| # taz.de -- Pressekonferenz von Angela Merkel: „Die Tonalität war oft sehr s… | |
| > Die Kanzlerin kritisiert in ihrer Sommerpressekonferenz den harten Ton im | |
| > unionsinternen Asylstreit. Das Konzept der sicheren Herkunftsstaaten | |
| > verteidigt sie. | |
| Bild: Kanzlerin Angela Merkel bei der traditionellen Sommerpressekonferenz | |
| Berlin afp/dpa/epd | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den harten Ton | |
| in dem [1][unionsinternen Streit um die Flüchtlingspolitik] kritisiert. Sie | |
| befürworte ganz klar, dass Meinungsverschiedenheiten ausgetragen werden, | |
| sagte Merkel am Freitag bei ihrer traditionellen Sommer-Pressekonferenz in | |
| Berlin. „Die Tonalität war oft sehr schroff und ich messe der Sprache auch | |
| eine sehr, sehr große Bedeutung zu.“ | |
| Sie werde sich immer wieder gegen „bestimmte Erosionen der Sprache“ wenden, | |
| hob die CDU-Vorsitzende hervor. Denn Sprache sei ein „Ausdruck von Denken“, | |
| deswegen „muss man sehr vorsichtig sein“. Insofern sei die Form, in der die | |
| Auseinandersetzung geführt worden sei, „sicherlich noch | |
| verbesserungsfähig“. | |
| Der CSU-Vorsitzende und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte die | |
| [2][Zurückweisung bestimmter Flüchtlinge an der deutschen Grenze] | |
| gefordert, im Zweifel auch im nationalen Alleingang. Da Merkel dies | |
| ablehnte, entwickelte sich ein heftiger Streit in der Union, der von Seiten | |
| Seehofers und seiner Partei in teilweise ungewöhnlich hartem Ton geführt | |
| wurde. | |
| Die Entscheidung des Kabinetts, die Maghreb-Länder und Georgien zu sicheren | |
| Herkunftsstaaten zu erklären, verteidigte sie. Damit mache die Regierung | |
| deutlich, dass Deutschland auf der einen Seite denen, die Schutz bräuchten, | |
| auch Schutz gebe. Auf der anderen Seite sei es aber wichtig, dass die | |
| Sachlage für jene, die keinen Anspruch auf Hilfe hätten, sehr schnell | |
| geklärt werde, damit keine Hoffnungen geweckt würden, die nicht eingelöst | |
| werden könnten. | |
| ## Die Arbeit der Seenotretter schätze sie | |
| Das bis Jahresende geplante Einwanderungsgesetz bezeichnete sie derweil als | |
| „zentrales Projekt“. Es diene zur Bekämpfung des Fachkräftemangels sowie | |
| der illegalen Migration. Es gehe dabei um eigene deutsche Interessen, könne | |
| aber auch so ausgestaltet werden, dass es zu Abkommen mit anderen Ländern | |
| führe, um Migration zu ordnen und zu steuern. | |
| Bei der Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge im Mittelmeer setzt die | |
| Kanzlerin auf eine europäische Lösung, ohne auszuführen, wie diese genau | |
| aussehen könnte. Italien will einem Zeitungsbericht zufolge künftig auch | |
| keine Flüchtlinge mehr aufnehmen, [3][die von Schiffen der EU-Marinemission | |
| „Sophia“ aus dem Mittelmeer gerettet werden.] In den vergangenen Wochen | |
| wurden bereits [4][mehrere Schiffe ziviler Organisationen, die | |
| Schiffbrüchige retten, blockiert.] | |
| Merkel sagte, sie schätze die Arbeit ziviler Seenotretter. Sie hätten in | |
| der Vergangenheit vielen Menschen das Leben gerettet. Die Seenotrettung sei | |
| erst einmal eine internationale Aufgabe, „aus der man sich sowieso nicht | |
| herausziehen kann“, sagte die deutsche Regierungschefin. | |
| Gleichzeitig betonte Merkel, es sei wichtig, „dass | |
| Nichtregierungsorganisationen, die sich an Rettungen beteiligen, die | |
| Territorialgewässer Libyens respektieren“. Das werde von allen | |
| EU-Mitgliedstaaten so gesehen. | |
| ## Merkel wirbt für Multilateralismus | |
| Mit Blick auf die Abgrenzung von US-Präsident Donald Trump von Europa | |
| betonte Merkel, dass sie sich ungeachtete dessen zur transatlantischen | |
| Partnerschaft bekenne. Die Zusammenarbeit mit den USA sei weiter „zentral | |
| für uns“, sagte die Kanzlerin. „Ich werde sie auch weiter pflegen.“ | |
| Trump hatte während seiner Europareise in der vergangenen Woche die Nato in | |
| Frage gestellt und die Europäische Union als Gegner bezeichnet. Außerdem | |
| ist er aus [5][internationalen Vereinbarungen wie dem Pariser | |
| UN-Klimaabkommen] und dem Abkommen zur Verhinderung einer iranischen | |
| Atombombe ausgestiegen. Merkel räumte ein, dass der bisherige | |
| internationale Ordnungsrahmen „im Augenblick stark unter Druck steht“. Sie | |
| werde aber weiter für den so genannten Multilateralismus werben, betonte | |
| sie. | |
| Kurz vor Beginn ihres Urlaubs hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in | |
| Berlin bei der traditionellen Sommerpressekonferenz den Fragen der | |
| Hauptstadtreporter gestellt. In diesem Jahr war es immerhin schon Merkels | |
| zweiter Auftritt im Saal mit der bekannten blauen Wand. Im März war sie | |
| schon einmal da, als die Spitzen von CDU, CSU und SPD den Koalitionsvertrag | |
| präsentierten. | |
| Zuletzt hatte es innerhalb der Union Streit um die Flüchtlingspolitik | |
| gegeben. Besonders angespannt war das [6][Verhältnis zu Innenminister Horst | |
| Seehofer] (CSU), der kurzzeitig mit Rücktritt drohte. | |
| 20 Jul 2018 | |
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