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# taz.de -- Umstrittenes Forschungssinstitut startet: Doch nicht so konservativ
> Nach turbulenter Vorgeschichte startet das „Institut für
> gesellschaftlichen Zusammenhalt“ des Bundes. Das Ergebnis ist teilweise
> eine Überraschung.
Bild: Themen des Forschungsverbundes sollen Polarisierung, Konfliktkultur, Hass…
Dresden taz | Wie die Umstände seiner Geburt vor knapp zwei Jahren hat auch
der jetzt erfolgte offizielle Start des staatlichen „Instituts für
gesellschaftlichen Zusammenhalt“ etwas Konspiratives. Von der
Öffentlichkeit unbemerkt veröffentlichte das Bundesforschungsministerium am
vorletzten Septembertag eine Liste von elf am Institut beteiligten
Instituten und Lehrstühlen. Nur drei der ausgewählten Bewerber sind im
Osten angesiedelt. Themen des Forschungsverbundes sollen gesellschaftliche
Polarisierung, Konfliktkultur, Hass, Medien und Identität sein. Das
Ministerium spricht immer noch von einer einjährigen Vorphase, in der die
Beteiligten das Gründungskonzept entwickeln sollen.
Die in Allgemeinplätzen gehaltene Ministeriumsmitteilung erwähnt mit keinem
Wort die turbulente Vorgeschichte des geplanten Instituts. Als im Mai 2016
der Dresdner Politikwissenschaftler Werner Patzelt und der Leiter der
Adenauer-Stiftung in Sachsen, Joachim Klose, ein Standardwerk über Pegida
herausgaben, war bereits von der Option eines Pegida-Instituts die Rede. Im
November 2017 wurden dann handstreichartig im Haushaltsausschuss des
Bundestages 37 Millionen Euro für ein „Institut für gesellschaftlichen
Zusammenhalt“ bewilligt, für das noch nicht ansatzweise eine Konzeption
vorlag. Als Strippenzieher galt der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete und
heutige sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Die Umstände der Bewilligung und die für ein geisteswissenschaftliches
Institut außerordentlich hohe Fördersumme [1][erregten das Misstrauen der
Opposition]. Auch in Sachsen vermuteten Grüne und Linke und sogar der
CDU-Koalitionspartner SPD hinter dem Zusammenhaltsgedanken eher einen
patriotisch-konservativen Ansatz. Sachsen wurde intern bereits als
Stammsitz des Instituts gehandelt, auch die TU Dresden zeigte Interesse.
Das Bundesbildungs- und -forschungsministerium wurde von dem Projekt
offenbar völlig überrascht. Obschon der Stufenplan für das Jahr 2017
bereits eine Million Euro Förderung vorsah, konnte das Ministerium erst im
November Richtlinien vorlegen und eine Bewerbungsphase starten.
Im Frühjahr 2017 hatte das Echo auf die Gründungsabsicht aber schon für
eine Weichenstellung gesorgt. Das Institut sollte nicht an einem zentralen
Ort entstehen, sondern als Verbund. Im Sommer 2018 nun wurde
parteiunabhängig und nach wissenschaftlichen Kriterien eine Auswahl
getroffen, wie das Ministerium betont.
## Es wird noch ein weiteres Jahr vergehen
Das Ergebnis überrascht zumindest in Teilen. Dresden ging völlig leer aus,
auch Werner Patzelt als Bewerber, der Gedanken zum Institut auch in seinem
Buch „Neue Deutsche in einem alten Land“ geäußert hatte. Die Leipziger
Universität hingegen bringt ihr Forschungsprojekt „Populismus und die
Dialektik des Globalen“ in das Institut ein. Unter den Antragstellern ist
auch der Theologe Gert Pickel, Mitautor des Buches „Extremismus in
Sachsen“.
Auch das Jenaer Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft der
Amadeu-Antonio-Stiftung kann den noch vor eineinhalb Jahren gehegten
Verdacht eines konservativen Think-Tanks nur widerlegen. Die FU Berlin ist
mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung vertreten.
Eine erste Reaktion kam von Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria
Stange. Sie begrüßte die Leipziger Teilnahme insbesondere als Antwort auf
Populismus und neue politische Strömungen, die „den gesellschaftlichen
Zusammenhalt gefährden“. Bis der dezentrale Forschungsverbund arbeiten
kann, wird nun ein weiteres Jahr vergehen. Wohin die für 2018 vorgesehene
Fördertranche von drei Millionen Euro fließen wird, ist noch unklar.
4 Oct 2018
## LINKS
[1] /Umstrittenes-CDU-Institut-in-Sachsen/!5382507
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Sachsen
Populismus
Forschung
TU Dresden
Werner Patzelt
CDU
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