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# taz.de -- Alt-Right-Bewegung in den USA: Rechter Aufmarsch in Washington
> Nach der Gewalt in Charlottesville im letzten Jahr haben Neonazis und
> Rechtsradikale ihren Protest in die US-Hauptstadt verlegt.
Bild: Charlottesville vor einem Jahr: Ein Neonazi tötet eine Aktivistin und ve…
NEW YORK taz | Ein Jahr, nachdem Neonazis und andere Rechtsradikale ihren
Terror nach Charlottesville in Virginia gebracht [1][und dort bei einer
Demonstration eine junge Frau getötet] und Dutzende andere Menschen teils
schwer verletzt haben, wollen sie an diesem Sonntag durch die US-Hauptstadt
Washington, D. C., marschieren. Im letzten Jahr [2][wollten sie die Statue
für Bürgerkriegsgeneral Robert Lee vor dem Abriss retten], jetzt geht es
ihnen um die Verteidigung der angeblich gefährdeten „weißen Bürgerrechte�…
Im Unterschied zu August 2017, als zwar die Geheimdienste von der
Gewaltbereitschaft der Rechtsradikalen wussten, [3][aber die örtliche
Polizei völlig unvorbereitet war], hat Washington ein paar Regeln
aufgestellt. Unter anderem dürfen die Demonstranten am Sonntag keine
Hakenkreuzfahnen und keine Schusswaffen tragen. Auch Pfefferspray, Messer
und Schilde sind verboten. Wie in Charlottesville rufen Antifa- und andere
linke Gruppen zu einer Gegendemonstration auf.
Jason Kessler, der auch 2017 die „Unite the Right“ Demonstration
angemeldet hat, ist dieses Mal erneut der Organisator. Ursprünglich hatte
der Rechtsradikale, der selbst in Charlottesville lebt, wieder am selben
Ort demonstrieren wollen. Doch die örtlichen Behörden erteilten keine
Genehmigung. Um für unangemeldete rechtsradikale Proteste gewappnet zu
sein, haben Virginias Gouverneur, der Demokrat Ralph Northam, und die
ebenfalls demokratische Stadtverwaltung von Charlottesville am Mittwoch
einen Ausnahmezustand für die Tage vom 10. bis zum 12. August verhängt.
Dutzende rechtsradikale Gruppen – deren Namen von Daily Stormer, [4][über
Proud Boys] bis hin zu Patriot Prayer reichen – hatten im vergangenen Jahr
zu „Unite the Right“ in Charlottesville aufgerufen. Die Veranstaltung
geriet mit Hunderten von marschierenden Männern zu der größten
rechtsradikalen Machtdemonstration in den USA seit Jahrzehnten.
Neue Ziele für Rechte
Schon im Vorfeld der Demonstration war offensichtlich, [5][dass die Wahl
von Donald Trump ins Präsidentenamt Rechtsradikale ermuntert hat], aus den
sozialen Medien heraus und in den öffentlichen Raum zu treten. Unter
anderem prügelten sie bei Demonstrationen im kalifornischen Berkeley und
Huntington Beach – Letzteres anlässlich eines Auftritts von Trump – auf
GegendemonstrantInnen ein.
In Charlottesville begannen sie ihre Gewalttaten bereits am Vorabend ihrer
Demonstration. Sie zogen nachts in einem nicht angemeldeten Fackelzug zur
Universität, trugen NS-Zeichen, riefen auch antisemitische Slogans und
schlugen mit brennenden Fackeln auf antirassistische StudentInnen ein.
Am Tag der eigentlichen Demonstration kam es zu zahlreichen Gewaltexzessen
in der liberalen Kleinstadt. Schon am Vormittag schlugen Rechtsradikale mit
Eisenstangen auf den schwarzen Gegendemonstranten DeAndre Harris ein.
[6][Am Mittag raste der Neonazi James Alex Field mit einem Auto in eine
Menschenmenge] hinein, tötete die 32-jährige Demonstrantin Heather Heyer
und verletzte 19 weitere Personen.
Die Polizei in Charlottesville hielt sich zurück. Einer von Hunderten von
Geistlichen, die 2017 in Charlottesville auf der Seite der
GegendemonstrantInnen beteten, der schwarze Theologe Cornel West, sagte
später in Interviews: „Die Antifas haben uns das Leben gerettet.“ Es
verging viel Zeit, bevor die ErmittlerInnen gewaltbereite Rechtsradikale
fassten, die auf Videos zu sehen waren. Einer von ihnen, Vasilios Pistolis,
von der Neonazigruppe „Atomwaffen Division“, flog erst Monate später aus
dem US-Militäreinheit Marine Corps heraus.
Vor allem aber [7][sandte Trump den Rechtsradikalen ein versöhnliches
Zeichen], als er zwei Tage nach den Gewaltexzessen erklärte, in
Charlottesville habe es „gute Leute auf beiden Seiten“ gegeben. Der frühere
Ku-Klux-Klan-Mann David Duke würdigte das mit den Worten: „Danke, das war
ehrlich und mutig.“
Ein Jahr danach werden dennoch weniger Rechtsradikale in Washington
erwartet. Die Gewaltexzesse vom Vorjahr haben die Bewegung gespalten.
Einige besonders Radikale konzentrieren sich bereits auf neue Ziele,
darunter die Stadt Portland in Oregon, die ein ähnlich liberales Profil wie
Berkeley und Charlottesville hat. Jenen, die am Sonntag nach Washington
kommen, rät Kessler, dass sie „auf keinen Fall kämpfen“ und „nicht mit …
Medien reden“ sollen.
12 Aug 2018
## LINKS
[1] /US-Neonazi-toetet-Gegendemonstrant/!5439443
[2] /Denkmaeler-in-den-USA/!5435050
[3] /Gewalt-bei-der-Neonazi-Demo-in-den-USA/!5439582
[4] /Antifeminismus-in-Nordamerika/!5524323
[5] /Kommentar-Rechter-Terror-in-den-USA/!5439444
[6] /Neonazi-Angreifer-von-Charlottesville/!5439482
[7] /Kommentar-US-Rechtsextremismus/!5434765
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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