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# taz.de -- Streit um doppelstöckige Autobahnen: „Benzin im Blut statt Zukun…
> Die Schweiz debattiert erregt über doppelstöckige Autobahnen. Sind sie
> eine Fehlinvestition oder die Antwort auf das Stauproblem?
Bild: Die Schweizer Grünen halten mehrstöckige Autobahnen, wie hier in Tokio,…
Genf taz | Wie lässt sich der Verkehrskollaps bekämpfen? Die Schweizer
Bundesrat – die siebenköpfige Regierung in Bern – prüft dafür jetzt den …
einer zweiten Etage über der Autobahn A1. Diese längste und wichtigste
Straßenverkehrsachse der Schweiz führt von St. Margrethen im Osten des
Landes über Zürich, Bern, Lausanne bis nach Genf an der Westgrenze zu
Frankreich.
Hauptbefürworter ist Jörg Röthlisberger, Chef des eidgenössischen
Bundesamtes für Straßen (Astra). Auf seinen Vorschlag hin wird jetzt
zunächst der Bau eines zweiten Stocks über einem besonders überlasteten
Teilabschnitt der A1 durch das Limmattal bei Zürich geprüft. „Dort führt
die A1 durch ein Flachmoor, weshalb man kaum weiter in die Breite bauen
kann“, [1][begründete Röthlisberger in der Neuen Zürcher Zeitung seinen
Vorschlag.]
Gemäß dem Astra-Chef könnte etwa der Verkehr nach Zürich unten geführt
werden, der Richtung Bern auf der oberen Etage. Oder aber die Lastwagen
unten und die Autos oben. So ließe sich die Zeit, die die motorisierten
NutzerInnen der Schweizer Straßen im Stau verbringen – über 26.000 Stunden
im Jahr – selbst bei einer Verkehrszunahme begrenzen oder gar reduzieren,
wirbt Röthlisberger für seine Idee.
Auto-Schweiz, der Verband der Kraftfahrzeugimporteure, fordert schon seit
Langem mehrstöckige Straßen – und ist begeistert vom Vorstoß des
Astra-Chefs. Die Lobbyisten erhoffen sich nebenbei eine Anhebung des von
ihnen schon lange bekämpftem Tempolimits von 120 Stundenkilometern auf den
Autobahnen. Auf von Auto-Schweiz angefertigten Planungsskizzen für eine
doppelstöckige Autobahn fahren unten die Lastwagen und oben die Autos – mit
einem Tempolimit von 150 Stundenkilometern.
## Widerspruch zum Klimaabkommen
„Mehrstöckige Autobahnen sind die Antwort auf das Stauproblem“, ist
Verbandschef Andreas Burgner überzeugt. Und verweist auf angeblich „gut
funktionierende“ zwei- oder gar dreistöckige Autobahnen in Mexiko-Stadt,
Schanghai, Bangkok und einigen US-Städten.
Regula Rytz, Präsidentin der Schweizer Grünen, hält doppelstöckige
Autobahnen dagegen für eine „unverantwortliche Schnapsidee“. Sie erwarte
von Verkehrsministerin Doris Leuthard, „dass sie die absurden Pläne ihres
Chefbeamten stoppt: Er hat Benzin im Blut statt Zukunft im Kopf.“
Für Rytz wären mehrstöckige Autobahnen „eine gigantische Fehlinvestition,
die [2][„im Widerspruch zum Klimaabkommen von Paris“] stünden: „In diesem
Hitzesommer haben es doch alle gesehen: Wir brauchen keinen
Kapazitätsausbau bei den Autobahnen, sondern endlich eine klimafreundliche
und energiesparende Verkehrswende. Die Autobahnen müssen entlastet und
nicht verdoppelt werden.“
[3][Das gehe nur mit mehr öffentlichem Verkehr, einer besseren Raumplanung,
Mobility Pricing,] mehr Home Office und flexibleren Arbeitszeiten. „Nur
wenn wir hier endlich vorwärtsmachen, können wir die Staus reduzieren.
Doppelstöckige Autobahnen verschieben den Stau in die Städte und
Agglomerationen.“ Diesen letzten Einwand der Grünen-Präsidentin bestätigt
auch René Stadler, Bauingenieur und Experte für Verkehrsinfrastruktur beim
Basler Planungsbüro Rapp, der den Ausbau des Straßennetzes grundsätzlich
für notwendig hält.
Zudem, so Stadler, sei es teurer, in die Höhe zu bauen als in die Breite,
da mehr Bau- und Unterhaltskosten anfielen. Dafür seien anspruchsvolle
Brückenkonstruktionen nötig, die teurer sind. Außerdem seien die
notwendigen Maßnahmen für den Lärmschutz bei doppelstöckigen Straßenanlagen
umfangreicher als bei normalen Straßenbauten.
9 Aug 2018
## LINKS
[1] https://nzzas.nzz.ch/schweiz/strassenchef-wir-koennen-die-staustunden-limit…
[2] /In-der-Hitzewelle-steckt-eine-Chance/!5526856
[3] /Debatte-ueber-den-oeffentlichen-Nahverkehr/!5043943
## AUTOREN
Andreas Zumach
## TAGS
Verkehr
Mobilität
Stau
Klima
Straßenbau
Schweiß
Naturschutz
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