Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bremer Museen: Debatte um freien Eintritt
> Freier Eintritt in Museen könnte die kulturelle Teilhabe aller
> Bevölkerungsgruppen verbessern. Der Bremer Senat glaubt das nicht: Es
> würden immer nur die gleichen erreicht.
Bild: Im Gerhard-Marcks-Haus gibt es jeden ersten Donnerstag im Monat freien Ei…
BREMEN taz | Es ist eine Idee, die seit Jahren immer mal wieder auf den
Tisch kommt – und sich dennoch bislang kaum durchgesetzt hat: Freier
Eintritt für alle in Museen. Der Wegfall der mitunter saftigen
Eintrittspreise soll mehr BesucherInnen anlocken. Bildung, Kunst und Kultur
sollen damit auch Bevölkerungsteilen nähergebracht werden, die nicht zur
klassischen Museumsklientel zählen.
In Bremen hat im vergangenen Jahr die Linke mit einer Großen Anfrage in der
Stadtbürgerschaft das Thema erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Die
Antwort des Senats fällt jedoch zurückhaltend aus: Die Forderung nach
freiem Eintritt werde, so heißt es in der Senatsmitteilung, „tendenziell
eher aus dem politischen Raum heraus denn von Museumsexpertinnen und
Museumsexperten formuliert“.
Erfahrungen aus anderen Städten hätten gezeigt, dass die Gewährung freien
Eintritts eher das ohnehin „museumsaffine Publikum vor Ort mit mittlerem
Einkommen“ anspreche. Dass andere Bevölkerungsgruppen nicht ins Museum
gehen, liege außerdem gar nicht an den Eintrittspreisen, sondern am
fehlenden Interesse – „weil sich viele Menschen in Form und Inhalt nicht
von diesen Institutionen angesprochen fühlen bzw. andere Prioritäten der
Freizeitgestaltung haben“, so der Senat.
Um neue Zielgruppen zu erreichen, so heißt es weiter, müssten die Museen
also vorrangig am eigenen Angebot arbeiten und auch die betreffenden
Bevölkerungsgruppen gezielter ansprechen.
Dass freier Eintritt immer nur dieselben kulturaffinen Leute anlockt, kann
zumindest die Evaluation des Gerhard-Marcks-Hauses nicht belegen: Das
Bildhauerei-Museum bietet an jedem ersten Donnerstag im Monat freien
Eintritt für alle an. Die Auswertung von Postleitzahlen der BesucherInnen
hat gezeigt, dass an den freien Donnerstagen proportional mehr
BesucherInnen aus entlegeneren Stadtteilen kommen.
Auch das von der Sparkasse Bremen finanzierte Programm der Kunsthalle,
Kindern und Jugendlichen freien Eintritt zu gewähren, hat zu einer
deutlichen Zunahme in dieser Zielgruppe geführt – seit Ende 2016 ist die
Zahl um rund 25 Prozent gestiegen.
Dass Bremer Museen künftig flächendeckend freien Eintritt anbieten, sieht
der Senat jedoch nicht: Auch wenn die Besucherzahlen vermutlich steigen
würden, heißt es in der Mitteilung, müssten wegfallende Eintrittsgelder
kompensiert werden.
Tatsächlich sind es die oft hohen Unterhaltskosten und geringen Budgets,
die dazu führen, dass die Museen auf Eintrittsgelder angewiesen sind. Eine
Übersicht des Senats zeigt jedoch auch: Der Anteil der Eintrittsgelder am
Gesamtetat der Museen liegt meist im einstelligen Prozentbereich. Am
niedrigsten ist der Anteil mit 1,3 Prozent beim Gerhard-Marcks-Haus, im
Focke Museum sind es 2,8 Prozent, in der Kunsthalle neun Prozent. Am
höchsten ist der Anteil in den Museen Böttcherstraße mit 31 Prozent.
Am ehesten durchsetzen lassen sich – wie auch jetzt schon teilweise
praktiziert – freie Eintrittszeiten. So bietet etwa das Focke Museum jeden
Dienstag ab 19 Uhr freien Eintritt an. Für flächendeckenden Gratiseintritt
bedarf es jedoch eines Sponsors wie der Sparkasse – der Staat fällt in
diesem kulturpolitischen Bereich offenbar aus.
30 Apr 2018
## AUTOREN
Karolina Meyer-Schilf
## TAGS
Museen
Kulturpolitik Bremen
Kunst
Humboldt Forum
Hamburger Kunsthalle
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kunstvermittlerin über Gratis-Besuche: „Es geht um Abbau von Barrieren“
Künftig einmal im Monat: Am Samstag kann der Oldenburger Kunstverein gratis
besucht werden. Warum, erklärt die Kunstvermittlerin Geraldine Dudek.
Kommentar Freier Museumseintritt: Nur mit echtem politischen Willen
Kostenlose Museumsbesuche bedeuten finanzielle Einbußen, die der Bund
kompensiert muss. Doch die Absicht ist ein Schritt in die richtige
Richtung.
Senat gegen Antrag von FDP und Linken: Museen kosten weiter Eintritt
FDP und Linke fordern Museumszugang für lau. Der Senat lehnt ab, weil das
nicht zusätzliche Besucher bringe. Das bezweifeln auch Direktoren und
Besucherforscher
Kulturpolitik: Kein Geld für Kinder
Die stadthistorischen Museen erwägen die Abschaffung des freien Eintritts
für Kinder und Jugendliche. Grund ist ein neues millionenschweres Defizit
der vier Häuser.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.