| # taz.de -- Obama gegen Trump: „Gleichgültigkeit“ bedroht Demokratie | |
| > Barack Obama wirbt vor der Kongresswahl für die US-Demokraten. Ein | |
| > ehemaliger Wahlkampfberater Trumps muss für 14 Tage ins Gefängnis. | |
| Bild: Mit erhobenem Zeigefinger: Barack Obama | |
| Washington rtr/ap Zwei Monate vor den Kongresswahlen hat sich der frühere | |
| US-Präsident Barack Obama in den Wahlkampf eingeschaltet und in einer | |
| Brandrede scharfe Kritik an seinem Nachfolger Donald Trump geäußert. Obama | |
| warf den regierenden Republikanern vor, die Demokratie zu gefährden, das | |
| Land zu spalten, internationale Bündnisse zu untergraben und mit Russland | |
| auf Schmusekurs zu gehen. | |
| Bei einem Auftritt an der Universität des Bundesstaats Illinois unterstrich | |
| er die Bedeutung der Wahlen Anfang November. „Es gibt derzeit nur ein | |
| Hindernis für schlechte Politik und Machtmissbrauch, und das ist eure | |
| Stimme“, rief der zur Partei der Demokraten gehörende Ex-Präsident seinen | |
| Zuhörern zu. | |
| Nach [1][Trumps Wahlsieg im Herbst 2016] hatte sich Obama mit Angriffen auf | |
| seinen Nachfolger zurückgehalten. Doch nun forderte er die Wähler in | |
| eindringlichen Worten dazu auf, Trump Einhalt zu gebieten. „Solltet ihr | |
| gedacht haben, dass Wahlen keine Rolle spielen, dann hoffe ich, dass die | |
| beiden vergangenen Jahre diesen Eindruck korrigiert haben“, sagte er. „Die | |
| Politik der Spaltung und des Ressentiments und der Paranoia haben leider in | |
| der Republikanischen Partei ein Zuhause gefunden.“ | |
| Trump sei nicht die Ursache, sondern nur das Symptom dieser Entwicklung. | |
| „Letztlich liegt die Bedrohung für unsere Demokratie nicht in Donald Trump | |
| oder der aktuellen Besetzung der Republikaner im Kongress. Die größte | |
| Bedrohung für unsere Demokratie ist die Gleichgültigkeit.“ | |
| ## „Ich bin eingeschlafen“ | |
| Trump selbst reagierte abschätzig auf Obamas Äußerungen. „Tut mir leid, ich | |
| hab's gesehen, aber ich bin eingeschlafen“, sagte er auf einer | |
| Spendenveranstaltung im Bundesstaat North Dakota. Auch er ruft seine | |
| Anhänger zu den Wahlurnen. So könnten sie ein etwaiges | |
| Amtsenthebungsverfahren gegen ihn verhindern, mahnte er zuletzt. | |
| Am 6. November werden ein Drittel des Senats und das gesamte | |
| Repräsentantenhaus neu gewählt. Umfragen zufolge könnten Trumps | |
| Republikaner mindestens eine Kammer an die Demokraten verlieren. Diese | |
| könnten dann große Teile seiner politischen Arbeit blockieren. Außerdem | |
| könnten sie weitere Ermittlungen gegen die aktuelle Regierung in Gang | |
| setzen. | |
| Die Wahlen werden mitunter als ein Referendum über Trump betrachtet. Dieser | |
| steht unter Druck wegen Untersuchungen zu einer möglichen russischen | |
| Einflussnahme auf die Präsidentenwahl 2016. Außerdem sieht er sich | |
| zunehmenden Zweifeln an seiner Eignung für das Präsidentenamt ausgesetzt. | |
| ## Trumps Wahlkampfberater muss 14 Tage in den Knast | |
| Derweil muss ein früherer Wahlkampfberater von Trump wegen Irreführung der | |
| Polizeibehörde FBI 14 Tage ins Gefängnis. Ein Gericht in Washington sah es | |
| am Freitag als erwiesen an, dass George Papadopoulos das FBI im vergangenen | |
| Jahr in den Russland-Ermittlungen angelogen hat. In dem Fall wurde erstmals | |
| detailliert dargelegt, dass ein Mitglied der Trump-Kampagne von russischen | |
| Bemühungen wusste, auf die Präsidentenwahl 2016 Einfluss zu nehmen. | |
| Papadopoulos ist der erste ehemalige Trump-Berater, der nun im Zuge der | |
| Untersuchungen des Sonderermittlers Robert Mueller verurteilt worden ist. | |
| Ein Schuldspruch gegen Trumps früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort | |
| erging zwar Ende August wegen Finanzbetrugs. Diese Vergehen standen aber | |
| nicht im Zusammenhang mit dessen Arbeit für den heutigen Präsidenten. | |
| „Ich habe einen fürchterlichen Fehler gemacht, aber ich bin ein guter Mann, | |
| der eifrig eine Wiedergutmachung anstrebt“, sagte Papadopoulos vor Gericht. | |
| Er schäme sich für sein Handeln, erklärte er und räumte ein, dass er | |
| FBI-Ermittler während einer Befragung im vergangenen Jahr belogen habe, | |
| könne letztlich ihre Arbeit behindert haben. | |
| US-Richter Randolph Moss sagte, Papadopoulos' Täuschung der Beamten sei | |
| keine „edle Lüge“ gewesen. Vielmehr habe er einen Job in der | |
| Trump-Regierung gewollt und dies nicht durch eine etwaige Verbindung zu den | |
| Russland-Ermittlungen aufs Spiel setzen wollen. | |
| ## „Wirklich, wirklich unfair“ | |
| Konkret hatten die Staatsanwälte beklagt, durch Papadopoulos Falschaussagen | |
| während einer Befragung im Januar 2017 sei den Ermittlern die Chance | |
| entgangen, mit einem Professor zu sprechen, der sich zum damaligen | |
| Zeitpunkt in den USA befand. Dieser Professor hatte Papadopoulos gesagt, | |
| die Russen hätten schädliche Informationen über Trumps Gegnerin im Rennen | |
| um die Präsidentschaft, Hillary Clinton. Im Februar 2017 verließ er die USA | |
| und kehrte seither nicht zurück, wie aus FBI-Unterlagen bekannt wurde, die | |
| in dem Gerichtsprozess verwendet wurden. | |
| Papadopoulos‘ Strafe fiel deutlich geringer aus als die von der | |
| Staatsanwaltschaft geforderte Inhaftierung von maximal sechs Monaten. | |
| Papadopoulos' Verteidiger strebten dagegen eine Bewährungsstrafe an und | |
| sagten, ihr Mandant habe umfassend mit den Behörden kooperiert. | |
| Der Präsident sagte am Freitag indes in der Air Force One, Muellers | |
| Ermittlungen zur russischen Einmischung in die Wahl hätten „vor langer | |
| Zeit“ eingestellt werden müssen. Sie seien „wirklich, wirklich unfair“ f… | |
| die Zwischenwahlen im Kongress im November. Er bekräftigte, es habe keine | |
| Absprachen zwischen Moskau und irgendwem in seinem Wahlkampfteam gegeben. | |
| Trump war unterwegs nach North Dakota, wo er an einer republikanischen | |
| Spendensammlung für die Kongresswahlen teilnehmen sollte. | |
| 8 Sep 2018 | |
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