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# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Wenn Bildern Haare wachsen
> Marlon Wobst hat ein neues Material für sich entdeckt: Wollfilz. Zu sehen
> gibt es diese Bilder bei Schwarz Contemporary. Die taz sprach mit dem
> Künstler.
Bild: Marlon Wobst, „Haare“, 2018. Installationsansicht bei Schwarz Contemp…
Wenn einer wie Marlon Wobst seiner jüngsten Einzelausstellung bei
[1][Schwarz Contemporary] den Titel „Haare“ gibt, ist man versucht, selbige
weniger auf Köpfen denn auf Körpern zu suchen. Menschliche Körper, oft
gänzlich entblößte, gehören schließlich zu den liebsten Sujets des Berliner
Malers.
Wobst zeigt sie ungeschönt beim Sex, Sonnenbad oder Sport, wobei sie dann
in der Regel funktional bekleidet sind, sowie in allerlei mitunter
merkwürdigen oder auch albernen Posen, wie sie Körper nun einmal hin und
wieder einnehmen.
In Wirklichkeit beziehen sich die „Haare“ jedoch auf das Material der
Arbeiten, denn der Wollfilz aus dem Bastelbedarf, den Wobst kürzlich für
sich entdeckte, besteht bekanntlich aus kuschelig weichem, unentwirrbar
verwickeltem Tierhaar.
Die Art und Weise, wie der Künstler damit in fröhlicher Unverfrorenheit
arbeitet, erinnert durchaus an jene anthroposophisch angehauchten Püppchen
oder Kissenbezüge, die auf Kunsthandwerkermärkten angeboten werden, was den
eigenwilligen Humor der Bilder nur noch verstärkt.
Auf die Spitze treibt Wobst diesen im größten der Filzbilder. Es handelt
sich um die Reproduktion eines zufällig gefundenen Einkaufszettels, den man
sich nicht besser ausdenken könnte: „Kaffe Kaffe Wasser Sahne Schnaps
Kaffesahne“.
Mit der Ausstellung ist Schwarz Contemporary für den VBKI-Preis Berliner
Galerien nominiert, der zur Art Week verliehen wird.
Einblick 740: Marlon Wobst, Maler
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt?
Und warum?
Marlon Wobst: Die „Berlinzulage“ im Künstlerhaus Bethanien an der
Kottbusser Straße ist ein sehenswerter Überblick über die traumhafte Zeit
West-Berlins zu Zeiten der Berliner Mauer, in der so ziemlich alles möglich
war und es für alle genug (bezahlbaren) Platz gab. Ich mochte am liebsten
die Arbeiten der Künstlergruppe endart!
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?
Ich habe mir dieses Jahr zwei Wünsche erfüllt: die Rolling Stones im
Olympiastadion und Nick Cave in der Waldbühne – zwei legendäre Konzerte!
Zufällig bin ich dann noch bei Anderson Paak in der Columbiahalle gelandet,
was auch der Hammer war. Und auf jeden Fall schaue ich mir Les Trucs am 15.
September im Ballhaus beim KGB Festival an.
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit
durch den Alltag?
Die Autobiographie Fuzz One – A Bronx Childhood. Vincent Fedorchak zieht
1970 mit acht Jahren von Gary, Indiana nach New York City in die Bronx und
erlebt und gestaltet die Geburtsstunde des Graffiti mit.
Was ist dein nächstes Projekt?
Gerade arbeite ich noch an einer Publikation zur aktuellen Ausstellung
„Haare“ bei Schwarz Contemporary, die noch bis zum 30. September läuft. Ach
ja, und natürlich Daumen drücken: Meine Ausstellung ist neben zwei weiteren
für den VBKI-Preis Berliner Galerien 2018 nominiert, die Preisverleihung
findet am 28. September im Rahmen der Berlin Art Week statt.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten
Freude?
Ich habe ein 1A-Pizzateig-Rezept entdeckt, außerdem hat mir mein
Schwiegervater einen Pfannenschaber aus starrem Kunststoff geschenkt, mit
dem man wirklich restlos alles aus der Pfanne gekratzt bekommt. Und: Meine
Töchter!
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg
immer donnerstags in der Printausgabe der taz.
5 Sep 2018
## LINKS
[1] http://www.schwarz-contemporary.com/
## AUTOREN
Beate Scheder
## TAGS
Kunst Berlin
Einblick
Malerei
Performance
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