# taz.de -- Kommentar Innenminister Horst Seehofer: Merkels Donald | |
> Der Innenminister hat Einiges gemeinsam mit Trump. Beide scheren sich | |
> nicht um gängige Verhaltensregeln. Die Kanzlerin muss dringend handeln. | |
Bild: Stolz verkündete er, an seinem 69. Geburtstag habe man 69 Personen nach … | |
Derzeit ist häufig die Rede davon, dass Horst Seehofer der große Verlierer | |
der Unionskrise sei: kein Rückhalt mehr in der Partei, Vertrauensverhältnis | |
zur Kanzlerin zerstört und so weiter. Aber Seehofer ist solange nicht der | |
Verlierer, wie er sich als Gewinner sieht. In dieser Verweigerung, sich | |
einem Minimum an politischen Konventionen zu unterwerfen, über die in der | |
parlamentarischen Demokratie trotz allem Konsens herrscht, zeigt sich eine | |
bestürzende Ähnlichkeit zu Donald Trump. | |
Die Parallele zwischen Seehofer und dem US-Präsidenten ist nicht | |
inhaltlicher Natur – obschon der Zynismus, mit dem der stolz grinsende | |
Innenminister bei der [1][Vorstellung seines „Masterplans“] am Dienstag | |
verkündete, ausgerechnet an seinem 69. Geburtstag seien 69 Personen nach | |
Afghanistan abgeschoben worden, wenngleich „so nicht bestellt“, | |
seinesgleichen am ehesten im Oval Office finden wird. Es ist ebenfalls | |
nicht primär das Problem, dass beide nicht mal im gröberen Detail zu wissen | |
scheinen, wovon sie reden. | |
Sondern, dass es ihnen egal ist. Wie Trump schert auch Seehofer sich nicht | |
länger um jene Verhaltensregeln des demokratischen Koordinatensystems, nach | |
denen von Linkspartei bis CSU – eigentlich – alle spielen. Zum Kanon dieser | |
kleinsten gemeinsamen Nenner gehört: Wer weder in Bevölkerung noch | |
Regierung nennenswerte Akzeptanz genießt, der tritt zurück. | |
Die einzige Größe, die Seehofer respektiert, ist er selbst. Für Vernunft | |
ist er, ähnlich dem viel beschworenen „Bodensatz“ der AfD-Wählerschaft, | |
nicht mehr zugänglich, von christlichen oder gar europäischen Werten gar | |
nicht erst anzufangen. Angela Merkel hätte ihn längst entlassen sollen. Sie | |
würde damit einem Auseinanderbrechen ihrer Regierung vorbeugen, das so nur | |
eine Frage der Zeitbombe ist. | |
Denn irgendwann kommt, bei aller Panik vor Neuwahlen und | |
Bedeutungslosigkeit, auch für die SPD der Punkt, an dem sie sagen muss: Es | |
geht nicht mehr. Der Schaden, den Seehofers Rambotum bis dahin angerichtet | |
hat, wird immens sein. | |
10 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Seehofers-Masterplan-Migration/!5521591 | |
## AUTOREN | |
Johanna Roth | |
## TAGS | |
Horst Seehofer | |
CSU | |
Migration | |
Horst Seehofer | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Horst Seehofer | |
Horst Seehofer | |
Migration | |
Horst Seehofer | |
IG | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Abschiebeminister Seehofer wird 75: Ein tägliches Geschenk für den Horst | |
Als Innenminister freute sich Horst Seehofer über 69 Abschiebungen zum 69. | |
Geburtstag. Nun wird er 75. Was ist mit den Abschiebungen? Eine Abrechnung. | |
Pressekonferenz von Angela Merkel: „Die Tonalität war oft sehr schroff“ | |
Die Kanzlerin kritisiert in ihrer Sommerpressekonferenz den harten Ton im | |
unionsinternen Asylstreit. Das Konzept der sicheren Herkunftsstaaten | |
verteidigt sie. | |
Zu Unrecht abgeschoben: Einmal Afghanistan und zurück | |
Nasibullah S. war unter den 69 Menschen, die an Seehofers Geburtstag | |
abgeschoben wurden, allerdings zu Unrecht. Nun darf er zurück. | |
Schlechte Umfragewerte für Seehofer: Innenminister verliert Zustimmung | |
Seehofers Rückhalt in der Bevölkerung bricht laut „Politbarometer“ weiter | |
weg. Nur noch AfD-Anhänger wollen Seehofer mehrheitlich als Innenminister. | |
Seehofers Masterplan Migration: Mehr Festnahmen, weniger Geld | |
Am Begriff „Transitzentren“ hält Seehofer fest – trotz anderslautendem | |
Koalitionsbeschluss. Außerdem sollen Leistungssätze reduziert werden. | |
Ex-CSU-Minister über Seehofers Manöver: „Alles Christliche verschwimmt“ | |
Nächstenliebe sei eine Kategorien der Linken geworden, sagt Hans Maier, | |
langjähriger CSU-Minister und Strauß-Gefährte. Er geht mit seiner Partei | |
hart ins Gericht. | |
Asylzahlen des Bundesinnenministers: Zählen will gelernt sein | |
Seehofer befeuerte den Asylstreit mit der Ankündigung, 2018 könnten bis zu | |
220.000 Zuwanderer ins Land kommen. Die Angabe ist nicht gedeckt. |