# taz.de -- Gewerkschaft prüft rechtliche Schritte: Behörde überwachte Mitar… | |
> Weil er Texte für die Volksinitiative gegen Pflegenotstand auf seinem | |
> Arbeitsrechner hatte, wurde ein Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde | |
> abgemahnt. | |
Bild: Was passiert an diesem Computer? Kann sein, dass der Arbeitgeber mitliest | |
HAMBURG taz | Axel Hopfmann hat Post von seinem Arbeitgeber bekommen: Die | |
Hamburger Gesundheitsbehörde hat ihn abgemahnt wegen „Missbrauchs der | |
Arbeitszeit für die Erledigung privater Angelegenheiten“. Wie die Behörde | |
darauf kommt? Die Leitung hatte seinen Rechner durchsuchen lassen. | |
Der Sprecher der Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), Rico | |
Schmidt, sagt, man könne sich zu Personalangelegenheiten nicht äußern. | |
„Aber Sie können sichergehen, dass die Behörde ihr Vorgehen rechtlich | |
geprüft hat.“ | |
Doch an dem Vorgehen gibt es Zweifel. Der Mitarbeiter war für | |
Patientenbeschwerden zuständig und ist Mitglied im Personalrat. Konkret | |
wird ihm vorgeworfen, er sei „wiederholt und über einen längeren Zeitraum“ | |
für das „Hamburger Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“ und die dar… | |
entstandene Volksinitiative tätig gewesen. Dies sei seinem „privaten | |
Lebensbereich zuzuordnen“. | |
Als Beleg führt die Behörde eine penible Auflistung der Zeiten an, in denen | |
Hopfmann ein Petitum zur Personalbemessung in Hamburger Krankenhäusern auf | |
seinem Rechner hatte. Hopfmann ist Sprecher der Volksinitiative gegen | |
Pflegenotstand, die kürzlich die erste Unterschriften-Hürde genommen hat | |
und ihre Forderungen für mehr Personal in Krankenhäusern im Juni im | |
Gesundheitsausschuss vortragen darf. | |
Ebenso führte die Behörde 17 E-Mails gegen ihn an, die er von seinem | |
Dienst-Account an andere Bündnismitglieder versandt haben soll, eine davon | |
mit der Bemerkung: „Liebe Alle, ich habe meine Arbeitszeit mal sinnvoll | |
genutzt“. | |
Allerdings dürfen in Hamburg Behördenmitarbeiter ihre Rechner auch privat | |
nutzen. „Gelegentliche Nutzungen, auch des Internetzugangs, für private | |
Zwecke sind zulässig, wenn hierdurch dienstliche Belange nicht | |
beeinträchtigt werden“, heißt es in einer Vereinbarung zwischen der Stadt | |
und den Gewerkschaften zur „Bürokommunikation“ von 2002. | |
Ebendort ist auch festgelegt, dass die Auswertung von gespeicherten Daten | |
der Stadtmitarbeiter nur bei „konkretem Verdacht zur Aufklärung von | |
Missbrauchstatbeständen“ wie „Dienstvergehen“ oder der „Verletzung | |
arbeitsvertraglicher Pflichten“ zulässig ist. Das heißt: Die Behörde darf | |
ihre Mitarbeiter nicht einfach so ausspähen. Der „auszulösende Sachverhalt | |
ist zu dokumentieren“, der Personalrat „möglichst vorher zu unterrichten�… | |
Doch der Personalrat wurde erst nach der Datendurchsuchung, am 2. März, | |
informiert. Und der Verdacht erschien dem Personalrat zu diesem Zeitpunkt | |
„nicht ausreichend spezifiziert“. Das schrieb die Personalrätin der | |
Gesundheitsbehörde am 14. März in einer Beschwerde gegen die Durchsuchung | |
des E-Mail-Accounts. | |
Der Vorgang ist auch aus Sicht der Hamburger Ver.di-Spitze so nicht | |
zulässig. „Wir kritisieren aufs Schärfste die Untersuchung der Daten, ohne | |
dass ein konkreter Verdacht auf missbräuchliche Nutzung beschrieben ist“, | |
schreiben der Bezirksleiter Berthold Bose und der Bezirksvorstand Olaf | |
Harms an die Amtsleitung. Denn wenn bereits vage formulierte Vorwürfe | |
ausreichen, um E-Mail-Konten zu durchsuchen und Rechner zu sichten, | |
„fürchten wir um die Sicherheit der Daten auf den Computern unserer | |
Personalräte“. | |
Hopfmann selbst will sich derzeit nicht äußern. Er hat aber deutlich | |
gemacht, dass er gegen die Abmahnung vorgehen will. „Der Kollege bekommt | |
von uns Rechtsschutz“, sagt die Ver.di-Sekretärin Sieglinde Friess. | |
Außerdem werde man prüfen lassen, ob die Behörde korrekt gehandelt hat, | |
zumal hier sensible Personalratsdaten betroffen seien. | |
Für Deniz Celik, den gesundheitspolitischen Sprecher der Linken, hat die | |
Angelegenheit eine politische Dimension. „Es wird ein Mitarbeiter | |
drangsaliert, dessen Arbeit vorher nie beanstandet wurde“, sagt er. Die | |
Sache sei „ein bisschen heftig“, findet auch der Sprecher der | |
Volksinitiative gegen Pflegenotstand, Christoph Kranich. „Das wirkt wie | |
eine Kriminalisierung.“ | |
4 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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