# taz.de -- Klimagefahr durch Mikroplastik: Plastik schwitzt Methan | |
> Durch UV-Strahlung setzen Kunststoffe Treibhausgase frei. Die Struktur | |
> spielt auch eine Rolle: je kleiner die Partikel, desto schlimmer. | |
Bild: Eine neue Studie zeigt: Liegt Plastik in der Sonne, kann es Treibhausgase… | |
Plastikmüll könnte den Klimawandel stärker antreiben als gedacht. Nach | |
einer am Mittwoch auf der Website Plos.org veröffentlichten [1][Studie der | |
University of Hawaii] setzen Plastikteilchen klimarelevante Gase wie | |
Ethylen und Methan frei, und zwar umso mehr, je kleiner die Partikel sind. | |
Methan gilt als deutlich klimaschädlicher als Kohlendioxid. „Weil | |
Mikroplastik eine größere Oberfläche besitzt, setzt es womöglich mehr | |
Treibhausgase frei“, schreiben die WissenschaftlerInnen. | |
Die ForscherInnen untersuchten verschiedene synthetische Polymere wie | |
Polycarbonat, Acryl und Polyethylen – also chemische Verbindungen, die zur | |
Herstellung von Kunststoffen dienen. Über einen Zeitraum von 212 Tagen | |
setzten sie verschiedene Formen von Plastik UV-Licht aus. Das Ergebnis: | |
Alle Polymere stießen unter Einfluss von UV-Strahlung messbare Mengen der | |
Treibhausgase Methan und Ethylen aus. Und: Je länger das Plastik der | |
Strahlung ausgesetzt war, desto mehr Treibhausgase produziert es. | |
Polyethylen, der weltweit mit Abstand am häufigsten verwendete Kunststoff, | |
stieß dabei am meisten Gase aus. | |
Außerdem konnten die WissenschaftlerInnen beobachten, dass die Struktur des | |
Plastiks für den Emissionsprozess eine entscheidende Rolle spielt. So | |
stießen Kunststoffe in Puderform deutlich mehr Gase aus als die | |
Plastikpellets. Der Studie zufolge können Kunststoffteile also umso mehr | |
Treibhausgase freisetzen, je stärker sie in kleinere Einzelteile | |
verfallen. Grund dafür ist laut den ForscherInnen die vergrößerte | |
Oberfläche des Plastiks, die dem Sonnenlicht eine größere Angriffsfläche | |
biete. Auch [2][Mikroplastik], das während des Zerfallsprozesses von | |
Plastik entsteht, könne einen Anstieg der Treibhausgase demnach weiter | |
anheizen. | |
Kleinste Kunststoffteilchen lassen sich [3][in Meeren], Böden und der Luft | |
nachweisen. Weltweit nimmt die Plastikproduktion zu. In den letzten 70 | |
Jahren wurden weltweit etwa 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff erzeugt, was | |
etwa dem Gewicht von 80 Millionen Blauwalen entspricht. 2016 wurden laut | |
dem Wirtschaftsverband Plastics Europe weltweit 335 Millionen Tonnen | |
Plastik produziert, allein in Europa 60 Millionen Tonnen. | |
3 Aug 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0200574 | |
[2] /Kolumne-Fremd-und-befremdlich/!5509364 | |
[3] /Studie-zu-Mikroplastik-im-arktischen-Eis/!5501226 | |
## AUTOREN | |
Lin Hierse | |
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