sei in der Vergangenheit ebenfalls mit Missbrauchsvorwürfen
konfrontiert gewesen, die sich alle als falsch herausgestellt hätten, sagte
der Präsident. Im Fall Kavanaugh wähnt Trump eine politische Kampagne der
oppositionellen Demokraten. Er warf ihnen erneut vor, sie betrieben hier
ein „betrügerisches Spiel“.
Die oppositionellen Demokraten haben große Vorbehalte gegen den
erzkonservativen Richter und sehen eine Chance, dessen Bestätigung
hinauszuzögern, bis sich nach der Zwischenwahl am 6. November
möglicherweise die Mehrheitsverhältnisse im Senat ändern. Die Nachbesetzung
mit Kavanaugh könnte im obersten US-Gericht auf viele Jahre den
Konservativen ein Übergewicht geben. Die Richter dort werden auf Lebenszeit
ernannt.
27 Sep 2018
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