| # taz.de -- Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress: „Es war mein Fehler“ | |
| > Nach dem Datenskandal muss sich Mark Zuckerberg vielen Fragen stellen. | |
| > Einige SenatorInnen nehmen ihm seine Reue und sein Unwissen nicht ab. | |
| Bild: Will sich bessern – aber meint er es auch ernst? | |
| Washington taz | Mark Zuckerberg trägt Krawatte und Jackett, nicht das | |
| blaugraue T-Shirt, in dem er sich sonst so gern zeigt. Er sitzt auf einem | |
| Sitzkissen in einem Ledersessel, bereit, sich in einer gemeinsamen | |
| Marathonsitzung des Rechts- und des Handelsausschusses von insgesamt 42 | |
| SenatorInnen befragen zu lassen. Fünf Stunden wird die Anhörung dauern, es | |
| ist ein Ausflug auf fremdes Terrain, denn Zuckerberg fliegt nicht gern nach | |
| Washington. Waren in der Hauptstadt die eigenen Interessen zu vertreten, | |
| überließ er das gern seiner rechten Hand Sheryl Sandberg, die einmal | |
| Stabschefin beim ehemaligen Finanzminister Larry Summers war. Er selbst | |
| dachte gar nicht daran, Kalifornien für einen Auftritt im Parlament zu | |
| verlassen. | |
| Was ein Datenskandal doch für einen Unterschied macht! Reue an den Tag | |
| legen, geduldig antworten, im Allgemeinen Besserung geloben und dabei allzu | |
| konkrete Zugeständnisse vermeiden, so ließe sich Zuckerbergs | |
| Verteidigungsstrategie vielleicht zusammenfassen. „Wir haben unsere | |
| Verantwortung nicht breit genug gesehen, und das war ein großer Fehler“, | |
| liest er aus einer vorbereiteten Erklärung. „Es war mein Fehler, und es tut | |
| mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich betreibe es, ich bin | |
| verantwortlich für das, was hier geschieht.“ Allerdings seien Pannen fast | |
| unvermeidlich, wenn man ein Unternehmen in einem Internatszimmer gründe und | |
| es dann bis zur heutigen Größe ausbaue, bittet er um Verständnis. | |
| Das Mea culpa eines noch unlängst gefeierten Genies, manche stimmt die Pose | |
| tatsächlich milde, andere nehmen sie dem Protagonisten schlicht nicht ab. | |
| Ausgelöst wurde die Krise durch den Skandal um das [1][Abschöpfen der Daten | |
| von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern] durch die Politikberatungsfirma | |
| Cambridge Analytica (CA), die dann unerlaubt für die Kampagne Donald Trumps | |
| genutzt wurden. Im Kongress ist es denn auch die Opposition, die am | |
| schärfsten Kritik übt. | |
| Man habe solche Kniefall-Tourneen schon früher erlebt, „aber ich sehe | |
| nicht, wie Sie ihr Geschäftsmodell ändern, solange nicht andere | |
| Straßenverkehrsregeln gelten“, sagt Richard Blumenthal, ein Demokrat aus | |
| Connecticut. „Ihr Geschäftsmodell besteht darin, den Profit über die | |
| Privatsphäre zu stellen.“ Er sei keineswegs sicher, schiebt der Senator | |
| hinterher, ob vage Zusicherungen konkretes Handeln zur Folge hätten. | |
| Pointiert stellt er infrage, was Zuckerberg zu seiner Entlastung in der | |
| Causa CA vorgebracht hatte. | |
| Er habe der Firma ebenso wie dem Cambridge-Professor Aleksandr Kogan | |
| geglaubt, als beide Seiten beteuerten, sämtliche via Facebook beschaffte | |
| Datensätze gelöscht zu haben, hatte er versucht, sich aus der Affäre zu | |
| ziehen. Blumenthal kontert, indem er aus einer Vereinbarung mit Kogan | |
| zitiert. Demnach hat Facebook dem Erfinder des später zum Datenfischen | |
| missbrauchten Persönlichkeitstests ausdrücklich gestattet, Daten zu | |
| verkaufen und zu archivieren, „zu welchen Bedingungen auch immer“. | |
| ## „Es geht um Ihr Recht auf Privates“ | |
| Richard Durbin, ein Demokrat aus Illinois, fragt Zuckerberg, ob er dem | |
| Publikum wohl verrate, in welchem Hotel er die letzte Nacht verbracht habe. | |
| Ob er mit persönlichen Informationen genauso verfahre, wie Facebook es | |
| seinen Nutzern zumute. Die Antwort ist – nach sekundenlangem Zögern – ein | |
| Nein, was Durbin die erhoffte Steilvorlage liefert. „Das ist es ja, worum | |
| es bei alledem geht. Es geht um Ihr Recht auf Privates.“ Aber auch in den | |
| republikanischen Reihen mangelt es nicht an Politikern, die das Rampenlicht | |
| nutzen, um sich durch harte Töne und markante Gesten zu profilieren. | |
| Lindsey Graham, ein Parlamentsveteran aus South Carolina, kommt mit einem | |
| Vergleich aus der Autowelt. Wer sich über seinen Ford ärgere, kaufe sich | |
| eben einen Chevy. Zu wem man wohl wechseln könne, wenn einem Facebook auf | |
| die Nerven gehe. „Glauben Sie nicht, dass Sie ein Monopol haben?“ Ted Cruz, | |
| vor zwei Jahren einer der Konservativsten unter den | |
| Präsidentschaftsbewerbern, beschwert sich über „Zensoren“, die | |
| rechtsgerichtete Inhalte löschten, während sie auf dem linken Auge blind | |
| seien. Worauf Zuckerberg erwidert, er achte schon deshalb auf | |
| Ausgewogenheit, weil er wisse, dass linkes Denken im Silicon Valley klar | |
| dominiere. | |
| Was er am meisten bedauere, räumt er irgendwann ein, sei die Tatsache, dass | |
| er 2016 die russische „Informationsoperation“ im US-Wahlkampf zu spät | |
| erkannt habe. Nur: Solange in Russland Leute säßen, deren Job es sei, sich | |
| in aller Welt in Wahlen einzumischen, sei dies ein andauernder Konflikt. | |
| Ohne hundertprozentige Erfolgsgarantie. „Es ist ein Wettrüsten“, sagt Mark | |
| Zuckerberg. | |
| 11 Apr 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Frank Herrmann | |
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