# taz.de -- Ebola-Bekämpfung im Kongo: „Halbwegs unter Kontrolle“ | |
> Als der Ebola-Virus die Großstadt Mbandaka erreichte, schreckte die Welt | |
> auf. Jetzt sind Ärzte optimistisch, dass sie die Seuche im Griff haben. | |
Bild: Jungs im Einbaum auf dem Kongo-Fluss | |
KAMPALA taz | Endlich eine gute Nachricht aus dem Kongo: „Ich kann nicht | |
genau sagen wann, aber wir werden den Ebola-Ausbruch eindämmen“, versichert | |
Henry Gray, Ebola-Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in der | |
Demokratischen Republik Kongo, im Telefoninterview mit der taz. | |
Anders als in Westafrika 2014 sei im Kongo dieses Mal sehr schnell | |
gehandelt worden: Regierung und Weltgesundheitsbehörde (WHO) hätten | |
rechtzeitig Alarm geschlagen, die internationale Gemeinschaft, darunter die | |
UNO, hätten schnell Geld bereitgestellt, um 19 Tonnen Material in den | |
Dschungel zu transportieren. Knapp acht Wochen nach dem ersten | |
Verdachtsfall und nicht einmal vier Wochen nach der offiziellen Bestätigung | |
durch Kongos Regierung sei die Situation, so Gray, nun „halbwegs unter | |
Kontrolle“. | |
51 Infektionsfälle, davon starben 25 – das sind die aktuellen Zahlen der | |
WHO. Alle wurden in der nordwestkongolesischen Dschungelprovinz Equateur | |
gemeldet Obwohl die Todeszahlen am Wochenende noch einmal gestiegen sind, | |
wurden seitdem keine weiteren Verdachtsfälle gemeldet. Im Gegenteil: Ein | |
Patient wurde negativ getestet. Die Zahlen sinken also. | |
Das hätte auch anders kommen können. Als in den vergangenen zwei Wochen | |
vier Infizierte in der Provinzhauptstadt Mbandaka bestätigt wurden, setzte | |
die WHO die Alarmstufe auf „sehr hoch“. Mbandaka mit mehreren | |
hunderttausend Einwohnern liegt am gewaltigen Kongo-Fluss, auf welchem | |
Frachtschiffe und Passagierboote quer durch das Land und bis in die über | |
zehn Millionen Einwohner zählende Hauptstadt Kinshasa unterwegs sind. | |
Das Risiko, dass sich Ebola in der dicht besiedelten Großstadt ausbreitet | |
und auf den Rest des Landes überschwappt, sei sehr hoch gewesen, bestätigt | |
Gray. | |
Gray muss es wissen. Für den britischen Arzt ist dies der vierte | |
Ebola-Ausbruch, dessen Bekämpfung er im Kongo koordiniert. Der letzte war | |
im Mai 2017. Fast alle ereigneten sich in abgeschiedenen Dschungeldörfern. | |
Der Ebola-Virus ist nach einem Fluss im Kongo benannt, wo die Krankheit | |
1976 zum ersten Mal festgestellt wurde. | |
## „Enorme Herausforderung“ | |
Die Abgeschiedenheit der Ebola-Regionen im Kongo sei eigentlich ein | |
Vorteil, so Notfallkoordinator Gray: Die Dörfer sind klein, die Infizierten | |
reisen nicht weit, stecken also weniger Menschen an. Doch „logistisch ist | |
das eine enorme Herausforderung“. Diesmal wurden die ersten Patienten im | |
April in einer Gesundheitsstation im Ort Ikoko behandelt. | |
Dort gibt es weder Telefon noch Internet. Eine einzige Straße führt | |
dorthin, doch die ist in der derzeitigen Regenzeit unpassierbar. Damit der | |
Hubschrauber mit den ersten Ebola-Ärzten Anfang Mai überhaupt landen | |
konnte, mussten die Einwohner mit Macheten eine Lichtung in den Dschungel | |
schlagen. Weitere Fälle tauchten kurz darauf im 30 Kilometer entfernten, | |
etwas größeren Ort Bikoro auf, rund 250 Kilometer von Mbandaka entfernt an | |
einem See. | |
Die WHO und Ärzte ohne Grenzen haben 138 Ebola-Experten aus der ganzen Welt | |
eingeflogen, dazu Laborausrüstung, 3.000 Schutzanzüge, Zelte und 400 Wasch- | |
und Desinfiziereinrichtungen für Gesundheitsstationen, Schulen und Kirchen. | |
## Erstmals ein Impfprogramm | |
Neu ist dieses Mal die Anwendung der Impfung. Der hochkomplexe Impfstoff | |
wurde nach der Epidemie von 2014 in den westafrikanischen Ländern Guinea, | |
Liberia und Sierra Leone weiterentwickelt – mit über 28.000 Infizierten und | |
über 11.000 Toten der schlimmste der Geschichte – und bis 2016 klinisch | |
getestet. | |
In den vergangenen zehn Tagen bekamen im Kongo über 400 Menschen die | |
Prophylaxe verabreicht: Ärzte, Krankenpfleger, Beerdigungshelfer, sowie | |
denjenigen, die in unmittelbaren Kontakt mit Infizierten gewesen sind. | |
Der Impfstoff muss bei minus 80 Grad Celsius gelagert werden – nicht | |
einfach im Kongo, wo Strom und Kühltruhen selten sind. „Ich bin froh, | |
mitteilen zu können, dass es uns gelungen ist, die Kühlkette bis zur | |
Spritze, die dem Patienten verabreicht wird, einzuhalten“, sagt Gray | |
jedoch. | |
Das Team von Ärzte ohne Grenzen sei jetzt östlich von Bikoro unterwegs, um | |
Verwandte der dortigen Infizierten zu impfen. „Wir haben immer noch nicht | |
alle Menschen gefunden, die mit den Ebola-Patienten in Kontakt gekommen | |
sind. Das ist nach wie vor die größte Hürde.“ | |
31 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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