# taz.de -- Armeniens Regierungschef tritt zurück: Unter dem Druck der Proteste | |
> Lange hielt Sersch Sargsjan an der Macht fest. Bis in elf Tagen Demos | |
> gegen ihn zu einer Massenbewegung wurden – und ihr Ziel erreichten. | |
Bild: Sersch Sargsjan sitzt am im sogenannten Himmelblauen Zimmer im Präsident… | |
Eriwan dpa | Unter dem Druck andauernder Straßenproteste in Armenien ist | |
der neue Ministerpräsident Sersch Sargsjan am Montag zurückgetreten. Das | |
teilte der 63-Jährige nach Medienberichten aus Eriwan auf seiner Webseite | |
mit. Kurz zuvor hatten die Behörden den am Sonntag festgenommenen Anführer | |
der Proteste, den Oppositionsabgeordneten Nikol Paschinjan, wieder | |
freigelassen. Die Kundgebungen vor allem junger Demonstranten in vielen | |
Städten der Ex-Sowjetrepublik im Südkaukasus dauerten am Montag an. | |
Die Protestwelle ist die größte in einer Ex-Sowjetrepublik seit der | |
pro-europäischen Maidan-Bewegung in der Ukraine 2013/14. Die | |
Demonstrationen hatten in der vorletzten Woche begonnen, weil Sargsjan nach | |
zehn Jahren als Präsident die Macht nicht wie versprochen abgegeben hatte. | |
Stattdessen ließ er sich zum Regierungschef wählen, der durch eine Änderung | |
der Verfassung mehr Befugnisse bekommen hat. | |
Am Montag zogen erneut Tausende Studenten ins Zentrum von Eriwan. An vielen | |
Stellen blockierten sie friedlich den Verkehr. Die Polizei nahm etwa 60 von | |
ihnen fest. Am Sonntag waren etwa 280 Demonstranten zeitweise festgesetzt | |
worden. Für Dienstag hatte die Opposition besonders große Kundgebungen | |
angekündigt. An dem Tag wird in Armenien traditionell des Massenmords an | |
den Armeniern 1915-17 im Osmanischen Reich gedacht. | |
Sargsjan stammt wie andere führende armenische Politiker aus dem zu | |
Aserbaidschan gehörenden Gebiet Berg-Karabach. Er hat im Krieg um diese | |
Region von 1992 bis 1994 Karriere gemacht. Truppen der Armenier halten | |
seitdem Berg-Karabach und Teile Aserbaidschans besetzt. Doch der | |
Dauerkonflikt ist auch eine schwere Bürde für das kleine Land mit nur knapp | |
drei Millionen Einwohnern. | |
23 Apr 2018 | |
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