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# taz.de -- Kubas Oppositioneller Ferrer: Vom Geheimdienst belastet
> Für die Regierung ist er mehr als nur ein Oppositioneller: José Daniel
> Ferrer. Wegen eines angeblich versuchten Mordes drohen ihm 20 Jahre Haft.
Bild: „Gott, Heimat, Freiheit“: José Daniel Ferrer bleibt kämpferisch
José Daniel Ferrer ist das Gesicht der Unión Patriótica de Cuba, der
Patriotischen Union Kubas. Die größte derzeit in Kuba aktive
Oppositionsgruppe hat ihren Sitz in Santiago de Cuba, und genau dort saß
der 48-Jährige bis Dienstagmorgen in Haft. Der Vorwurf: versuchter Mord.
Daran ändert sich auch mit der Freilassung Ferrers nicht, denn die Anzeige
gegen ihn kommt von einem Mitarbeiter der kubanischen Staatssicherheit. Auf
den Aussagen dieses Zeugen beruht die Anzeige, die Ferrer bis zu zwanzig
Jahre Haft einbringen könnte.
Für Ferrer nichts Neues. Der Mann aus dem rund zwanzig Kilometer von
Santiago de Cuba entfernten Dorf Palmarito del Cauto kennt den bedrückenden
Alltag in kubanischen Knästen bereits aus eigener Anschauung. Er ist einer
der 75 Oppositionellen, die im März 2003 im Rahmen einer landesweiten
Razzia festgenommen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden.
Als „schwarzer Frühling“ wird das Vorgehen von Sicherheitskräften und
Justiz in kubanischen Oppositionskreisen in Anlehnung an den Prager
Frühling bezeichnet. Ferrer wurde damals zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt,
ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft die Exekution des damaligen
Aktivisten gefordert.
Ferrers Vergehen: Er hatte sich im sogenannten Proyecto Varela für ein
Referendum über die politische Zukunft der Insel engagiert. Erst 2011 wurde
Ferrer dank der Vermittlung des Vatikans gemeinsam mit den restlichen 52
bis dahin noch inhaftierten Mitgliedern der „Gruppe der 75“ aus der Haft
entlassen. Amnesty International hat Ferrer als „Gewissensgefangener“
anerkannt.
## Kaum unbeobachtet
Doch anders als viele andere Menschenrechtsaktivisten weigerte sich Ferrer
die Insel zu verlassen und machte sich erneut für politische Reformen
stark. Für die Regierung ist er mehr als nur Oppositioneller, vielmehr ein
„Söldner“, weil er Geld aus dem Ausland erhält, um das Gesellschaftsmodell
und die Regierung auf der Insel zu schwächen. Für Elizardo Sánchez, Gründer
und Vorsitzender der Kubanischen Kommission für Menschenrechte und
nationale Versöhnung (CCDHRN), ist Ferrer hingegen das „sichtbarste Gesicht
der Opposition in Kuba“.
Ferrer kann sich kaum unbeobachtet in Santiago de Cuba und Umgebung
bewegen. So war es auch am 3. August, als Ferrer, der keinen Führerschein
besitzt, sich in seinem Heimatort Palmarito del Cauto für eine Fahrstunde
hinter das Steuer setzte. Dann sprang ihm Dainier Suárez, der Mitarbeiter
der kubanischen Staatssicherheit, der ihn später belasten sollte, vor das
Auto. Ferrer sei ausgewichen, habe den Agenten aber leicht am Ellbogen
gestreift.
Nun muss er sich wegen Mordversuchs verantworten. Ferrer sieht darin den
Versuch, die Unión Patriótica zu schwächen. Im Gespräch mit
Pressevertretern aus Miami gab er sich kämpferisch: „Meine Festnahme, aber
auch die Tatsache, dass derzeit 54 weitere Unpacu-Mitglieder inhaftiert
sind, wird die Arbeit unserer Organisation nicht stoppen können.“
17 Aug 2018
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Kuba
Opposition
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