Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Elektroroller-Sharing boomt: Gleiches Prinzip, gleiche Probleme?
> Immer mehr E-Roller brausen durch die Großstädte. Was steckt hinter dem
> Geschäftsmodell der Anbieter? Gibt es Parallelen zum Leihfahrradmarkt?
Bild: Sie erobern die Straßen der Hauptstadt: Die bunten Elektro-Flitzer von E…
Berlin taz | Die Anbieter sind so jung und trendig, wie die bunten Flitzer
selbst. Sharing-Elektroroller erobern Deutschlands Großstädte. Die Firmen
Emmy und Coup haben den mobilen Markt in Berlin besetzt. Gemeinsam bringen
sie [1][fast 2000 Roller auf die Straßen der Hauptstadt]. Die Nutzer
registrieren sich per App und düsen mit den durch Strom betriebenen
[2][Zweirädern durch die Straßen]. Eine flotte, leise und vor allem
umweltfreundliche Alternative zu Auto & Co – oder?
[3][„Für einen gelungenen Auftritt beim Tinder-Date“], „um doch noch
pünktlich zu kommen“, [4][„geschmeidig durch die Stadt und das ohne
Parkplatzsuche“]. Die Webseiten der beiden Anbieter wollen mit flotte
Sprüchen und einem minimalistischen Design überzeugen. So unkompliziert wie
eben möglich lautet die Devise. Mit Erfolg, denn das Geschäft boomt. Beide
Anbieter schauen zufrieden auf wachsende Nutzerzahlen. Während Anbieter
Emmy seine roten Roller in den Städten Berlin, Hamburg, München, Stuttgart
und Düsseldorf platziert, ist Konkurrent Coup neben dem gemeinsamen
Standort Berlin und der Universitätsstadt Tübingen auch im Ausland
vertreten. Mit den schwarz-türkisen Flitzern kann man in Paris vom
Eiffelturm zur Champs-Élysées düsen. Und seit diesem Sommer ist Coup auch
in Madrid vertreten – die Flotte wächst.
Das urbane Leihsystem ist aus dem Fahrradbereich bekannt. Doch dort gab es
zuletzt [5][Unruhen]. Der Anbieter Obike ging [6][insolvent]. Herrenlose
Fahrräder waren die Konsequenz. Der Grund: Das junge Unternehmen, mit Sitz
in Singapur hatte wenig Fachwissen, produzierte zu viele Fahrräder,
verschätzte sich und war pleite.
Auch auf anderer Ebene gibt es Kritik am Leihradsystem. Das Unternehmen
Mobike steht im Verdacht, die Daten seiner Kunden zu verkaufen. Der Vorwurf
der Kritiker basiert auf der Annahme, [7][dass das System nur dann
profitabel sei, wenn die Daten der Nutzer vermarktet werden]. Jimmy Cliff,
Geschäftsführer von Mobike Deutschland, bestreitet die Vorwürfe und sagte
im Interview mit dem [8][rbb24]: „Wir sind nicht Google, wir sind keine
Werbeunternehmen und wir verkaufen keine Profile oder Daten.“
## Datenvermarktung für mehr Profit?
Vom Prinzip her funktioniert die Nutzung der Elektroroller analog zu der
der Leihräder. Nutzer registrieren sich per App. Die Bezahlung läuft übers
Handy, ebenso die Suche nach dem nächstgelegenen Roller. Registrieren,
Führerschein scannen, bezahlen, losfahren. So einfach ist das. Doch könnte
es sein, dass Emmy und Coup nur an die Daten ihrer Kunden kommen wollen?
Der Berliner Datenschutzexperte Vincent Patermann sagte der taz: „Der
Einwand ist berechtigt, da das Geschäft der [9][chinesischen
Fahrradverleih-Anbieter] sehr undurchsichtig ist. Dass es dort zu der
Vermarktung von Daten kommt, ist nicht auszuschließen.“ Dass dies jedoch
auch bei den deutschen Anbietern Emmy und Coup der Fall sein soll,
bezweifelt Patermann: „Deutsche und europäische Unternehmen können sich
solche Vergehen nicht leisten.“
Die angedrohten Strafen seien zu hoch, als dass insbesondere kleinere
Start-Up Unternehmen wie Emmy und Coup gegen ihre Datenschutzrichtlinien
verstoßen würden, meint der Experte. Außerdem: „In Zeiten der vollkommenen
Vernetzung, bedeutet der Vertrauensmissbrauch der Kunden den Untergang für
junge Unternehmen.“ Die Bewegungsdaten der Nutzer auszuwerten, hält der
Experte hingegen für notwendig: „Nur so können sie ihr Geschäft auf die
Kunden abstimmen. Einzelpersonen wird dadurch nicht geschadet.“ Patermann
sagt, er vertraue den Anbietern und schließe einen Datenmissbrauch aus.
## Keine Angst vor Insolvenz
Emmy kann beruhigen: „Wir sind uns darüber bewusst, dass unsere Nutzer uns
sehr sensible Daten anvertrauen und gehen zu jeder Zeit verantwortungsvoll
damit um.“ Der Verkauf von Nutzerdaten sei in dem Konzept von Emmy nicht
vorhanden, „da das Vertrauen unserer Kunden unser höchstes Gut ist.“ Auch
für Coup haben die Nutzerdaten „oberste Priorität“. Die strikte Einhaltung
der bestehenden Datenschutzrichtlinien sei selbstverständlich: „Natürlich
werden von Coup keine Nutzerdaten verkauft.“
Es war ein skurriles Bild, das viele Anwohner nach dem Leihradboom
verärgerte: Herrenlose Fahrräder blockierten die Fußwege von Berlin. Beim
Boom der E-Scooter Verleihe besteht nun die Angst, dass die Fahrradleichen
Gesellschaft bekommen. Emmy kann diese Bedenken nicht bestätigen: „Angst
vor Insolvenz verspüren wir nicht. Im Gegenteil – unsere Wachstumstendenz
ist steigend.“ Zusätzlich würde sich das Geschäftsmodell von Obike stark
von dem der roten Elektroroller unterscheiden. Auch Coup sieht keine
Parallele zu den herrenlosen Fahrrädern: „Das Sub-Segment für
E-Scooter-Sharing keimt gerade erst auf.“
Matthias Tang, Sprecher der Pressestelle für Umwelt, Verkehr und
Klimaschutz in Berlin sagt: „Damit die Bürger durch die Anbieter nicht
gestört werden, stellt die Stadt sicher, dass nicht mehr als vier
Leihroller oder -räder an einem Ort stehen.“ Das Ziel der Stadt sei es,
umweltfreundlicher zu werden. Nun wolle man sehen, welche Vorteile sich aus
den Sharing-Modellen ergeben.
23 Jul 2018
## LINKS
[1] https://www.zeit.de/mobilitaet/2017-09/elektroroller-emmy-berlin-sharing
[2] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/start-up-mit-dem-miet-e-roller-gegen-…
[3] https://joincoup.com/de/berlin
[4] https://emmy-sharing.de/
[5] /Besitzerlose-Leihfahrraeder-Obike/!5522074
[6] /Kommentar-Obike-Insolvenz/!5521821
[7] https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2018/03/Interview-Mobike-Berlin-Jim…
[8] https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2018/03/Interview-Mobike-Berlin-Jim…
[9] https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2018/03/Interview-Mobike-Berlin-Jim…
## AUTOREN
Charlotte Köhler
## TAGS
Emmy
Leihräder
Mobilität
Elektromobilität
Elektromobilität
Leihräder
Elektroauto
Carsharing
## ARTIKEL ZUM THEMA
E-Mobilität auf dem Radweg: Freie Fahrt für elektrische Tretroller
Wer die Fahrzeuge nutzen will, braucht künftig weder Helm noch
Führerschein. Laut Verkehrsministerium soll die Verordnung im Frühjahr in
Kraft treten.
Erster Anbieter von Leihrädern pleite: Urbane Fahrradleichen
Der Anbieter von Leihrädern Obike ist offenbar insolvent. Was passiert
jetzt mit den vielen in der Gegend herumstehenden Fahrrädern?
Elektro-Carsharing in Frankreich: Paris stellt Elektroautos den Strom ab
Der Car-Sharer Autolib’ von Bolloré mit fast 4.000 Elektroautos muss
aufgeben. Sind die Ladesäulen nun frei für BMW oder VW?
Ein Auto für Viele: Erfolg durch teilen
Laut einer Studie ersetzen die 344 in Bremen stationierten Carsharing-Wagen
mehr als 5.000 Privatautos. Das Wachstumspotenzial bleibt groß
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.