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# taz.de -- Gipfeltreffen in Helsinki: Putin-Versteher trifft Trump-Retter
> Das Gipfeltreffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Helsinki
> brachte kaum Ergebnisse. Aber es war eine Aufwertung für den Kreml-Chef.
Bild: „Lass uns nie wieder streiten, ja?“ „Okay“
Ein guter Anfang sei das gewesen. Einen tiefen, offenen Dialog hätten sie
miteinander geführt, erklärten übereinstimmend US-Präsident Donald Trump
und Russlands Präsident Wladimir Putin nach Abschluss [1][ihres
Gipfeltreffens am Montag in Helsinki.] Und Trump fügte hinzu: Die
Beziehungen der beiden Staaten seien auf ihrem absoluten Tiefpunkt gewesen,
das habe sich aber „vor ungefähr vier Stunden“ geändert.
Ganz sicher ist: Die anschließende Pressekonferenz, die mit weit über einer
Stunde Verspätung begann, war bemerkenswert. Beide Präsidenten verlasen
zuvor ausgearbeitete Statements. Putin zeigte sich gänzlich staatsmännisch,
referierte über die verschiedenen Krisenherde und Problemstellungen der
Welt, von Syrien zu Umweltfragen, von Terrorismusbekämpfung bis zu
nuklearer Abrüstung. Es war offensichtlich: Das Ziel, das er mit dem Gipfel
verfolgt hatte, war erreicht.
Sowohl in russischen als auch in US-amerikanischen Medien war bereits
[2][zuvor analysiert worden,] dass das Treffen an sich bereits einen Gewinn
für Putin mit sich bringt. Schließlich ist Putin seit Jahren um weniges so
bemüht wie darum, Russland international wieder Anerkennung als Großmacht
zu verschaffen. Das Treffen mit Trump hat ihn jetzt zu dem gemacht, als was
er sich selbst sieht: einer globalen Führungsfigur.
Selten wurde ein Treffen zweier Politiker so aufmerksam medial begleitet
wie das Gipfelgespräch zwischen Donald Trump und Wladimir Putin am Montag
im finnischen Helsinki. Selten aber auch war es so unmöglich, zu erfahren,
was in welchem Ton tatsächlich gesprochen wurde.
Denn bevor sich Trump und Putin mit ihren Delegationen zum Arbeitsessen
trafen, sprachen sie fast zwei Stunden lang unter vier Augen miteinander,
lediglich im Beisein ihrer Dolmetscher. Auf die zugerufene Frage eines
Reporters bei einer kurzen Fotopause zwischen beiden Treffen sagte Trump:
„Ich glaube, es war ein guter Start, ein guter Start für alle.“
## Einmischung Russlands in US-Wahlkampf
Die Frage, die alle Journalisten am meisten interessierte, war schließlich
die [3][nach der russischen Einmischung in den US-Wahlkampf.] Kurz vor
Beginn des Gipfels hatte Trump noch getwittert, die Obama-Regierung und die
Demokratische Partei seien selbst schuld an dem mutmaßlichen russischen
Hacking vor den Wahlen 2016. Russland kritisierte Trump mit keinem Wort.
Nur weil die USA sich so dumm verhalten hätten, seien die Beziehungen
beider Staaten heute auf diesem Tiefpunkt, schrieb Trump auf Twitter – eine
Nachricht, die vom russischen Außenministerium umgehend geteilt und mit dem
Kommentar „Sehen wir auch so“ versehen wurde.
Bei der Pressekonferenz verteidigte Trump keinesfalls die Einschätzung der
US-Geheimdienste, die allesamt zum Ergebnis gekommen waren, Russland habe
sich auf verschiedene Weise in die US-Wahlen 2016 eingemischt. Er
akzeptierte die erwartbare Erklärung Putins, das sei alles Nonsens – und
verstärkte sie noch durch einen eigenen kleinen Ausbruch gegen die
„Hexenjagd“.
Putins Vorschlag, aufgrund eines seit 1999 bestehenden
Kooperationsvertrages die Vorwürfe, die am vergangenen Freitag von
Sonderermittler Robert Mueller in Washington gegen die 12 russischen
Agenten erhoben worden waren, in Russland überprüfen zu lassen, fand Trump
eine gute und „interessante“ Idee.
## Verkehrte Welt
Und als Putin auf die Frage eines US-Reporters erklärte, er wisse, wie
Geheimdienstler Dossiers frisieren könnten, er sei ja schließlich selbst
einmal Geheimdienstler gewesen, grinste Trump über das ganze Gesicht.
Sowohl Trump und die ihm nahestehenden konservativen und neurechten Medien
in den USA als auch die russischen Staatspresseorgane betonen ein ums
andere Mal, das Washingtoner Establishment bzw. der „Deep State“ würde es
nicht zulassen, dass Donald Trump so agiere, wie er gerne würde.
Sie, wie Trump, ordnen auch die Ermittlungen über russische Einmischung als
Versuch des „Deep State“ ein, einen unorthodoxen Präsidenten zu
diskreditieren. Trump selbst spricht stets von einer „Hexenjagd“, die gegen
ihn stattfinde – so auch vor der Presse in Helsinki.
Als ein Reporter fragte, ob Trump im Vieraugengespräch irgendeine Andeutung
gemacht habe, dass die USA womöglich bereit seien, die Annexion der Krim
anzuerkennen, beruhigte Putin: Nein, nein, Trump habe schon brav die
US-Position vertreten, dass das illegal gewesen sei. Verkehrte Welt in
Helsinki.
16 Jul 2018
## LINKS
[1] /Gipfeltreffen-von-USA-und-Russland/!5517965
[2] /Gipfelreffen-in-Helsinki/!5517785
[3] /Russische-Beeinflussung-der-US-Wahl/!5485378
## AUTOREN
Bernd Pickert
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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