# taz.de -- Seenotrettung im Mittelmeer: Flugzeug auf Malta festgesetzt | |
> Nach der Blockade mehrerer Rettungsschiffe wurde auch das | |
> Aufklärungsflugzeug „Moonbird“ festgesetzt. Die evangelische Kirche | |
> kritisiert das Vorgehen. | |
Bild: Blick aus dem Suchflugzeug „Moonbird“ auf die Rettung von Flüchtende… | |
Berlin/Frankfurt am Main/Barcelona epd/dpa | Die zivile Seenotrettung im | |
Mittelmeer beklagt eine immer lähmendere politische Kampagne gegen ihren | |
Einsatz. Nach der [1][Blockade mehrerer Schiffe] sei nun auch [2][das | |
Aufklärungsflugzeug „Moonbird“] auf Malta festgesetzt worden, erklärte die | |
Seenotrettungsorganisation Sea-Watch am Mittwoch in Berlin. Das auf Malta | |
stationierte Flugzeug wird von Sea-Watch und der Schweizer Humanitären | |
Piloteninitiative (HPI) betrieben und von der Evangelischen Kirche in | |
Deutschland (EKD) unterstützt. | |
Die maltesischen Behörden hätten ab sofort alle weiteren Flüge in das | |
Suchgebiet vor der libyschen Küste untersagt, teilte Sea-Watch mit. Dabei | |
sei das Flugzeug im vergangenen Jahr an der Rettung von 20.000 Menschen | |
beteiligt gewesen. „Mehr als 1.000 Menschen wären fast sicher gestorben, | |
hätte die Crew die sinkenden Boote nicht in letzter Sekunde gefunden“, | |
betonte die Organisation. | |
Die „Moonbird“ habe über ein Jahr lang fast täglich von Malta aus Einsät… | |
geflogen, „stets in bester Zusammenarbeit mit den maltesischen Behörden und | |
der italienischen Küstenwache“. Das einmotorige Flugzeug vom Typ Cirrus | |
SR22 erfülle alle gesetzlichen Voraussetzungen. | |
„Den politisch Verantwortlichen sollte klar sein, was dieses Flugverbot | |
bedeutet: Die Menschen auf den Booten werden nicht gerettet, sondern | |
ertrinken ungesehen“, sagte Pilot und HPI-Gründer Fabio Zgraggen. „Seitdem | |
die zivilen Rettungskräfte nicht mehr helfen dürfen, erleben wir einen | |
massiven Anstieg der Opferzahlen.“ | |
## Abschottungspolitik an den Außengrenzen | |
Der „Moonbird“-Einsatzleiter Ruben Neugebauer sprach von politischem | |
Kalkül: „Ganz offensichtlich soll es keine unabhängigen Augenzeugen geben, | |
die das Sterben und die Menschenrechtsverstöße auf dem Mittelmeer | |
dokumentieren.“ Die europäische Öffentlichkeit solle nicht erfahren, „wie | |
barbarisch die Abschottungspolitik an den Außengrenzen“ durchgesetzt werde. | |
„Es soll keine Beweise geben, wie Menschen ertrinken oder wie die | |
sogenannte libysche Küstenwache agiert.“ | |
Auch der Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der EKD, | |
Präses Manfred Rekowski, betonte, es brauche die Beobachtung aus der Luft: | |
„Damit das Sterben auf dem Mittelmeer nicht aus dem Blick gerät, damit | |
Rettung geschehen kann und auch, damit wir uns unabhängig informieren | |
können, was zwischen Libyen und Italien auf dem Wasser geschieht.“ | |
Ein politisches Vorgehen gegen Menschenrechtsorganisationen, willkürliche | |
Verbote oder Beschlagnahmungen seien aus anderen Teilen der Welt bekannt, | |
erklärte der Leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland der | |
Mitteilung zufolge. „Mitten in Europa, im Rechtsraum der Europäischen Union | |
ist das ein Skandal.“ | |
Derweil ist das von Italien abgewiesene Rettungsschiff „Open Arms“ ist mit | |
60 Flüchtlingen an Bord in den Hafen von Barcelona eingelaufen. „Was für | |
ein angenehmes Gefühl ist es, wieder zu Hause zu sein“, schrieb der Gründer | |
der spanischen Nichtregierungsorganisation Proactiva Open Arms, Oscar | |
Camps, am Mittwoch auf Twitter. Die Migranten aus 14 Ländern – darunter | |
fünf Frauen und fünf Minderjährige – sollten in der spanischen Metropole | |
zunächst medizinisch untersucht und versorgt und anschließend registriert | |
werden. | |
Das Schiff hatte die Flüchtlinge am Samstag im Mittelmeer rund 30 Kilometer | |
vor der Küste Libyens aus Seenot geborgen. Italien und auch Malta machten | |
sofort klar, dass sie das Schiff nicht in ihre Häfen lassen wollten. Die | |
spanische Regierung erklärte sich daraufhin zur Aufnahme der Flüchtlinge | |
bereit. | |
4 Jul 2018 | |
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