| # taz.de -- Gastkommentar Rechte Feindeslisten: Gefährliches Geheimhalten | |
| > Der Staat gibt die Namen der betroffenen JournalistInnen auf den | |
| > Feindeslisten von Rechtsextremen nicht preis. Das ist unverantwortlich. | |
| Bild: Auf den Listen stehen neben den Namen auch die Adressen | |
| Systematisch Namen von Menschen zusammenzutragen, die man selbst als | |
| „Feinde“ einstuft, ist etwas anderes als Briefmarkensammeln. Wenn die | |
| „Feindeslisten“ dann auch noch im Umfeld von dem NSU und anderen | |
| Rechtsextremen ordentlich geführt werden, kann einem angst und bange | |
| werden. | |
| Im Gegensatz zu gemütlichen Briefmarkensammlern sind die „Feinde-Sammler“ | |
| keine friedliebenden Zeitgenossen. Womöglich zählten die Listen-Ersteller | |
| sogar zu den Unterstützern der rechten Terrorszene. Der NSU hat gezeigt, | |
| dass aus Aufzeichnungen blutiger, ja tödlicher Ernst werden kann. | |
| Mehr als 25.000 Namen wurden [1][nach Angaben der Behörden so aufgelistet]. | |
| Und was tun die Diener des Staates? Sie halten ihre Erkenntnisse vor ihren | |
| Bürgern geheim. Sie informieren nicht einmal JournalistInnen, die als | |
| besonders exponiert und damit besonders gefährdet gelten dürften, wenn sie | |
| derart von den Demokratiefeinden erfasst und gelistet wurden. Das ist | |
| unverantwortlich und kann gefährlich werden. | |
| Indem er die Namen der Bedrohten geheim hält, macht sich der Staat | |
| schuldig, wenn auf die dort Genannten tatsächlich irgendwann ein Anschlag | |
| verübt werden sollte. | |
| In einem ersten Schritt müssen Betroffene, die von Berufs wegen besonders | |
| gefährdet sind, nun vom Bundeskriminalamt darüber informiert werden, dass | |
| sie auf einer „Feindesliste“ stehen. Was spricht darüber hinaus gegen eine | |
| wissenschaftliche Aufarbeitung? | |
| Dass man die Papiere mit Tausenden persönlicher Daten, zumal noch erstellt | |
| von mutmaßlichen Extremisten, nicht an die Öffentlichkeit geben will, ist | |
| bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar. Nachdem beim NSU auch nach dem | |
| Abschluss des Strafprozesses aber so vieles im Dunkeln geblieben ist, | |
| werden die Fragen immer drängender: Wer hatte Zeit und Energie, sage und | |
| schreibe 25.000 Namen von „Feinden“ zusammenzutragen und aufzuschreiben? | |
| Was sollte mit den Listen tatsächlich geschehen? Wann wussten die | |
| Sicherheitsbehörden davon? All dies sind Fragen, auf die es so rasch wie | |
| möglich befriedigende Antworten geben sollte. | |
| 2 Aug 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Frank Überall | |
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