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# taz.de -- Studie zur katholischen Kirche: Tausendfache sexuelle Übergriffe
> Eine Studie zu sexuellem Missbrauch wurde vorab bekannt: Die katholische
> Kirche hat Fälle über Jahrzehnte vertuscht. Opfer kommen noch immer nicht
> zu Wort.
Bild: An der Aufklärung ihrer Missbrauchsfälle scheint die katholische Kirche…
Hamburg epd | Jahrzehntelanger Missbrauch und Vertuschung: Die Studie der
Deutschen Bischofskonferenz über den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen
in der katholischen Kirche präsentiert dramatische Zahlen, wie mehrere
Medien am Mittwoch berichteten. Dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel zufolge
erfasst sie zwischen 1946 und 2014 insgesamt 3.677 sexuelle Vergehen durch
1.670 Kleriker an überwiegend männlichen Minderjährigen. Die Wochenzeitung
Die Zeit berichtete von Vertuschung und Aktenvernichtung. Die Opfergruppe
„Eckiger Tisch“ sprach von erschütternden Zahlen.
Laut Spiegel waren mehr als die Hälfte der Opfer zum Tatzeitpunkt maximal
13 Jahre alt, in etwa jedem sechsten Fall kam es zu einer Vergewaltigung.
Es bestehe außerdem Grund zu der Annahme, dass der Missbrauch weiter
andauere, zitiert der Spiegel aus der Studie.
Die Zeit berichtete, von den 1.670 Beschuldigten sei nur gegen 566 ein
kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet worden, 154 davon hätten ohne
Strafe oder Sanktionen geendet. In 103 Fällen habe es eine Ermahnung
gegeben, nur gegen knapp 38 Prozent der Beschuldigten sei Strafanzeige
gestellt worden, meist von den Betroffenen oder ihren Familien.
Repräsentanten der Kirche haben laut Zeit nur in 122 Fällen die weltliche
Justiz eingeschaltet, das entspricht 7,3 Prozent der Beschuldigten.
„Die Bereitschaft der Kirche, Fälle des sexuellen Missbrauchs mit den
eigenen dafür vorgesehen Verfahren zu untersuchen und Beschuldigte
gegebenenfalls einer kirchenrechtlichen Bestrafung zuzuführen“, sei in
Anbetracht der Befunde „als nicht sehr ausgeprägt anzusehen“, zitiert die
Zeit aus dem Bericht.
## Hinweise auf Aktenmanipulation
Zugleich stelle die Untersuchung strukturelle Mängel fest. „In einigen
Fällen fanden sich eindeutige Hinweise auf Aktenmanipulation“, zitiert die
Wochenzeitung aus der Studie. In zwei Bistümern seien Akten mit Bezug auf
sexuellen Missbrauch Minderjähriger in früherer Zeit vernichtet worden. Die
Forscher hätten außerdem dokumentiert, dass sie selbst nie in die Archive
der Bistümer durften: „Das Forschungsprojekt hatte keinen Zugriff auf
Originalakten“, heißt es laut Zeit. Alle Archive und Dateien der Diözesen
seien von deren eigenem Personal durchgesehen worden.
Der „Eckige Tisch“ sieht darin einen Beleg dafür, dass die katholische
Kirche in Deutschland wie [1][ihre Schwesterkirchen in den USA], Australien
oder Irland „in ein System aus Missbrauch und Vertuschung verstrickt“ ist.
Zugleich kritisierte Sprecher Matthias Katsch, dass es keine Opfer-Aussagen
gebe. Nötig sei deshalb eine umfassende, unabhängige Untersuchung.
„Dafür muss die Kirche den direkten Zugang zu ihren Akten und Archiven
bereitstellen“, verlangte Katsch. Zu erwartende Entschuldigungserklärungen
blieben so lange unglaubwürdig, „wie die Bischöfe sich nicht zu einer
umfassenden Aufarbeitung und damit verbunden der Zahlung von angemessenen
Entschädigung für das Versagen ihrer Institution bereiterklären“.
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte 2014 die Studie „Sexueller Missbrauch
an Minderjährigen durch katholische Priester und männliche Ordensangehörige
im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ an ein Forschungskonsortium
unter Leitung von Harald Dreßing vom Zentralinstitut für Seelische
Gesundheit in Mannheim vergeben. Beteiligt sind auch das Kriminologische
Institut und das Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg sowie
der Lehrstuhl für Kriminologie der Universität Gießen.
Für die Studie werteten die Wissenschaftler laut Spiegel 38.000 Personal-
und Handakten aus allen 27 katholischen Diözesen aus. 2016 hatte die Gruppe
einen Zwischenbericht vorgestellt, im Juni 2017 verlängerte die Deutsche
Bischofskonferenz die Untersuchung. Die abschließenden Ergebnisse will sie
am 25. September auf ihrer Herbstvollversammlung in Fulda vorstellen.
12 Sep 2018
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