Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Tragödie der Elfenberaterin: Scheitern auf der Strecke
> Nach massiver Kritik zieht sich die „Elfenberaterin“ Melanie Rüter
> zurück. Sie wollte helfen, Unfälle auf einer Autobahn zu verringern.
Bild: Auf der A2 passieren viele Unfälle, eine Elfenberaterin wollte dagegen v…
Niedersachsens Verkehrsamt muss sich erklären. Erstens, weil es auf einem
Abschnitt der Autobahn A2 immer wieder schwere Unfälle gibt. Und Zweitens,
weil eine selbsternannte Elfenbeauftragte beleidigt ist. Nach ersten
Medienberichten ziehen nun auch weitere Behörden zu ihrer Person Position.
Zwar nicht wegen des Konflikts, aber wegen des Expertinnenrats aus dem
Elfenbusiness an sich.
Melanie Rüter war als „Elfenberaterin“ in den vergangenen Tagen rasch
bekannt geworden. Zu Jahresbeginn hatte sie sich an die Niedersächsische
Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr gewandt, die für die A2 zuständig
ist. In ihrer Position als, wie sie es nennt, „Botschafterin der
Naturwesen“, war ihr bewusst geworden, dass die häufigen Unfälle auf der
Autobahn mit dem Zorn der Elfen zusammenhängen mussten. Sie wollte helfen.
In ihrem Blog schreibt Rüter: „Gerade Autounfälle, die vermehrt an den
selben Stellen auf gerader und eigentlich ungefährlicher Strecke passieren,
sprechen für die Rache der Elfen.“ Zu ihrer Überraschung willigte die
Verkehrsbehörde ein, sie im Juni auf einer Kontrollfahrt mitfahren zu
lassen.
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) [1][berichtete zuerst über ihren
Einsatz an der Autobahn]. Auf ihrer Fahrt an den Unfall-Brennpunkten
entlang habe die Frau sofort „sehr traurige Energien“, die sie als
„aufgebrachte Naturwesen, die rebellierten und sich ihr Stück Natur
zurückholen wollten“ identifiziert, heißt es in dem Zeitungsbeitrag.
Zusammen mit ihrer Kollegin, der Tierkommunikatorin Marion Lindhof, habe
sie dann fünf neuralgische Punkte auf dem Streckenabschnitt „energetisch
versiegelt“. Damit sollte die Unfallserie beendet werden.
Die zuständige Landesstraßenbaubehörde Hannover begründet ihre
Entscheidung, die Elfenberaterin ins Boot zu holen, gegenüber der Zeitung
damit, alle Sorgen ernst nehmen zu wollen: „Wir sind eine offene Behörde,
die allen Bürgern gerecht werden möchte und viele Aktivitäten unterstützt�…
sagte Friedhelm Fischer, der Chef der Behörde, der HAZ. Gleichzeitig
betonte er, die Aktivitäten der Elfenberaterin seien mit einer regulären
Streckenkontrolle verbunden worden, es seien auch keine zusätzlichen Kosten
entstanden.
## Viel Gegenwind
Der Beitrag zu Rüters Begleitfahrt wurde schnell von anderen Medien
aufgegriffen und verbreitete sich rasant in den Sozialen Netzwerken.
Allerdings traf die Aktion eher auf Unverständnis. Den Beteiligten schlug
eine Welle der Kritik entgegen. Von „[2][peinlich]“ über „[3][absurd]“…
„[4][durchgedreht]“ war als Reaktion alles dabei.
Der Medienhype zwang sogar die nächsten Behörden zu einer Reaktion auf die
Elfenexpertin. [5][Das Niedersächsisches Verkehrsministerium erklärte] laut
NDR schriftlich: Das Ministerium „hält Spiritualität nicht für ein
geeignetes Mittel, um den Straßenverkehr sicherer zu machen.“ Sie hätten
die Aktion untersagt, wurden aber nicht vorab informiert – und wollen eine
derartige Maßnahme nicht wiederholt sehen.
Das Bundesverkehrsministerium reagierte ähnlich. Gegenüber der Bild-Zeitung
sagte ein Sprecher des Ministeriums: „Der Bund wird Elfenbeauftragte für
die Sicherheit auf deutschen Straßen erst dann einsetzen, wenn Harry Potter
zum Bundeszaubereiminister berufen wird“.
Dass Rüter einen eher ungewöhnlichen Standpunkt vertritt, scheint ihr nicht
neu zu sein. A[6][uf ihrer Website schreibt sie]: „Mein Wissen an die
Öffentlichkeit zu geben hat viele Jahre gedauert. Anfangs traute ich mich
nicht…ich traute MIR nicht. Anders zu sein ist nicht einfach und es gehört
eine Menge Mut dazu.“ Das Thema Elfen scheint eine breite Spanne an
Menschen zu beschäftigen. Gegenüber der taz [7][legte der Elfen-Experte und
Berliner Künstler Wolfgang Müller in einem Interview dar], dass wir gerne
Unerklärliches mit Ungreifbarem verbinden – wie zum Beispiel Elfen. Vor
Bauprojekten würden diese gern als Argument gebracht. „Es ist ja im
Endeffekt egal, ob man es Elfen oder Naturschutz nennt“, so Müller.
## Das Ende der Magie
Aus Enttäuschung über dieses geballte Unverständnis kündigte Elfenberaterin
Rüter nun an, nicht mehr mit Behörden arbeiten zu wollen. Sie schreibt auf
ihrer Website in gedichtartiger Form: „Unsere Absicht war es, der Natur,
den Menschen, den Tieren / und allen unsichtbaren Wesen zu helfen. / Was
jetzt gerade passiert ist reine Sensationslust. / Daran haben wir kein
Interesse und nehmen Abstand. / Unsere Arbeit basiert auf dem Niveau der
Liebe, des Respekts und der / Achtsamkeit.“
Dennoch schließt sie ihren Website-Beitrag mit den hoffnungsvollen Worten:
„Ihr Lieben, / alle Naturwesen haben ein neues zu Hause gefunden.“ Daneben
bedankt sie sich auch „für die vielen positiven Zuschriften und Anrufe“.
Ihre Kollegin Marion Lindhof schließt sich der Elfenberaterin an und
schreibt in ihem Porträt Rüters auf deren Blog: „Es war ihr schon immer
egal, was andere von ihr halten.“
Der Verlauf der Ereignisse scheint ihren Kritikern Recht zu geben: Seit
Juni [8][gab es schon wieder eine Reihe neuer Unfälle]. Zur Diskussion
stehen weiter verschiedene traditionelle Maßnahmen zur Entschärfung der
Lage auf der Ost-West-Autobahn: Beschleunigung der Bauarbeiten, Aufheben
der Fahrbahnstreifensperrungen. Die Polizei will außerdem vermehrt
Geschwindigkeitsmessungen und Abstandskontrollen durchführen. Ob das hilft,
wird sich in der aktuellen Urlaubszeit womöglich bald zeigen.
10 Aug 2018
## LINKS
[1] http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/A-2-bei-Hannover-Elfenbeauftragte-…
[2] https://twitter.com/roving_master/status/1026487658963525632
[3] https://twitter.com/roemerli/status/1027450507223347200
[4] https://twitter.com/_solsken/status/1026029914389209088
[5] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/A2-…
[6] http://www.melanie-geistiges-heilen.de/home
[7] /Autor-Wolfgang-Mueller-ueber-Elfen/!5521311
[8] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/A…
## AUTOREN
Sarah Kohler
## TAGS
Elfen
Unfälle
Kritik
Bundesumweltministerium
Verkehrsministerium
Elfen
Island
## ARTIKEL ZUM THEMA
Autor Wolfgang Müller über Elfen: „Es kann sehr poetisch sein“
Eine „Elfenexpertin“ soll die häufigen Unfälle auf der A2 erklären.
Unerklärliches wird gerne mit Ungreifbarem in Verbindung gebracht, sagt
Wolfgang Müller.
Elfenexperte über Bauarbeiten in Island: „Auf mich wirkt das sehr rational“
In Island mussten Bauarbeiter einen Felsen freilegen und putzen, um die
darin vermuteten Elfen zu besänftigen. Verrückt? Ach was, meint Wolfgang
Müller.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.