# taz.de -- Kolumne Der rechte Rand: Friendly Fire für die Hamburger AfD | |
> Die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit kritisiert die fragwürdigen | |
> Protagonisten der Hamburger „Merkel muss weg“-Demos. Die AfD dürfte das | |
> ärgern. | |
Bild: Ins Rechtsradikale abgedriftet: Die Hamburger „Merkel muss weg“-Demo | |
Am kommenden Montag soll wieder einmal die „Merkel muss weg“-Kundgebung | |
stattfinden. Das Organisationsteam um Marie-Therese Kaiser will am frühen | |
Abend auf dem Heidi-Kabel-Platz in Hamburg erneut gegen die Einwanderungs- | |
und Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) | |
protestieren. Zur letzten Montagsdemonstration am 23. April waren nur noch | |
180 Menschen gekommen. | |
Der Protest der Gegendemonstranten wirkt, aber auch die Kritik aus | |
nahestehenden Kreisen. Zehn Tage vor der letzten Kundgebung schrieb | |
ausgerechnet die neu-rechte Junge Freiheit (JF) auf Seite 3 distanzierend | |
den Artikel: „Die Schöne und das Biest“. | |
In dem Beitrag stellt Wolfgang Meerkatz Organisatorin Kaiser vor: 21 Jahre, | |
aufgewachsen in Sottrum bei Bremen, Schülersprecherin am örtlichen | |
Gymnasium, Miss Norderney, Studentin, Fotomodel und liiert mit einen | |
Inhaber eines Geschäfts für Maßanzüge. Meerkatz lobt, dass die „resolute | |
Kanzler-Kritikerin“ „mit von der Partie“ bei Frauendemos aus dem Umfeld d… | |
AfD wäre: „Die Unerschrockene“ sei dann „meist in der ersten Reihe direkt | |
hinter dem anführenden Transparent“. | |
Doch der Autor der Wochenzeitung hält ihr letztlich vor, „als Feigenblatt | |
einer Initiative zu dienen, die zwar zu Beginn bürgerlich war, inzwischen | |
aber sichtlich in höchst fragwürdige Hände geraten ist“. Deutlicher dürfte | |
die Kritik im rechten Spektrum kaum noch ausfallen. | |
Der unterstellte Wandel der Kundgebung durch den JF-Autor darf indes mehr | |
als hinterfragt werden. Meerkatz schreibt auch, was das Hamburger Bündnis | |
gegen rechts früh wahrgenommen hatte und der Hamburger Verfassungsschutz | |
später ebenso sah: Die Gründerin des Anti-Merkel-Protest, Uta Ogilvie, | |
„gewann zwielichtige Mitstreiter, wie den ehemaligen Leibwächter des | |
glücklosen Innensenators Ronald Schill“, führt Meerkatz aus und weiter: | |
„Und so gesellten sich schnell Leute aus einem rechtsradikalen Milieu zu | |
der Veranstaltung.“ | |
Die Leserschaft der JF in der Hansestadt wird sich nach dem Artikel wohl | |
zwei Mal überlegen, ob sie diese Kundgebung noch unterstützen will. Und die | |
Hamburger AfD dürfte dieses „friendly fire“ wenig erbauen. Denn die | |
Bürgerschaftsfraktion bemüht sich gerade, die Kundgebung als bürgerlichen | |
Protest darzustellen, der von Antifaschisten massiv gestört würde. | |
Die Intention der Jungen Freiheit verwundert nicht. Das publizistische | |
Flaggschiff der Neuen Rechten sorgt sich auch mit Blick auf die AfD, dass | |
radikalere Kräfte wie Björn Höcke das vermeintlich bürgerlich-konservative | |
Milieu abschrecken könnten. Und je größer die Sorge um die AfD, desto | |
größer ist auch die Angst, Protest auf der Straße könnte sich negativ auf | |
die eigenen Anliegen auswirken. | |
„Unbeirrt“ zeige sich Kaiser, schreibt Meerkatz – wohl nicht nur ein | |
Kompliment. | |
3 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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