# taz.de -- Kommentar freies WLAN: Ganz ohne Ärger geht es nicht | |
> Im Urteil des Bundesgerichtshofs zur Störerhaftung liegt die Wurzel neuen | |
> Ärgers. Es kommt darauf an, wie mit Sperransprüchen umgegangen wird. | |
Bild: Such das Wlan, such! | |
Freies WLAN in Cafés, Bahnhöfen und Behörden? Da ist die [1][Bundesrepublik | |
Deutschland immer noch ein Entwicklungsland]. Selbst manche afrikanische | |
Metropole ist da schon weiter. | |
Hauptgrund für diese deutsche Rückständigkeit war die sogenannte | |
Störerhaftung. Wer ein ungeschütztes WLAN betrieb, musste für | |
Urheberrechtsverletzungen haften, die andere dort begingen. Deshalb hat der | |
Gesetzgeber die [2][Störerhaftung für WLAN-Betreiber abgeschafft]. Der | |
Bundesgerichtshof (BGH) hat dies nun gebilligt. | |
Doch in diesem Erfolg liegt schon die Wurzel neuen Ärgers. Denn der BGH hat | |
offene WLANs nur deshalb akzeptiert, weil Musik-, Film- und Spielefirmen ja | |
spezielle Sperrmaßnahmen fordern können, wenn es Missbrauch durch Nutzer | |
gibt. | |
Für eine CafébetreiberIn, die ihren Gästen ein offenes WLAN anbieten will, | |
ist das nicht wirklich beruhigend. Letztlich ist es ihr egal, ob sie wegen | |
der Störerhaftung verklagt wird oder weil sie die Webseiten von | |
Tauschbörsen sperren soll; sie will nämlich gar nicht verklagt werden. | |
Entscheidende Frage ist nun, wie die Sperransprüche in der gerichtlichen | |
Praxis gehandhabt werden. Muss jeder seinen WLAN-Router restriktiv | |
einstellen, bei dem es einmal einen kleinen Urheberrechts-Zwischenfall gab? | |
Oder soll dies nur WLAN-Betreiber treffen, bei denen immer wieder und in | |
großem Umfang geschützte Musik, Filme und Spiele illegal „geteilt“ werden? | |
Letzteres wäre eindeutig sinnvoller. Nur mit einer Geringfügigkeitsschwelle | |
hätte die Cafébetreiberin einigermaßen Sicherheit, dass sie nicht ständig | |
rechtlichen Ärger mit ihrem WLAN bekommt. | |
Vermutlich wird sich diese Linie am BGH auch durchsetzen. Die Richter | |
mussten jetzt die Position der Firmen stark reden, um zu zeigen, dass sie | |
durch die Gesetzesänderung nicht enteignet wurden. Aber wenn es dann um die | |
Abwägung mit den Interessen der CafébetreiberIn und ihrer KundInnen geht, | |
sollten die Firmen nicht den Vorrang haben. | |
26 Jul 2018 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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