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# taz.de -- Makler-Provisionen beim Immobilienkauf: Kein Geld für Schrott
> Immobilienkäufer sollen nicht mehr unsinnige Makler-Provisionen zahlen
> müssen. Wunderbar. Aber es gäbe mehr Maßnahmen gegen Wohnwucher.
Bild: Wer eine Wohnung kauft, ist schnell gefangen in unnötig hohen Nebenkosten
Berlin taz | Schon beim puren Lesen des Wortes „Baukindergeld“ [1][ärgert
man sich grün und gelb und schwarz] zusammen. Zehn mühsam abgeknapste
Steuermilliarden will die Große Koalition der Dummbatzen dafür ausgeben –
und die Immobilienhaie, Bauträger und natürlich die ewigen Makler können
ihre Veitstänze des Glücks über das Geschenk vor allem einiger CDUler in
der Koalition gar nicht mehr einstellen.
Die 12.000 Euro, die kaufwillige Kleinfamilien sogar rückwirkend zum 1.
Januar von Vater Staat erhalten, werden wahrscheinlich einfach an die
Stützen der Wohnungswirtschaft durchgereicht werden. Motto: Ich geb dir das
Baukindergeld, dann baust du mir noch die schöneren Kacheln im Flur für
umme ein.
Noch ist Niedrigzinsphase – wer kann und will, sollte die Möglichkeit,
Eigentümer zu werden, vielleicht nutzen. Natürlich ist es skandalös, wie
die Schar der unbedarften Möchtegerne und neugebackenen Besitzer gerade
abgezockt wird: Während die Bank mal nicht ganz so viel an ihnen verdient,
winken Mondpreise für Schrottimmobilien im Speckgürtel von Jottwede ohne
Bushaltestelle, bei den Handwerkern, den Hausverwaltungen, in den
Baumärkten. Die Erwerbsnebenkosten sind sogar der ganz helle Wahnsinn. 15
Prozent zusätzlich zur Kaufsumme sollte dafür jeder Kaufaspirant auf dem
Konto rumliegen haben – die Bank gibt dafür keinen Kredit.
Wer zum Beispiel eine Eigentumswohnung für 400.000 Euro kauft, muss derzeit
mindestens 60.000 Euro für Nebenkosten draufschlagen. Am ungerechtesten:
die Maklergebühren. Der Makler, der in dieser Ära der fast unbegrenzten
Zahl von Kaufinteressenten am wenigsten aller Beteiligten zu tun hat,
streicht je nach Bundesland zwischen 5,95 und 7,14 Prozent der Kaufsumme
ein. In Beispielfall sind das 28.560 Euro. Dafür bekommt der Käufer ein,
zwei Besichtigungen des Objekts, ein Exposé, Unterlagen vom Grundriss bis
zum Energiebedarfsausweis.
## Das madenartige Leben der Vermittler
Zudem: Die „Arbeit“ des Maklers, das Vermitteln, ist bei der derzeitigen
Marktlage relativ unnötig. Wie madenartig sein Leben in Zeiten des
Immobilienbooms ist, zeigt sich gerade auf dem Portal Immoscout, wo fast
zwei Drittel aller Objekte vom Makler offeriert werden: Hier wird nun
darüber sinniert, was Makler alles bei der [2][Erstellung von Drohnenvideos
für ihre Wohnungspräsentation] beachten müssen.
Sonst hat der Makler wenig andere Probleme: Niemand fragt, ob seine
Provision tatsächlich prozentual am Kaufpreis festgemacht werden muss – und
nicht einfach nach Leistung ausgehandelt. Niemand fragt, warum die
Provisionen in Deutschland weit über dem europäischen Durchschnitt liegen.
Immerhin fragt Justizministerin Katarina Barley (SPD) jetzt, warum sich das
Bestellerprinzip nicht auch auf Kaufimmobilien ausweiten lässt.
Ergo: Derjenige hätte die Maklerkosten zu tragen, der den Makler beauftragt
hat. Also meist der Eigentümer. In 11 der 16 Bundesländern teilen sich
jetzt schon Käufer und Verkäufer die Provision, überwiegend hälftig. Und:
Das Bestellerprinzip wurde bereits vor zwei Jahren zusammen mit einer
Deckelung der Courtagen 2015 bei der „Vermittlung“ von Mietwohnungen
eingeführt.
Natürlich wird es auch hier teilweise üble Erfahrungen mit Eigentümern
geben, die die Provisionen einfach auf die Kaufsummen drauflegen. Aber die
Kneipenregel „Wer bestellt, zahlt“ könnte Wildwüchse beim Makeln begrenze…
Das zeigt sich auswärts: Sowohl in Österreich als auch in den Niederlanden
gilt inzwischen das Bestellerprinzip. In Österreich ist die Provisionshöhe
je nach Preishöhe gesetzlich bei etwa 3 Prozent gedeckelt. In den
Niederlanden, wo Preisabsprachen verboten sind, hat der Wettbewerb
inzwischen zu Provisionen zwischen 1 und 2 Prozent geführt.
## Bis die Reformen greifen, steigt der Bauzins wieder
Und die anderen Nebenkosten? Wer braucht im Blockchain-Zeitalter noch
Grundbücher und Notare, die sich um die Einträge dort kümmern? Und: Warum
muss die Grunderwerbsteuer eigentlich in einigen Bundesländern bei bis zu
6,5 Prozent des Kaufpreises liegen? Schade nur: Bis hier die ersten
Reformen für die eigentumswilligen „jungen Familien“ greifen, liegt der
Bauzins wieder bei 8 Prozent und mehr.
14 Aug 2018
## LINKS
[1] /Debatte-Baukindergeld-und-Wohnungsnot/!5517410
[2] https://blog.immobilienscout24.de/das-muessen-makler-beim-flug-mit-drohnen-…
## AUTOREN
Kai Schöneberg
## TAGS
Baukindergeld
Zinsen
Immobilienmarkt
Makler
Wohnungspolitik
Wohnungen
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