# taz.de -- Kommentar Ultrakonservatives Netzwerk: Agenda des Schreckens | |
> Das christlich-fundamentalistische Netzwerk „Agenda Europe“ ist | |
> wesentlich besser vernetzt als gedacht. CSU und AfD stehen manchen | |
> Positionen nahe. | |
Bild: Die Zukunft sieht düster aus, falls das Netzwerk seine Ziele erreicht | |
Es liest sich wie eine beklemmende Dystopie. Homosexualität gilt als | |
Sodomie, Kondome und die Pille sind verboten, Abtreibung ebenso, auch wenn | |
die Frau vergewaltigt wurde. So sieht die Zukunft aus, wenn es nach dem | |
europaweiten [1][ultrakonservativen Netzwerk „Agenda Europe“] geht, das | |
eine imaginäre „natürliche Ordnung“ wiederherstellen will. | |
Einiges war bereits bekannt: Wer die einflussreichen Mitglieder sind, etwa | |
die Österreicherin Gudrun Kugler, die für die ÖVP im Parlament sitzt. Oder | |
welche Gruppen mit dem Netzwerk in Verbindung stehen, beispielsweise die | |
Initiative „Mutter, Vater und Kind“ zum Schutz der traditionellen Ehe und | |
Familie. | |
Nicht bekannt war, wie gut vernetzt und professionell die Initiativen | |
vorgehen. Wie Recherchen des Europäischen Parlamentarischen Forums für | |
Bevölkerung und Entwicklung (EPF) zeigen, steht hinter scheinbar nicht | |
zusammenhängenden Kämpfen, etwa gegen Aufklärungsunterricht an Schulen oder | |
gegen die Ehe für alle, oft dasselbe Netzwerk, dieselbe | |
christlich-fundamentalistische Strategie. Markus Söders bayerischer | |
Gottesstaat kommt in dem Bericht nicht vor. Trotzdem muss man auch diesen | |
im Kontext sehen: Viele parallel arbeitende konservative, | |
christlich-fundamentalistische, extremistische AkteurInnen profitieren | |
momentan voneinander. | |
Der bayerische Kruzifix-Beschluss spielt Agenda Europe in die Hände. Teilen | |
der CSU und AfD wiederum liegt manches Agenda-Ziel nicht fern, Stichwort | |
Lebensschutz. Ein gesellschaftlicher Rollback kommt nicht von einer Seite, | |
er rollt als Welle heran. | |
Ein Schreckensszenario – aber es gibt auch gute Nachrichten. Die Ziele von | |
Agenda Europe sind offenbar schwerer durchzusetzen, als es sich das | |
Netzwerk vorgestellt hat. Das liegt an Aufklärung wie der des EPF. Aber wir | |
alle sind hier gefragt: Setzte Agenda Europe seine Ziele durch, würden die | |
Rechte ganzer Bevölkerungsgruppen massiv eingeschränkt und der soziale | |
Fortschritt von Jahrzehnten zunichte gemacht. Es geht um nichts weniger als | |
unsere Selbstbestimmtheit. | |
26 Apr 2018 | |
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## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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