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# taz.de -- Kapitänsbinde des VfL Wolfsburg: Ich bin ja tolerant, aber …
> Der VfL Wolfsburg führt eine regenbogenfarbene Kapitänsbinde für alle
> Teams ab der U10 ein. Profi-Spieler Josip Brekalo übt daran Kritik.
Bild: Joshua Guilavogui trägt die Regenbogenbinde beim Spiel gegen Schalke 04
Berlin taz | In dieser Saison tragen ab der U10 die Kapitäne aller
Fußballmannschaften des VfL Wolfsburg eine regenbogenfarbene Binde. Zuvor
trug schon die Kapitänin des Wolfsburger Frauenteams, Nilla Fischer, seit
etwa eineinhalb Jahren das zur Toleranz aufrufende Accessoire. Ausgerechnet
aus dem Profi-Team der Männer kommt nun Kritik.
Geschäftsführer Jörg Schmadtke erklärte dazu: „Wir stehen als Verein für
eine tolerante Gesellschaft.“ Daher wolle man über die gesamte Saison und
in allen Teams ein „deutliches Zeichen setzen und so zeigen, dass wir für
Vielfalt stehen“.
Unter anderem hatte Deutschlands reichweitenstärkstes LGBTI-Onlinemedium
[1][queer.de darüber berichtet] und auch in sozialen Netzwerken äußerten
sich zahlreiche User positiv zu Wolfsburgs Entschluss.
Und auch innerhalb der Mannschaft stößt die Neuerung auf Zuspruch. Kapitän
Joshua Guilavogui erklärte vor dem Spiel gegen den FC Schalke, es solle
gezeigt werden, „dass bei uns im Stadion und im Verein alle willkommen
sind.“ Es sei egal, welche Hautfarbe, welches Geschlecht und welchen
Glauben man habe oder wen man liebe. „Fußball ist für alle da.“ Dafür st…
der Regenbogen und das Team stehe dahinter.
## Josip Brekalo gegen Regenbogen-Binde
Doch Letzteres stimmt anscheinend nicht gänzlich. Der 20-Jährige Spieler
Josip Brekalo fiel dadurch auf, dass er [2][zwei Kommentare auf Instagram
likte], die sich eindeutig abfällig gegenüber der Einführung der
Regenbogen-Binde äußerten. In einem stand: „Bah Alter sieht echt Scheisse
aus. Der arme Joshua.“ Der andere bestand aus drei sich übergebenden
Smileys. Als er auf einer Pressekonferenz darauf angesprochen wurde, zeigte
Brekalo den Journalisten ein defektes Handy und behauptete, es würde von
alleine Beiträge liken.
Unabhängig davon, dass es zweifelhaft ist, dass sein Handy zufälligerweise
in einem so kurzen Zeitraum zwei inhaltlich so ähnliche Beiträge liket, ist
es viel interessanter, was Brekalo anschließend sagt. Obwohl er beteuert,
alle Menschen und Lebensweisen zu respektieren, spricht er sich gegen die
Regenbogen-Binden aus. „Trotzdem muss ich aber auch sagen, dass ich nicht
vollständig hinter dieser Aktion stehen kann, denn es widerspricht meiner
christlichen Überzeugung. Ich bin sehr religiös erzogen worden. Wenn jemand
eine andere Art zu leben bevorzugt, dann ist das okay für mich, weil das
seine Sache ist. Aber ein spezielles Symbol für die Einstellung anderer
Leute muss und möchte ich nicht tragen.“
Was Brekalo dabei vergisst: Die Regenbogenflagge ist zwar seit einigen
Jahrzehnten ein Symbol, das von der LGBT-Community verwendet wird. Doch es
ist auch ein Symbol, dass alle Menschen gleichermaßen miteinbezieht, da es
für die Toleranz gegenüber allen Menschen steht. Auch Nilla Fischer
[3][äußerte Anfang Juni], der Regenbogen stehe „für den Stolz, die Person
zu sein, die du bist, und dafür deine Mitmenschen respektvoll zu
behandeln.“ Insofern ist es paradox: Einerseits äußert Brekalo, er
toleriere andere Arten zu leben, andererseits spricht er sich gegen das
Symbol aus, das eben diese Toleranz zelebriert wie kein zweites.
Heikel ist zudem, dass er seine Haltung öffentlich äußerte und damit
indirekt seinen Arbeitgeber kritisierte. Doch zum Glück für den
aufstrebenden Spieler geht Geschäftsführer Schmadtke locker damit um. „Wir
tolerieren die Aussagen des Spielers, auch wenn wir als Klub anderer
Auffassung sind.“
27 Aug 2018
## LINKS
[1] https://www.queer.de/bild-des-tages.php?einzel=2367
[2] https://twitter.com/gsusminor/status/1033260948772007936?ref_src=twsrc%5Etf…
[3] https://www.dfb.de/frauen-nationalmannschaft/news-detail/fischer-wir-koenne…
## AUTOREN
Dariusch Rimkus
## TAGS
Kapitän
Fußball
Toleranz
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
VfL Wolfsburg
Homophobie
Regenbogenflagge
Schwerpunkt LGBTQIA
Antidiskriminierung
Jörg Schmadtke
Fußball
Deutscher Fußballbund (DFB)
Homosexualität
Frauen-WM 2019
Fußball
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