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# taz.de -- Verfahren nach Prügel-Affäre: Macron, der nachsichtige Arbeitgeber
> Ein Mitarbeiter von Macron hat einen Demonstranten verprügelt. Auch
> Polizisten müssen sich nun verantworten.
Bild: Benalla und Macron: ein Dreamteam
Paris taz | Die französische Nationalversammlung musste ihre am Freitag
bereits eröffnete Debatte über eine Verfassungsänderung auf unbestimmte
Zeit verschieben. Bevor nämlich die Abgeordneten der Vorlage entsprechend
dem Staatschef Emmanuel Macron noch mehr Machtbefugnisse gewähren, wollen
sie wissen, was am 1. Mai passierte.
Rund um diesen Tag dreht sich ein Skandal, den seit vergangener Woche
Mittwoch das politische Frankreich beschäftigt: Einer von Macrons leitenden
Mitarbeitern soll bei einem Polizeieinsatz am 1. Mai gegen einen
Demonstranten gewalttätig vorgegangen sein. Er soll einen Polizeihelm und
-armbinde getragen haben, obwohl er nicht als Ordnungshüter im Einsatz
gewesen war. Die Tageszeitung Le Monde hatte ihn auf einem Video
identifiziert.
Das Unbehagen und die Verdachtsmomente sind gravierend genug, dass beide
Parlamentskammern zu diesem Zweck Untersuchungskommissionen gebildet haben.
Als Erster muss sich am Montagmorgen Innenminister Gérard Collomb der
Befragung stellen. Die Opposition fordert bereits im Voraus den Rücktritt
dieses Treuesten der Getreuen des Präsidenten. Jean-Luc Mélenchon von der
linken „France insoumise“ spricht sogar von einer Staatsaffäre im Ausmaß
des Watergate-Skandals.
Auf dem [1][im Internet zirkulierenden Video] ist ein Mann in Zivilkleidung
zu sehen, der bei einer Ansammlung auf der Pariser Place de Contrescarpe im
Anschluss an eine 1.-Mai-Kundgebung einen am Boden liegenden Mann schlägt
und auch eine junge Frau misshandelt. [2][Dieser vermeintliche
Ordnungshüter ist eben kein Polizeibeamter, sondern Alexandre Benalla], der
persönliche Sicherheitsverantwortliche von Präsident Macron. Er war schon
während dessen Wahlkampf für die Sicherheit Macrons verantwortlich. Nach
dem Wahlsieg blieb er dem Élysée-Palast als Mitarbeiter erhalten.
Unqualifiziert und privilegiert
Dass Macron diesen erst 26-jährigen Benalla, der zwar einen
Master-Abschluss in Jura, aber keine spezielle Ausbildung hat, als
Verantwortlichen für seine persönliche Sicherheit engagierte, ist bereits
erstaunlich.
Noch eigenartiger muten die Privilegien an, die dieser junge Mann, den man
selbst im Skiurlaub an der Seite des Ehepaars Macron sehen konnte, offenbar
genoss: Neben einem relativ hohen Gehalt für einen völlig unqualifizierten
Mitarbeiter hatte er ein mit Polizeizubehör ausgerüstetes Dienstfahrzeug,
einen Ausweis für praktisch unbeschränkten Zugang zur Nationalversammlung
sowie seit Anfang Juli eine luxuriöse Wohnung in einer Dépendance des
Élysée-Palasts, in dem er ebenfalls über ein Büro verfügt.
Innenminister Collomb wusste bereits am Tag danach von den Vorfällen am 1.
Mai und informierte angeblich die Staatspräsidentschaft – nicht aber die
Justiz, wie er das als Amtsträger von Gesetzes wegen hätte tun müssen.
Macron erwies sich als äußerst nachsichtiger Arbeitgeber. Benalla wurde
lediglich für 14 Tage ohne Lohn „suspendiert“.
Jetzt wird gegen Benalla und einen Komplizen ermittelt. Benalla wird
unter anderem Gewalttätigkeit, Amtsanmaßung und unerlaubtes Waffentragen
vorgeworfen, wie Justizkreise der dpa am Sonntag bestätigten. Vor dem
Untersuchungsrichter müssen sich auch drei hohe Mitglieder der Pariser
Polizei verantworten. Sie sollen Benalla anscheinend auf dessen Wunsch hin
Aufnahmen der Videoüberwachungskameras zugespielt haben. Und jeden Tag
kommen weitere Elemente einer Affäre heraus, die die Glaubwürdigkeit von
Präsident Macron bereits schwer erschüttern.
22 Jul 2018
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?time_continue=134&amp&v=J22m3Y2xd9I
[2] /Macron-Mitarbeiter-schlaegt-Student/!5522801
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Emmanuel Macron
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