# taz.de -- Aktion gegen Rüstungsexporte: „Für Frieden schwitze ich gerne“ | |
> Zwei Wochen lang sind Friedensaktivisten durch Deutschland gerannt. Am | |
> Samstag endet die Aktion in Berlin. Staffelläufer Günter Weber zum | |
> Hintergrund. | |
Bild: Günter Weber mit Staffelstab beim Auftakt in Oberndorf am Neckar | |
taz: Herr Weber, Sie joggen bei 30 Grad durch Brandenburg. Ist das nicht | |
anstrengend? | |
Günter Weber: Ja, schon, aber wenn man sich für den Frieden einsetzt, geht | |
das nicht ohne Anstrengung. Da schwitze ich gerne und trinke einfach etwas | |
mehr. | |
Sie nehmen an einem zweiwöchigen Staffellauf durch Deutschland teil, | |
[1][mit dem Friedensorganisationen gegen Rüstungsexporte demonstrieren]. | |
Das Motto: „Frieden geht“. Wie viele Etappen sind Sie selbst gelaufen? | |
Am ersten Tag habe ich in Oberndorf bei Heckler & Koch den Staffelstab | |
übernommen und durfte ihn die ersten Kilometer tragen. Seit Donnerstag bin | |
ich wieder dabei, da bin ich in Sachsen-Anhalt eine Strecke mit dem Fahrrad | |
gefahren und 16 Kilometer gejoggt. Gerade bin ich noch mal 14 Kilometer | |
gelaufen, und am Samstag mache ich [2][zum Abschluss die komplette Strecke | |
von Potsdam bis zum Bundestag]. Das sind insgesamt 31 Kilometer. | |
Was genau wollen Sie damit erreichen? | |
Wir fordern, dass Rüstungsgüter und Kriegswaffen grundsätzlich nicht mehr | |
exportiert werden dürfen. Wenn das nicht von heute auf morgen geht, fangen | |
wir mit kleinen Schritten an, die die Regierung noch in dieser | |
Legislaturperiode umsetzen könnte: Der Export an Staaten, die | |
Menschenrechte verletzen und Kriege führen, muss sofort unterbunden werden. | |
Jetzt sind wir da ja noch dabei, mit Lieferungen an die Türkei, nach | |
Saudi-Arabien oder wohin auch immer. | |
Die Bundesregierung handelt doch schon. Im Koalitionsvertrag haben Union | |
und SPD zum Beispiel vereinbart, keine neuen Exporte an Beteiligte des | |
Jemen-Kriegs zu genehmigen. | |
Entscheidend ist aber die Praxis. Wir liefern ja immer noch an diese | |
Länder, also scheint es Wege zu geben, trotz aller Klauseln | |
weiterzuexportieren. Wenn man sagt, man liefert nicht mehr an | |
kriegsführende Staaten, muss man auch schauen, dass das eingehalten wird. | |
Und warum wollen Sie am liebsten einen kompletten Exportstopp? Was spricht | |
gegen Lieferungen an Länder wie Dänemark? | |
Theoretisch könnte man bei den Bündnispartnern eine Abstufung machen. Aber | |
da eine saubere Grenze zu ziehen ist schwierig: Dänemark ja, Türkei nein, | |
Frankreich vielleicht? Das funktioniert nicht und deshalb ist das Ziel | |
richtig, gar keine Rüstungsexporte mehr zu machen. Das wäre konsequent zu | |
Ende gedacht und es gäbe kein Hintertürchen mehr. | |
Warum glauben Sie, diesem Ziel ausgerechnet mit einem Staffellauf | |
näherzukommen? | |
Mit dem Staffellauf haben wir quer durch Deutschland ganz viele Menschen | |
vor Ort erreicht, die vorher nichts von der Aktion wussten. Viele davon | |
haben sich überzeugen lassen und sind selber ein Stück mitgegangen. Auf | |
manchen Etappen waren plötzlich nicht mehr 30 Menschen auf der Strecke, | |
sondern 60 bis 100. Das ist das Entscheidende: Der Staffellauf | |
funktioniert, weil er regional angebunden ist. An jedem Tag gibt es mehrere | |
Etappenorte und an jedem Etappenort machen sich Menschen Gedanken über | |
unser Thema. | |
2 Jun 2018 | |
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[1] https://www.frieden-geht.de/ | |
[2] https://www.frieden-geht.de/event/2915/ | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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