Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne „Eier“: Chichi um Pipi de Paris
> Die französische Hauptstadt stellt Uritrottoirs für Männer auf, weil die
> nicht dazu zu bewegen sind, eine Toilette zu benutzen. Ach, Penis.
Bild: Ein Uritrottoir: Aus dem Pipi wird in Verbindung mit Stroh oder Sägespä…
Paris ist die Stadt, in der morgens um fünf Uhr Millionen französische
Heinzelmännchen aufstehen, um dafür zu sorgen, dass spätestens zum
petit-déjeuner alles hübsch aussieht. Die Stadt, wo man aus der Hüfte
geschossen postkartenverdächtige Fotos schießen kann. Und die Stadt, in der
Männer ab sofort am Seine-Ufer in Kisten pinkeln.
Testweise hat die Stadt nämlich jetzt Öko-Urinale auf die Gehwege gestellt.
Die sehen ein bisschen aus wie Briefkästen mit einem Blumentopf obendrauf,
sind aber dazu da, dass sich Menschen mit Penissen da hinein entleeren
können – für alle anderen funktioniert es ohne Hilfsmittel leider nicht so
gut.
Paris reagiert damit darauf, dass es Männern offenbar nicht beizubringen
war, eine Kneipe oder öffentliche Toilette aufzusuchen, wenn der Harndrang
zu groß war. Sie pinkelten einfach weiter mitten in die Postkartenmotive
der ganzen Welt.
Die sogenannten Uritrottoirs sind jetzt also eine schulterzuckende Maßnahme
der Stadt Paris, die sich gedacht haben mag: [1][Wenn man schon den Strahl
nicht unterbinden kann, lasst ihn uns wenigstens noch irgendwie produktiv
nutzen]. Aus dem Pipi wird in Verbindung mit Stroh oder Sägespänen nämlich
Kompost. Womit ich natürlich nicht sagen möchte, dass Männer Abfall sind,
oder so was [2][(siehe hier)].
## Bäume gießen
Eine kurze Umfrage in meiner direkten Umgebung hat übrigens gezeigt:
Freipinkelnde Männer sind richtig unbeliebt bei Menschen ohne Penis. Und
ich spreche gar nicht mal von denen, die direkt in Ihren Hauseingang oder
in die Bahnhofsunterführung pinkeln. Auch, die, die sich abseits an einen
Baum stellen – allerdings immer noch gut sichtbar für alle Vorbeilaufenden.
Es geht dabei gar nicht so sehr um „Pfui, Pipi“, sondern darum, dass Männer
es für ganz normal halten, ihre Genitalien und Körperflüssigkeiten
öffentlich zur Schau zu stellen. Schaut her, mein Penis kann Bäume gießen!
Dürreproblem gelöst!
Derweil quetschen sich Frauen beziehungsweise Menschen ohne Penis in
Tankstellenklos, weil sie wissen, dass die zwischenmenschliche Katastrophe
ausbrechen würde, sollten sie sich irgendwo mit blanken Backen hinhocken
und … pinkeln.
## Blumenkübelbriefkasten
Dass Männer sich öffentlich erleichtern, ist dagegen offenbar so normal,
dass sie es lieber in Kauf nehmen, an der Uferpromenade in einen
Blumenkübelbriefkasten strullernd zu einem Urlaubsfoto zu werden, als mal
eben im Bistro à la Petite Courgette freundlich nachzufragen, ob man die
Toilette benutzen kann.
Ich jedenfalls kann es kaum erwarten, bei meinem anstehenden Paris-Urlaub
einen großen Bogen nicht in, sondern um diese Kästen zu machen. Ich habe
stattdessen eine fantastische App installiert, die mir per GPS jederzeit
anzeigt, wo gerade die nächste Toilette ist. Sie heißt „Miss Pipi Paris“.
Leider verfehlt sie komplett die Zielgruppe.
17 Aug 2018
## LINKS
[1] https://www.paris.fr/actualites/uritrottoir-des-pissotieres-ecolos-fleuriss…
[2] /Pro-und-Contra-zu-MenAreTrash/!5528665
## AUTOREN
Peter Weissenburger
## TAGS
Paris
Eier
Penis
Eier
Eier
Feminismus
Eier
Mutter
Eier
Eier
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Eier: Gewicht, Größe, … Punkt!
Ein Neugeborenes braucht so einiges – ein Geschlecht ist dabei am wenigsten
dringend. Trotzdem wollen alle erst mal nur das wissen.
Kolumne Eier: Gekommen, um zu bleiben
Dieses MeToo-Ding mit dem „#“, vor dem sich Männer fürchten – was ist d…
Eine Bewegung, eine Revolution? Das entscheidet sich jetzt.
Kolumne Eier: Bin ich gemacht oder mache ich?
Der Konflikt zwischen Biologie und sozialer Konstruktion prägt
Feminist*innen. Trans Leute laufen Gefahr, zerrieben zu werden. Das muss
nicht sein.
Kolumne Eier: Dieses ewige Alles-infrage-Stellen
Seine Männlichkeit neu zu justieren macht keinen Spaß, ist anstrengend und
verfolgt einen bis in den Schlaf. Tja, Pech, da müssen wir durch.
Kolumne Eier: Mehr Mütterlichkeit für Männer
Warum werden Männer, die „noch bei Mama“ wohnen, mehr verachtet als
diejenigen, die grapschen? Schluss mit den männlichen Rollenbildern.
Kolumne Eier: Herr Urvertrauen
Für die existenziellen Krisen von Kindern sind meist Frauen verantwortlich.
Das ist ein Problem. Männer, kämpft ums Kotzeaufwischen!
Kolumne „Eier“: Männer, die an Knöpfen scheitern
Maschinen waren einmal metallgewordene maskuline Muskelkraft. Heute
hingegen muss man sie streicheln wie ein Mäusebaby.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.