# taz.de -- Achtelfinale Belgien – Japan: Belgien mit dem Lucky Punch | |
> Japan mit Doppelschlag nach der Pause, doch Belgien hat Mittel: | |
> Kopfballtor als Bogenlampe, Märchen-Kopfball, ein Konter in der | |
> Nachspielzeit. | |
Bild: Die belgischen Trikots sehen aus wie Pollunder von jemandem, der Pfeife r… | |
Die Voraussetzungen: Japan erreichte das Achtelfinale mit Hängen und | |
Würgen. Punkt- und torgleich mit dem Senegal, rettete sie am Ende diese | |
[1][schwachsinnige FairPlay-Regel]. Das Team allerdings spielte, wie | |
Murakami schreibt: grundbürgerlicher Besitzstandsfußball, erzlangweilig. | |
Belgien hingegen, mit seinem [2][britannisierten Powerfußball], hat das | |
Original hintersichgelassen. Häufig als Geheimfavorit beschimpft, spielten | |
sie die letzten Jahre doch immer so wie ihr Bier: Knallt erstmal bunt, | |
macht aber schon beim Saufen Kater. | |
Nach der Diktatorengruppe A jetzt also das Achtelfinale der unterschätzten | |
Kolonialisten. Wie bei jeder WM braucht es viel ästhetischer Arbeit, um | |
nicht unpolitisch zu werden. | |
Das Ergebnis: 3:2 (0:0) | |
Das Spiel: Unerwarteterweise beginnen die ersten Minuten ohne größere | |
Menschenrechtsverletzungen; einmal versucht wer, aus 40 Metern auf's | |
belgische Tor zu ziehen. Ansonsten war's erstaunlich munter; quasi | |
achtelfinalunwürdig. Keiner tritt hinter den Erwartungen zurück, es ist ein | |
Anti-Seehofer-Spiel. | |
Je länger es dauerte, desto mehr wird klar, wer von beiden eigentlich mal | |
Fußball gelernt hat; Belgien nämlich. Sie vergessen es hin und wieder, aber | |
es ist das beste aller Spiele in dem Sinn, dass der Spielstand die Spannung | |
hält. Wäre das Basketball, hätten die Belgier mit 20 Punkten im ersten | |
Viertel geführt, vier Dunks von Romelu Lukaku, mindestens, und die Japaner | |
hätten im zweiten Viertel nachgezogen. Ach, es ist schon ein schönes Spiel. | |
Kurz nach der Pause setzt Japan einen blitzsauberen Konter, an dessen Ende | |
Haraguchi steht; in alter herthanischer Tradition tat er, was er tun | |
musste, nämlich: dem Gegner weh. Es war die Führung. Kurz darauf sieht Inui | |
eine Lücke, die vermuten lässt, dass er auch in der Tokyoer U-Bahn zu | |
Feierabend einen Platz finden findet; zweite Reihe, lange Ecke, zwei zu | |
null. Japan macht Tore, als ob es gar nichts wär, als ob es gar nichts wär. | |
Abgekocht, das ist, was Belgien wird. | |
Denkt man. Und dann: das schönste Kopfballtor der Weltgeschichte. | |
Vertonghen hält nach einer Bogenlampe einfach mal die Rübe rein, ein | |
Kopfballtor als Bogenlampe, gibt’s das überhaupt? Kurzer Blick ins | |
Kontrollzentrum: Ja, das gibt’s! Belgien hat Mittel. | |
Und Belgien hat die Wahl. Hazard ist kurz darauf eine Ecke zu kurz, also | |
zieht er sie sich ans Strafraumeck; da tanzt er dann dann noch einen | |
Gegenspieler aus und serviert punktgenau auf Marouane Fellaini, der | |
einnickt wie zum Märchen; und plötzlich ist Belgien da. Derart da, wie | |
selten in seiner Weltgeschichte. | |
Und dann: Die Kontrollfreaks aus Japan fangen sich kurz vor Schluß noch | |
einen Konter, ein Kurzschluss im Gefüge. Tut weh. In dem Fall ist es, wie | |
die Werbung verspricht: die meisten Unfälle passieren im Haushalt. Dann, | |
wenn man sich am sichersten wähnt. Lucky Punch. Im Pollunder. Halleluja. | |
Die kulturelle Anspielung des Abends: Einstmals sind die feuchten Träume | |
der Franzosen in Belgien publiziert worden; wegen der beschissenen Zensur. | |
Lange ist es her. Die belgischen Trikots sehen aus wie Pollunder von | |
jemandem, der Pfeife raucht. Und tot ist. Es gibt ein schönes Lied von | |
Jacques Brel, selbst Belgier, der das Lebensgefühl dieses belgischen | |
Pollunder-Trikots, mit all seiner Stickigkeit, beschreibt: Ces gens-là. Das | |
hat gar nix mit dem Spiel zu tun, aber es ist ja [3][obendrein auch | |
#kulturwm]. | |
Und nun? [4][Es wartet Brasilien]. Da werden dann andere Saiten aufgezogen! | |
Auf die alte Leier! Was soll man dazu sagen? Da Neymar spielt, | |
wahrscheinlich: Es werden Dinge ins Rollen kommen. | |
2 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Gruppe-H-Letzte-Gruppenspiele/!5516934 | |
[2] /Belgien-vor-dem-WM-Achtelfinale/!5514476 | |
[3] https://twitter.com/hashtag/KulturWM?src=hash | |
[4] /Achtelfinale-Brasilien--Mexiko/!5518740 | |
## AUTOREN | |
Frederic Valin | |
## TAGS | |
Frauen-WM 2019 | |
WM-taz 2018: Auf dem Platz | |
WM 2018 Achtelfinale | |
Belgien | |
Japan | |
Fußballweltmeisterschaft | |
Fußball | |
Frauen-WM 2019 | |
Frauen-WM 2019 | |
Frauen-WM 2019 | |
Frauen-WM 2019 | |
Polen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Belgien vor dem WM-Halbfinale: Taktik als Staatsgeheimnis | |
Wie sich Belgien auf das Halbfinale gegen Frankreich vorbereitet, weiß | |
niemand. Der verletzte Stürmer Nacer Chadli spielt auch auf einem Bein. | |
Belgien erreicht das WM-Viertelfinale: Sie wollen es unbedingt | |
Belgien gelingt ein Wunder: Sie drehen den 0:2-Rückstand und machen einen | |
Konter, der auch Fußballbanausen ins Schwärmen bringt. | |
Belgien vor dem WM-Achtelfinale: Die Betonung des Kollektivs | |
Nach einer bravourösen Vorrunde muss die belgische Elf jetzt zeigen, was | |
sie wirklich draufhat. Kann sie dem Ruf als Geheimfavorit gerecht werden? | |
Kommentar Underdogs in WM-Vorrunde: Nur echt mit 48 Mannschaften | |
Bei aller Kritik am Turniermodus der WM 2026, eines wird er bringen: Mehr | |
kleine Mannschaften. Die Underdogs haben bei dieser WM begeistert. | |
Gruppe H: Letzte Gruppenspiele: Äh, wieviele gelbe Karten hattest du? | |
Senegal verliert gegen Kolumbien, Japan tut sich gegen Polen schwer. Die | |
Fairplay-Wertung muss über Platz Zwei entscheiden. |