# taz.de -- Regierungsbildung in Italien: Comeback für Conte | |
> Die Fünf-Sterne-Bewegung und die rechte Lega wollen nun doch eine | |
> Regierung bilden. Designierter Premier ist zum zweiten Mal Giuseppe | |
> Conte. Doch es gibt Kritik. | |
Bild: Giuseppe Conte und sein Kabinett sollen bereits am Freitagnachmittag vere… | |
Rom ap | Nach einem gescheiterten ersten Anlauf soll Italien nun doch eine | |
Regierung mit der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechten Lega | |
bekommen. Der designierte Ministerpräsident Giuseppe Conte und sein | |
Kabinett würden am Freitagnachmittag vereidigt, teilte das Büro von | |
Staatspräsident Sergio Mattarella mit. Fünf-Sterne-Chef Luigi Di Maio und | |
der Lega-Vorsitzende Matteo Salvini hatten sich [1][zuvor auf Kompromisse | |
in der Kabinettsliste verständigt] und damit den Weg freigemacht. | |
Ihr erster Versuch einer Regierungsbildung war Anfang der Woche am Veto von | |
Staatsoberhaupt Mattarella gescheitert. Dieser sah in der geplanten | |
Ernennung des Euroskeptikers [2][Paolo Savona] eine Gefahr für die | |
Finanzmärkte und die italienische Wirtschaft. In einer Regierung von Fünf | |
Sterne und Lega soll Savona nun Minister für europäische Angelegenheiten | |
werden. | |
Das Wirtschafts- und Finanzressort soll Giovanni Tria übernehmen, ein als | |
gemäßigt geltender Ökonom an der Universität La Sapienza in Rom. Neuer | |
Chefdiplomat wird dem Vernehmen nach Enzo Moavero Milanesi, ein früherer | |
EU-Funktionär in Brüssel, der in der Technokratenregierung unter Mario | |
Monti Minister für europäische Angelegenheiten war. | |
Fünf-Sterne-Führer Di Maio, der als Architekt des von seiner Bewegung | |
propagierten Grundeinkommens für arme Italiener gilt, soll an die Spitze | |
des Ministeriums für Soziales und Arbeit rücken. Salvini soll Ressortchef | |
für Inneres werden. | |
## Salvini will Abschiebungen zur Priorität machen | |
In einer Ansprache vor Anhängern in seiner Heimatregion Lombardei kündigte | |
Salvini an, die Abschiebung von Migranten zu einer Priorität zu machen. | |
„Mein Engagement gilt der Sicherheit von 60 Millionen Italienern“, sagte er | |
weiter. Di Maio bedankte sich per Facebook-Post bei seinen Unterstützern. | |
„Die Regierung des Wandels wird Realität“, schrieb er. | |
Im März hatte es in Italien eine Parlamentswahl ohne klares Ergebnis | |
gegeben, bei der die Fünf-Sterne-Bewegung stärkste Kraft wurde. Es folgten | |
Monate der politischen Blockade, die in der ungewöhnlichen Allianz zwischen | |
der Fünf Sterne und Lega mündeten. Nach seinem Nein zum ursprünglich | |
geplanten Kabinett hatte Mattarella den früheren IWF-Ökonom Carlo | |
Cottarelli als Übergangsregierungschef vorgesehen, bis es Neuwahlen geben | |
sollte. Doch bei Investoren ging die Sorge um, dass eine neuerliche | |
Abstimmung zu einem Referendum über den Euro geraten könnte. In der Folge | |
gaben die italienischen Aktienmärkte drastisch nach. | |
Nachdem die Chefs von Fünf Sterne und Lega Kompromissbereitschaft | |
signalisierten, trat Cottarelli beiseite. Mattarella zitierte Conte nach | |
Rom zurück. Für den politisch als unerfahren geltenden Conte war es ein | |
unerwartetes Comeback, nachdem er erst vor wenigen Tagen den | |
Regierungsauftrag zurückgegeben und wieder seinen Posten als Juraprofessor | |
in Florenz aufgenommen hatte. Im Quirinalspalast verlas er seine | |
Kabinettsliste und erklärte, die künftige Regierung wolle entschlossen | |
daran arbeiten, die Lebensqualität aller Italiener zu verbessern. | |
Kritiker warnen indes, dass Conte als Erfüllungsgehilfe von Di Maio und | |
Salvini fungieren könnte, die für ein Regierungsbündnis ihre eigenen | |
Ambitionen auf den Ministerpräsidentenposten begraben haben. Der | |
Wirtschaftsexperte Lorenzo Codogno befürchtet einen „Grabenkrieg“ zwischen | |
der Regierung und Mattarella“ über Fragen rund um Europa und die | |
Finanzpolitik. | |
1 Jun 2018 | |
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