# taz.de -- Kommunalisierung des ÖPNV: Sägen am privaten Monopol | |
> Rot-Rot-Grün hat die Schaffung eines landeseigenen Fahrzeugpools für die | |
> S-Bahn beschlossen. Und das ist auch gut so. | |
Bild: Künftig hoffentlich mit weniger Schwachstellen: Ein Besucher der Innotra… | |
Manche BerlinerInnen, vor allem Neuzugänge und notorische Autofans, wundern | |
sich immer wieder, wenn sie erfahren, dass BVG und S-Bahn nicht dasselbe | |
sind. Dass Erstere komplett dem Land Berlin gehört und Letztere der S-Bahn | |
Berlin GmbH, einer privaten Gesellschaft im DB-Konzern. Es gibt für diese | |
Trennung auch keine logischen, nur historische Gründe. Organisatorisch und | |
finanziell wäre es für das Land klar von Vorteil, würde ihm auch die S-Bahn | |
gehören. | |
Das wird so schnell nicht passieren. Die Bahn-Tochter macht nach der | |
einigermaßen überstandenen Krise, die vor bald zehn Jahren losbrach, wieder | |
gute Gewinne. Und zwar, obwohl ihr Jahr für Jahr ein paar Millionen durch | |
die Lappen gehen, die ihr der Senat nicht zahlt, weil Zuverlässigkeit und | |
Pünktlichkeit weiterhin zu wünschen übrig lassen. Mehr noch: Der | |
Verkehrsvertrag, mit dem sich die GmbH 2015 den Betrieb der Ringbahn (eines | |
von drei Teilnetzen) bis 2036 sicherte, kommt die BerlinerInnen teurer als | |
die Vorgängervereinbarung. | |
Jetzt aber sägt Rot-Rot-Grün am privaten Monopol auf den S-Bahn-Gleisen: | |
Die Koalition hat beschlossen, dass alle neuen Züge, die in Zukunft auf den | |
anderen beiden Teilnetzen Stadtbahn und Nord-Süd-Bahn fahren werden, | |
Landeseigentum sein sollen. Sie kommen in einen sogenannten Fahrzeugpool, | |
aus dem sich dann der oder die Betreiber bedienen können. | |
## Der Preis lässt sich drücken | |
Das ist gut, denn damit hat das Land die technische Qualität der Bahnen | |
besser unter Kontrolle. 2009 war es ja zur Krise gekommen, weil es die | |
DB-Sparfüchse mit der Wartung der Züge nicht mehr so genau genommen hatten. | |
Es kann aber auch finanziell vorteilhaft sein: Die gewaltigen | |
Investitionen, die die anstehende Erneuerung des Fuhrparks bedeutet, können | |
kleinere Anbieter als die DB kaum stemmen. Wenn garantiert ist, dass das | |
Land die Kosten trägt und diese nicht langfristig über den Betrieb | |
hereingeholt werden müssen, kann hier mehr Wettbewerb stattfinden – und der | |
könnte für Berlin den Preis drücken. | |
Aber Wettbewerb ist auch nicht alles. Problematisch erscheint die von den | |
Grünen durchgesetzte Möglichkeit, dass im Rahmen der Vergabe verschiedene | |
Firmen bei Beschaffung und Betrieb zum Zuge kommen können. Sprich, eine | |
ordert und wartet die Züge, mit denen die andere herumfährt. Im schlimmsten | |
Falle sind das die sprichwörtlichen beiden Hände, von denen die eine nicht | |
weiß, was die andere tut. | |
29 Sep 2018 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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