# taz.de -- Gruppe B: letzter Spieltag: Iran und Marokko rocken | |
> Spanien hat sein Spiel nicht gewonnen. Gegen Marokko. Und Portugal hat | |
> sein Spiel auch nicht gewonnen. Gegen den Iran. | |
Bild: Ausgleich vom Punkt für den Iran diurch Karim Ansarifard | |
Gruppe B: Spanien-Marokko | |
Die Voraussetzungen: Marokko hat sich gut geschlagen, viel Lob bekommen, | |
aber trotzdem zweimal unglücklich verloren: Gegen den [1][Iran nach schönem | |
Offensivspiel in der letzten Minute] durch ein Eigentor des eingewechselten | |
Aziz Bouhaddouz vom FC St. Pauli. [2][Gegen Portugal, weil den Marokkanern | |
ein Elfmeter versagt blieb]. Einer der wenigen Fälle, wo der Videobeweis | |
versagte – in Gestalt des deutschen Video-Schiris Felix Zwayer übrigens. | |
Dass Marokko deshalb schon draußen ist, bedeutet aber auch, dass die | |
Mannschaft befreit aufspielen und versuchen wird, sich mit einem möglichst | |
guten Eindruck aus dem Turnier zu verabschieden. | |
Spannender sind die Aussichten für Spanien, das seine ganze große Klasse | |
bisher nur hat anklingen lassen, aber noch nicht wirklich brillierte. Gegen | |
Portugal gab es zwar drei Tore, aber nur einen Punkt, gegen den Iran ein | |
Tor, aber drei Punkte. Die Elf unter Interimstrainer Fernando Hierro kann | |
sogar noch rausfliegen, wenn sie gegen Marokko verliert und der Iran | |
mindestens unentschieden gegen Portugal spielt und danach mehr Tore | |
geschossen hat als Spanien. Wenn Spanien und Portugal mit dem gleichen | |
Ergebnis verlieren, entscheidet die Fairplaywertung und danach das Los. | |
Aber natürlich ist das alles nur Theorie. La Furia Roja, die Rote Furie, | |
wird den Teufel tun, ihre Serie von bisher 22 Spielen ohne Niederlage | |
ausgerechnet gegen Marokko zu beenden. So schade das für die auch ist. | |
Das Ergebnis: 2:2 (1:1), Kaliningrad | |
Das Spiel: In der ersten Hälfte startet Marokko munter und durchaus | |
aggressiv. Spanien lässt sich von der Stimmung anstecken. Nordin Amrabat | |
legt sich mit Sergio Ramos an. Gerard Piqué kontert gegen Khalid Boutaib. | |
Gerangel. Die Luft raucht. Dann ein Missverständnis zwischen Ramos und | |
Andrés Iniesta an der Mittellinie. Boutaib klaut sich den Ball, sprintet | |
wie der Leibhaftige Richtung Tor und schiebt David de Gea das Leder durch | |
die Beine. Tor für Marokko (14.), das erste in diesem Turnier. | |
Leider hält der Vorsprung nicht lange. Iniesta nimmt einen Pass im | |
Strafraum auf und legt Isco den Ball vor. Ausgleich (17.)! Danach läuft die | |
spanische Passmaschine, aber kommt kaum zu Torschüssen, weil sich Marokko | |
leidenschaftlich wehrt. In gerade mal zehn Minuten kassieren die Löwen vier | |
gelbe Karten. Erst das 1:0 der Portugiesen gegen den Iran im Fernduell | |
führt bei Spanien noch einmal zu einem Kraftakt. Aber Diego Costa rutscht | |
an Iniestsas Flanke vorbei. | |
Die zweite Halbzeit gehört zunächst Marokko. Plötzlich haben sie Platz. Vor | |
allem Amrabat kommt mehrfach zum Schuss, auch Boussoufa versuchts. Mal | |
hilft die Latte den Spaniern, mal ist es de Geas Faust. Dann aber wechselt | |
das Spiel wieder auf die andere Seite. Spanien drückt immer stärker. Isco | |
versuchts mit dem Kopf, Romain Saiss rettet auf der Linie. Kurz darauf | |
scheitert Piqué mit einer ähnlichen Aktion. | |
Marokko lauert und kontert. In der 80. Minute sorgt ein vermeintliches | |
Handspiel von Piqué im eigenen Strafraum für Verwirrung. Video-Beweis? | |
Elfmeter? Der Schiri winkt ab. Nur Ecke. Für die Marokkaner auch okay. Der | |
Ball landet bei En Nesyri und dann im Tor. 1:2 (81.). Die Spanier sind | |
sauer. Die reguläre Spielzeit ist vorbei, als Iago Aspas eine Flanke mit | |
der Ferse zum Ausgleich einlocht. Abseits, meint der Schiri. Kein Abseits, | |
sagt der Videobeweis. 2:2 (90.)! | |
Sechs Minuten reale Nachspielzeit gibt’s obendrauf, aber kein Tor mehr. | |
Buddies des Spiels: Im Eifer des Gefechts stoßen Schiedsrichter Ravshan | |
Irmatov und Boutaib zusammen. Reflexartig lässt sich der Marokkaner fallen | |
und wälzt sich fast schon, während sich Irmatov nur kurz schüttelt, Boutaib | |
hochzieht und ihm grinsend den Arm um die Schultern legt. „Ich weiß | |
Bescheid“, sagt die Geste. | |
Szene des Spiels: Der Ballklau von Schlitzohr Boutaib, der zum 1:0 führte. | |
Hätte hätte Fahrradkette: „Stellen Sie sich vor, die Marokkaner hätten das | |
Tor im ersten Spiel gemacht und gewonnen und der Iran nicht, dann wären sie | |
im Achtelfinale!“ Kommentar von Béla Réthy nach dem 1:2. | |
Und nun: Marokko ist immer noch raus, aber rehabilitiert. Spanien ist | |
zufrieden, Katalonien vermutlich auch. Hierro darf Trainer bleiben und | |
führt die Mannschaft im Achtelfinale nun gegen Russland, das seine Pleite | |
gegen Uruguay vergessen machen und sein Sommermärchen fortsetzen will. | |
Wollen heißt aber nicht können. (Beate Willms) | |
*** | |
Gruppe B: Iran-Portugal | |
Die Voraussetzungen: Was für den Iran sprechen könnte: Ronaldo und Co. sind | |
möglicherweise übermüdet – iranische Fans verbrachten die Nacht vor dem | |
Spiel am Hotel der Portugiesen und tröteten kraftvoll in ihre Vuvuzelas. | |
Und sonst: Portugal hat vier Punkte, der Iran drei; der Sieger der Partie | |
ist damit sicher im Achtelfinale; Portugal müsste bei einer Niederlage auf | |
ein Scheitern der Spanier im Parallelspiel gegen Marokko hoffen. Wenn der | |
Iran verliert, ist er dagegen definitiv raus, und auch ein Unentschieden | |
reicht aufgrund des schlechteren Torverhältnisses aller Voraussicht nach | |
nicht. | |
Das Ergebnis: 1:1 (0:1) | |
Das Spiel: Der Europameister eröffnet das Spiel, Cristiano Ronaldo hat | |
seine erste Chance bereits in der 3. Minute. Doch auch die Iraner stehen | |
längst nicht so tief hinten drin wie noch gegen Marokko oder Spanien, sie | |
wirken wesentlich selbstbewusster, kommen zu Abschlüssen, kombinieren sogar | |
im gegnerischen Strafraum. In der 32. Minute schafft es der Portugiese | |
Raphael Guerreiro nur mit einem Foul den Angriff des Iran über Alireza | |
Jahanbakhsh zu stoppen. Dann aber gelingt Portugal doch noch die Führung, | |
Ricardo Quaresma trifft per Außenrist ins lange Eck. In der 50. Minute | |
kommt einmal mehr der Videobeweis nach Foul an Ronaldo zum Einsatz. Der | |
Gefoulte aber, ja tatsächlich, er verschießt. Nach dem Elfmeter starten die | |
Iraner einige wütende Angriffe, arbeiten aggressiver gegen den Ball, haben | |
Chancen. Unruhig bleibt es bis zum Spielende, zahlreiche Diskussionen | |
prägen das Spiel. In der 91. Minute nutzt Schiedsrichter Enrique Caceres | |
zum dritten Mal im Spiel den Videobeweis, entscheidet auf strafbares | |
Handspiel und Elfmeter für Iran: Karim Ansarifard verwandelt sicher. Vahid | |
Amiri trifft in der 95. Minute noch das Außennetz, das Stadion bebt, und | |
Favorit Portugal spielt auf Zeit. | |
Das Wortspiel: Die BeiranWAND (Torhüter Alireza Beiranvand), sie steht. In | |
der 52. Minute hält der Torhüter des Iran, der sich mit dieser WM einen | |
Lebenstraum erfüllt, einen Strafstoß gegen Cristiano Ronaldo – ein Sieg | |
dürfte sich auch nicht viel besser anfühlen. | |
Die unsichtbaren Stars, über die nicht berichtet wird, weil ja Cristiano | |
Ronaldo spielt: Alireza Jahanbakhsh spielt beim niederländischen | |
Erstligisten AZ Alkmaar – und ist mit 21 Toren in der vergangenen Saison | |
sogar Torschützenkönig der niederländischen Liga geworden. | |
Die Fans: 200.000 Iraner*innen sollen sich Gerüchten zufolge in Russland | |
aufhalten, und auch bei diesem Spiel in Saransk sind sie klar in der | |
Mehrheit. Das wird etwa dann deutlich, wenn Jubel aufbrandet, sobald ein | |
iranischer Spieler es schafft, Cristiano Ronaldo vom Ball zu trennen. | |
Und nun? Sollte der Iran die vielversprechenden Ansätze, die er in diesem | |
Turnier in Russland gezeigt hat, in den kommenden Jahren ausbauen – dann | |
erfüllt man sich in vier Jahren den großen Traum, zum ersten Mal in der | |
Geschichte ins Achtelfinale einzuziehen. Portugal zieht als Gruppenzweiter | |
in die K.O.-Runde, trifft dort auf Uruguay. (Hana Voß) | |
25 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Beate Willms | |
Hanna Voß | |
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