Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Antisemitismusdebatte an Hochschule: Erst denken, dann handeln
> Die Berliner Beuth-Hochschule für Technik will den Antisemitismus ihres
> Namensgebers aufarbeiten. Eine Umbenennung gibt es vorerst nicht.
Bild: Möglichst alle mitnehmen: Die Hochschule will sich in der Umbenennungsde…
Berlin taz | [1][Eingewickelt in rot-weißes Absperrband] zog der vordere
Teil des Betonschriftzugs „Beuth Hochschule für Technik“ vergangene Woche
Aufmerksamkeit auf sich. Die Autonome Linke Liste (ALL) der Hochschule
setzte mit der Aktion ein klares Zeichen im öffentlichen Raum: Wir wollen
Beuth nicht.
Seit über einem Jahr setzt sich die ehemals Technische Fachhochschule im
Wedding mit dem ausgeprägten [2][Antisemitismus ihres Namensgebers]
auseinander. Dieses Jahr haben nun neue Forschungsergebnisse bestätigt,
wie extrem Christian Peter Beuths Judenhass bereits im Kontext seiner Zeit
war.
In einer Informationsveranstaltung Ende Juni verdeutlichte
Rassismusforscher Achim Bühl die erschreckende Haltung Beuths anhand von
Reden bei der Deutschen Tischgesellschaft. Bei der anschließenden
Podiumsdiskussion schienen sich die HochschulvertreterInnen einig, dass die
Hochschule den Namen mit dem Wissen um Beuths Gesinnung nicht weiter tragen
könne.
Doch mit einer schnellen Umsetzung tut sich die staatliche Einrichtung mit
mehr als 12.000 Studierenden schwer. Man wünsche sich einen
„ergebnisoffenen Diskurs“ – eine Position, die nicht nur das Präsidium
vertritt, sondern auch vom AStA in einer aktuellen Stellungnahme
mitgetragen wird.
„Wir sprechen uns dafür aus, einen ergebnisoffenen Diskurs mit allen
Mitgliedern der Hochschule zu führen, in dem auch die Option einer
Namensänderung berücksichtigt wird“, sagte Malte Arms, Vorsitzender des
AStA, gegenüber der taz. Auf Antrag der ALL habe man außerdem beschlossen,
„da, wo es möglich ist, auf den Namen Beuth im öffentlichkeitswirksamen
Bereich zu verzichten“. Auf Facebook und der Website des
Studierendenausschusses ist die Umbenennung bereits passiert, hier steht
nur noch „AStA BHT“. Seitens des AStA wünsche man sich, dass die Hochschule
dem Beispiel folge und eine Umbenennung ernsthaft in Betracht ziehe.
## Lagerbildung vermeiden
Die Debatte über eine mögliche Namensänderung geht auf Hochschulebene
langsam voran. Präsidentin Monika Gross wünscht sich für den eingeleiteten
Diskurs, dass alle Hochschulmitglieder in einem „gemeinschaftlichen
Prozess“ mitgenommen würden.
Der Vizepräsident der Hochschule, Hans Gerber, sagte der taz, die
Hochschule wolle „nicht im ersten Reflex handeln“. Man wolle sich Zeit für
eine inklusive Debatte nehmen, um zu demonstrieren, wie in der Sache ein
qualitativer und rationaler Diskurs geführt werden kann. Eine polarisierte
Debatte und Lagerbildung, die einen Riss durch die Hochschule ziehen
könnte, solle vermieden werden. „Wir wollen nicht nur mit Emotionen und
Meinungen diskutieren, sondern auch einordnen lernen“, so Gerber.
Basisdemokratisches Vorgehen entspricht den Leitlinien der Hochschule.
Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob im Kontext des krassen
Antisemitismus ihres Namensgebers ein sofortiges Signal durch das zeitnahe
Ablegen des Namens nicht notwendiger wäre.
Nachdem die neuesten Erkenntnisse über Beuths Judenfeindlichkeit an die
Öffentlichkeit gelangt waren, hatte die Geburtsstadt des Ministerialbeamten
schnellere Konsequenzen gezogen: In Kleve hängte Bürgermeisterin Sonja
Northing noch Ende Juni eine Ehrenplakette Beuths ab – und erntete dafür
Kritik von Ratsvertretern der Christdemokraten und der Grünen, die sich
durch die Ad-hoc-Aktion bloßgestellt fühlten.
23 Jul 2018
## LINKS
[1] https://www.facebook.com/autonome.linke.liste/photos/rpp.365901050508899/51…
[2] /Antisemitismusdebatte-an-Hochschule/!5512438
## AUTOREN
Lin Hierse
## TAGS
Beuth-Hochschule
Peter Beuth
Umbenennung
Antisemitismus
Beuth-Hochschule
Antisemitismus
Deutscher Kolonialismus
Antisemitismus-Vorwurf
## ARTIKEL ZUM THEMA
Umbenennungen: Das ist keine Petitesse
Die Debatte um die Umbenennung der Beuth-Hochschule, die den Namen eines
Antisemiten trägt, ähnelt der Diskussion über Straßennamen im Afrikanischen
Viertel.
Antisemitismus-Debatte: Die Last des Namens
An der Beuth-Hochschule in Wedding spitzt sich der Streit um den
Antisemitismus des Namensgebers zu. Am Donnerstag startet ein Symposium.
Umbenennung der Wissmannstraße: Neukölln räumt postkolonial auf
Anwohner*innen der Wissmannstraße diskutieren mit Expert*innen und
Politiker*innen über die Umbenennung ihrer Straße.
Antisemitismusdebatte an Hochschule: Zu wenig Biografie studiert
Erst 2009 hat sich die staatliche Beuth-Hochschule umbenannt. Jetzt ist
klar: Beuth war krasser Antisemit. Doch die Präsidentin hält an dem Namen
fest.
Kolumne Gott und die Welt: Wo der Nazi-Syrup klebt
Es gibt Straßen in Koblenz, die nach den Wünschen vieler umbenannt werden
sollten. Die Namensgeber waren Größen in der NS-Zeit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.