# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Das Gefühl von einer Landschaft | |
> Michelle Jezierski zeigt in der Galerie 68 Projects ihre surreale | |
> Landschaftsmalerei. Die taz sprach mit der Künstlerin. | |
Bild: Michelle Jezierski, „shifter“, 2018 (Installationsansicht) | |
In [1][Michelle Jezierskis] Bildwelten kann man sich verlieren. | |
Wolkentürme, Felsformationen, sprudelnde Meeresgischt, gar tosende Lava | |
meint man in ihren energischen Farbwirbeln aus Acryl und Öl zu erkennen. | |
Jedoch wirkt es gleichsam so, als würde man auf diese wilden Landschaften | |
durch ein Gitter oder Kaleidoskop blicken. | |
Jezierski schiebt geometrische Strukturen über ihre Sujets, sodass diese | |
ins Surreale gleiten. „Shifter“ heißt die Ausstellung bei [2][68 Projects], | |
was gut passt, weil man beim Schauen unwillkürlich zwischen den Ebenen hin | |
und her schaltet. Gewissermaßen entspricht das dem künstlerischen Prozess | |
der Malerin, die sich in Schichten vorarbeitet. | |
Die ersten trägt sie mit Tusche und Acryl auf, legt dabei die Komposition | |
fest. Dann erst folgt die Ölfarbe, mal dünn und durchscheinend, mal | |
mithilfe von Tape in geraden, scheinbar perfekten Linien gespachtelt. Die | |
Hand der Künstlerin bleibt stets sichtbar, sie kontrolliert Chaos und | |
Ordnung ihrer Bilder, aus denen sich „das Gefühl von einer Landschaft“ | |
herausschält. | |
Einblick (733): Michelle Jezierski, Künstlerin | |
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
Und warum? | |
Michelle Jezierski: Die begehbare Lichtinstallation „Ganzfeld Aural“ von | |
James Turrell im Jüdischen Museum hat mich schwer beeindruckt. Ich habe | |
eine Stunde in der Installation verbracht und bin komplett in Licht und | |
Farbe abgetaucht. Wenn man sich darauf einlässt, löst sich der Raum auf und | |
man versucht sich ständig neu zu verorten. Die Farben, die sich ganz | |
langsam verändern, lassen neue Räume und Tiefe entstehen. Ich bin | |
fasziniert, wie Turrell es immer wieder schafft Licht als Material zu | |
verwenden, um unsere Wahrnehmung zu schärfen. | |
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? | |
Obwohl Musik mir sehr wichtig ist und bei mir fast immer läuft, schaffe ich | |
es leider nicht oft in Konzerte. Wenn ich in Klubs lande, dann je nach DJ, | |
ich habe keinen Lieblingsklub. Das letzte besondere Konzert war Sir Simon | |
Rattles Abschiedskonzert bei den Berliner Philharmonikern. Mein Vater ist | |
dort Hornist und eigentlich sollte und könnte ich viel öfter ins Konzert. | |
Aber wie das eben so ist … | |
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit | |
durch den Alltag? | |
Die Biografie von Robert Irwin, „Seeing Is Forgetting The Name Of The Thing | |
One Sees“, kann ich immer wieder lesen. Seine tiefgründigen Gedanken und | |
Beobachtungen zu Kunst und Wahrnehmung, inspirieren mich sehr. | |
Was ist dein nächstes Projekt? | |
Ich arbeite momentan an einer Kollaboration mit dem Bildhauer Jay Gard, die | |
im September zum DC Open in Düsseldorf bei Kunst & Denker Contemporary | |
erstmalig gezeigt wird. Unser Konzept ist es, die Medien der Malerei und | |
der Bildhauerei auszuloten und anhand einer raumbezogenen | |
Gemeinschaftsarbeit deren Grenzen aufzulösen. | |
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten | |
Freude? | |
Bevor es ins Atelier geht, erst mal einen guten Kaffee und dann zum Sport. | |
Danach kann der Tag kommen. | |
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
immer donnerstags in der Printausgabe der taz. | |
18 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://www.michellejezierski.com | |
[2] https://www.68projects.com | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
## TAGS | |
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