# taz.de -- Kommentar Verfassungsschutz und AfD: Ist Maaßen ein Bock als Gärt… | |
> Ein Verfassungsschutzchef kann eine Parteichefin beraten. Aber in der AfD | |
> gilt Maaßen als Sympathisant. Das könnte der eigentliche Skandal sein. | |
Bild: Beflissener Bürokrat oder auch AfD-Sympathisant? | |
Die AfD-Aussteigerin Franziska Schreiber hat es berichtet: Hans-Georg | |
Maaßen, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, soll sich mehrfach | |
mit Frauke Petry getroffen haben. Er soll sie beraten haben, wie die AfD | |
eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz vermeiden kann. | |
Dabei soll er Petry und dem AfD-Bundesvorstand empfohlen haben, ein | |
Ausschlussverfahren gegen den Partei-Rechtsaußen und Thüringer | |
AfD-Landesvorsitzenden Björn Höcke einzuleiten. | |
Das alles schilderte die Aussteigerin in ihrem Buch „Inside AfD“, das sie | |
gerade vorstellte. Gestern hat sie mit einer eidesstaatlichen Erklärung | |
nachgelegt, um Zweifel an ihrer Darstellung zu zerstreuen. Gewisse Vorsicht | |
bleibt aber angebracht. Franziska Schreiber kennt die Vorgänge wohl nur vom | |
Hörensagen – aus Schilderungen von Frauke Petry. Maaßen und Petry haben | |
solche Treffen inzwischen dementiert. Wir reden also über ein Gerücht. | |
Allerdings hat Petry sich früher im AfD-Bundesvorstand wohl öfter auf Tipps | |
von Maaßen berufen. Das Gerücht ist also nicht unglaubwürdig. | |
## Die Beobachtung ist kein Selbstzweck | |
Die Opposition witterte sofort einen Skandal. Wer aber schon Treffen von | |
Maaßen und Petry für skandalös hält, hat die Rolle des Verfassungsschutzes | |
nicht verstanden. Der Inlandsgeheimdienst betreibt keine Strafverfolgung, | |
sondern Gefahrenabwehr. Er soll Gefahren durch verfassungsfeindliche | |
Bestrebungen erkennen und vermeiden. | |
Die Verhinderung solcher Gefahren kann natürlich auch durch Beratung von | |
politischen Akteuren erfolgen. Andere Behörden machen das ja auch. Das | |
Kartellamt weist Unternehmen darauf hin, dass es bestimmte Kooperationen | |
für problematisch hält. Die Wasserbehörden fordern Bauern auf, weniger zu | |
düngen. Und wenn Hans-Georg Maaßen die AfD vor Björn Höcke warnt, dann hat | |
er damit ziemlich Naheliegendes ausgesprochen. | |
Die Beobachtung einer Partei durch den Verfassungsschutz ist auch kein | |
Selbstzweck. Sie dient im Kern nicht einmal der Gewinnung von | |
Erkenntnissen. Sie ist vor allem eine amtliche Verrufserklärung. Die | |
Steuerung des demokratischen Prozesses durch eine Behörde, ist in der | |
Demokratie aber stets ein systemwidriger Fremdkörper. | |
Wenn ein Verfassungsschutz-Chef versucht, so etwas zu vemeiden, ist das | |
also nicht per se verkehrt, vor allem wenn es um eine Partei geht, die | |
immerhin 10-15 Prozent der Wähler repräsentiert. | |
## Den Bock zum Gärtner gemacht | |
Leider ist bei Maaßen nicht sicher, dass er aus lauteren demokratischen | |
Motiven handelte. Sonst könnte er ja auch einfach zu seinen Treffen mit | |
Petry und zur Beratungsaufgabe seiner Behörde stehen. Frauke Petry scheint | |
auch einen anderen Eindruck von Maaßens Intention gehabt zu haben. | |
In Schreibers Erklärung heißt es, „dass Frauke Petry mir gegenüber mehrfach | |
erwähnte, dass die AfD Glück habe, mit Hans-Georg Maaßen jemanden als Chef | |
des Verfassungsschutzes zu haben, der der Partei wohlgesonnen sei und daher | |
eine Beobachtung vermeiden wolle, und dass man diesen Vorteil nicht | |
verspielen dürfe.“ | |
Der Skandal wäre also nicht, dass Maaßen die AfD beriet und eine | |
Beobachtung der Partei vermeiden wollte. sondern dass er dies tat, weil er | |
der AfD „wohlgesonnen“ war, gewissermaßen als Sympathisant. Das hieße | |
erstens, dass mit einem Verfassungsschutz-Chef Maaßen der Bock zum Gärtner | |
gemacht wurde und zweitens, daß Maaßen sein Amt für Gefälligkeiten nach | |
eigenem Gusto missbraucht hätte. | |
Das sind die eigentlich dramatischen Vorwürfe Schreibers gegen Maaßen. | |
9 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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