# taz.de -- Umweltschützer über Pestizid-Vorschlag: „Das ist eine kleine Re… | |
> Die EU-Kommission will, dass alle Studien über die Gefährlichkeit von | |
> Pestiziden veröffentlicht werden. Super Sache, sagt Umweltschützer | |
> Burtscher. | |
Bild: Auch sie mag keine Pestizide: Biene im Anflug auf Sonnenblumen | |
taz: Herr Burtscher-Schaden, nach Ihrer [1][Europäischen Bürgerinitiative] | |
für ein Verbot des Pestizids Glyphosat und eine Reform des | |
Zulassungsverfahrens hat die EU-Kommission einen Verordnungsentwurf | |
vorgelegt. Er soll die Genehmigungen von Ackergiften und Lebensmitteln | |
transparenter und unabhängiger machen. Reicht das? | |
Helmut Burtscher-Schaden: Dieser Vorschlag der Kommission ist schon eine | |
kleine Revolution. Alle wissenschaftlichen Studien über die Gefährlichkeit | |
etwa von Pestiziden sollen jetzt sofort nach der Einreichung zum | |
frühestmöglichen Zeitpunkt veröffentlicht werden. Dann könnten unabhängige | |
Wissenschaftler diese Untersuchungen überprüfen. Bisher haben die Behörden | |
die Studien aus den Zulassungsverfahren nur auf Antrag oder nach | |
Gerichtsklagen herausgegeben, das dauerte Monate bis Jahre. | |
Also alles gut? | |
Nicht ganz. Der Vorschlag bietet der Industrie nach wie vor die | |
Möglichkeit, die Veröffentlichung relevanter Teile zu verhindern, indem sie | |
Geschäftsgeheimnisse geltend macht. Auch würde der Vorschlag den | |
Herstellern ermöglichen, unter Berufung auf geistiges Eigentumsrecht das | |
öffentliche Zitieren ihrer Studien zu untersagen. Diese Schlupflöcher gilt | |
es zu schließen, sonst machen sie den Fortschritt der Vorlage zunichte. | |
Warum sprechen Sie von einer „kleinen Revolution“? | |
Zumindest die Rohdaten der Studien müssten immer automatisch und proaktiv | |
publiziert werden. Denn da lässt sich ein Geschäftsgeheimnis schwer | |
begründen. Zum anderen kann der Gesetzesvorschlag jetzt noch vom | |
EU-Parlament und den Mitgliedstaaten nachgebessert werden. Das Parlament | |
weiß mittlerweile, welchen Stellenwert Transparenz für das Vertrauen der | |
Europäerinnen und Europäer in die Sicherheit ihrer Lebensmittel hat. Es | |
kann die Geschäftsgeheimnisse durch klare Kriterien eingrenzen und die | |
Passage mit dem geistigen Eigentum ganz streichen. | |
Aber die Studien sollen weiter von der Industrie in Auftrag gegeben werden, | |
sodass sie sie beeinflussen kann, oder? | |
Dieses Problem bleibt. Aber der EU-Kommissar für Gesundheit kann künftig | |
selbst Studien beauftragen, um Klarheit zu schaffen. Das könnte er zum | |
Beispiel dann tun, wenn wie bei Glyphosat im Gegensatz zu dem Großteil der | |
unabhängigen Studien alle Industrieuntersuchungen finden, dass es nicht die | |
Erbsubstanz schädigt. Die Behörde könnte dann einzelne Industriestudien | |
„nachkochen“ und untaugliche Methoden ausschließen. Diese Möglichkeit ist | |
ein kleines Tool, das nicht viel kostet, das aber, wenn es intelligent | |
genutzt wird, große Möglichkeiten bietet, die Risikobewertungsmethoden zu | |
verbessern. | |
Bekommt die EU-Lebensmittelbehörde denn überhaupt die Ressourcen dafür? | |
Die Kommission hat gesagt, dafür wird es ein Budget geben. | |
16 Apr 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://ec.europa.eu/citizens-initiative/public/initiatives/successful/detai… | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Glyphosat | |
Schwerpunkt Pestizide | |
Landwirtschaft | |
EU-Kommission | |
Landwirtschaft | |
Schwerpunkt Glyphosat | |
Schwerpunkt Glyphosat | |
Schwerpunkt Glyphosat | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Pestizidverseuchung auf dem Biohof: Vom Winde vergiftet | |
Drei Bauern gründen einen Biohof. Sie bestellen Beete, freuen sich auf die | |
Ernte. Dann setzt auf dem Nachbarhof ein Großbauer Pestizide ein. | |
„test“ findet krebsverdächtiges Pestizid: Glyphosat in alkoholfreiem Bier | |
Das umstrittene Ackergift wurde in „Flensburger Frei“ und „Holsten | |
Alkoholfrei“ nachgewiesen. Krebsgefahr ist nicht ausgeschlossen. | |
Neuer Zoff um Unkrautgift: Groko streitet über Glyphosat | |
Landwirtschaftsministerin Klöckner äußert Bedenken, Glyphosat zu verbieten. | |
Damit positioniert sie sich konträr zu Umweltministerin Schulze. | |
Zum Start der Grünen Woche: Grüne fordern Pestizidausstieg | |
Der Grüne Martin Häusling will ein Ende der Pestizidlandwirtschaft in 20 | |
Jahren. Glyphosat und Neonikotinoide sollen sofort weg. |