# taz.de -- Kolumne American Pie: Trump lädt Super Bowl-Gewinner aus | |
> Der US-Präsident hat den Besuch des Football-Teams der Philadelphia | |
> Eagles im Weißen Haus abgesagt – weil kaum einer kommen wollte. | |
Bild: Trump empfängt zwar nicht die Super-Bowl-Gewinner, dafür Motorsportler … | |
Bislang galt der Empfang im Weißen Haus für amerikanische Sportler immer | |
als Ehrenbezeugung. Doch seitdem Donald Trump dort residiert, ziehen es | |
einige vor, lieber einen großen Bogen um den Regierungssitz des | |
US-Präsidenten zu machen. Man darf gespannt sein, welche Teams und Sportler | |
sich künftig diesem Besuch verweigern. Es geht schließlich auch ums Image. | |
Das Football-Team der Philadelphia Eagles hätte als Super Bowl-Gewinner | |
heute eigentlich geehrt werden sollen. Doch als sich kurz vor dem Termin | |
andeutete, dass da nur eine spärliche Rumpftruppe von etwa zehn Mann | |
auftauchen würde, wollte Trump diese blamablen Bilder doch lieber | |
vermeiden. Er lud das Team kurzerhand aus und erklärte, die Spieler des | |
Teams „streiten mit ihrem Präsidenten, nur weil er darauf besteht, dass sie | |
während der Hymne mit der Hand auf dem Herzen stehen, um die großartigen | |
Männer und Frauen unseres Militärs und die Menschen unseres Landes zu | |
ehren“. | |
Bereits im Februar nach dem Super-Bowl-Gewinn kündigten Malcolm Jenkins, | |
Chris Long und Torrey Smith von den Philadelphia Eagles an, auf den | |
traditionellen Besuch des Siegerteams im Weißen Haus zu verzichten. Der | |
Streit über den Boykott der Nationalhymne hat mittlerweile eine längere | |
Geschichte. 2016 war der mittlerweile vertragslose Quarterback Colin | |
Kaepernick als erster Spieler der National Football League (NFL) beim | |
Abspielen der US-Nationalhymne [1][auf die Knie] gegangen. [2][Eine | |
Protestgeste], wie er erklärte, die sich gegen die Polizeigewalt und | |
Rassendiskriminierung im eigenen Land wandte. Viele, vor allem | |
dunkelhäutige Profis, folgten seinem Beispiel. Zum Missfallen von Präsident | |
Trump, der die Spieler als „Hurensöhne“ beschimpfte und Patriotismus | |
einforderte. | |
Die NFL-Funktionäre haben sich im Sinne Trumps der Patriotismusdebatte | |
angenommen. Sie verfügten vor wenigen Wochen, dass das Niederknien bei der | |
Hymne künftig unter Strafe gestellt wird. Wer nicht zur amerikanischen | |
Hymne auf dem Feld stehen wolle, solle in der Kabine bleiben. Etliche | |
Mitglieder der Eagles haben die neue NFL-Sanktionsregel scharf kritisiert. | |
## Der Protest gegen Trump ist massiv | |
Trump wiederum versuchte via Twitter am Dienstag den geplatzten Termin mit | |
dem Super-Bowl-Gewinner zu bagatellisieren. Er schrieb: „Wir haben in | |
letzter Zeit viele Meisterteams im Weißen Haus zu Gast gehabt wie die | |
Chicago Cubs, Houston Astros, Pittsburgh Penguins, New England Patriots, | |
Alabama und Clemson National Champions und viele andere.“ Und wenig später | |
verwies er noch auf den Besuch von Motorsportlern in seinem Haus. Mit | |
diesem dokumentarischen Fleiß zeigte Trump jedoch auch, dass ihn die kalte | |
Schulter des NFL-Meisters gewaltig wurmte. | |
Die National Football League ist weltweit die umsatzstärkste Liga in der | |
Welt. Etwa 70 Prozent der Athleten sind Schwarze. Und ihr Protest hat einen | |
entsprechenden Stellenwert. Und auch in der weltweit größten | |
Basketballliga, der NBA, ist der Protest gegen Donald Trump massiv. Im | |
vergangenen Jahr hat der US-Präsident dem NBA-Champion Golden State | |
Warriors einen Ehrenempfang verweigert, weil er sich mächtig über die | |
Kritik an seiner Politik von dessen Starspieler Steven Curry ärgerte. Von | |
LeBron James, einer anderen NBA-Ikone, erhielt Curry sogleich | |
Unterstützung. Der Spieler von den Cleveland Cavaliers schrieb auf Twitter | |
an Trump gerichtet: „Ein Besuch im Weißen Haus war eine große Ehre, bis du | |
dort aufgetaucht bist.“ | |
Das Blöde für Trump ist, dass sich die beiden in diesen Tagen schon wieder | |
im NBA-Finale gegenüberstehen. Die nächste Ausladung aus dem Weißen Haus | |
steht also kurz bevor. | |
6 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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