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# taz.de -- Kunstaktion in sächsischer Hauptstadt: Odysseus zerstört Dresden …
> Ein Verein aus dem Pegida-Umfeld stellt ein Trojanisches
> Styropor-Pferdchen in die sächsische Hauptstadt. Damit protestiert er –
> gegen was eigentlich?
Bild: Das Styropor-Pferd am Freitag vor dem Dresdner-Kulturpalast
Dresden taz | Als die Göttin der Sonnenröte am Samstagmorgen erwachte,
siehe, da stand Dresden noch und mit ihm das ganze bedrohte Abendland.
Odysseus war nicht aus dem Bauch des Trojanischen Pferdes geklettert,
Islamisten oder Volksfeinde kamen auch nicht heraus. Kannten sie ihren
Auftrag nicht mehr? Oder war einfach zu schlechtes Wetter für das
subversive Zerstörungswerk?
Schmutzig-grau steht seit Freitag für vier Tage ein fünf Meter hohes
Styroporpferd vor dem Dresdner Kulturpalast. Gebaut haben es Helfer eines
Vereins namens „Pro Mitsprache“, der Verbindungen ins Pegida-Milieu hat.
„Mit dem Mythos vom Trojanischen Pferd haben wir eine bildhafte Parallele
zu unserer besorgniserregenden Gegenwart gefunden“, heißt es in einer
Erklärung der Initiatoren. In Troja „wurde dem Gegner die schützende Mauer
geöffnet“, das Ende sei bekannt.
Worin die Parallele zur Gegenwart konkret besteht? Sind Flüchtlinge als
Gegner im Pferd gemeint? Konkret wird der Verein in seiner Erklärung nicht.
Auch während der Einweihungskundgebung, die am Freitagabend bei starkem
Regen stattfand, sagte kein Redner Genaueres. Nur eines: Man solle sich so
seine Gedanken machen.
Ähnlich unklar ist, wofür der Verein „Pro Mitsprache“ überhaupt steht. A…
Nachfrage gibt er keine Auskunft über Ziele und Satzung. Lediglich eine
schmale Facebook-Seite existiert, die nicht einmal eine dreistellige Zahl
von Likes erreicht. Der Verein wolle „sich dafür einzusetzen, dem Bürger
ein Mitspracherecht einzuräumen“, heißt es dort nur. „Durch
Demonstrationen, Kunstaktionen u. Ä.Ebenfalls unterstützen wir
entsprechende Projekt“ (Fehler im Original).
## Pegida-Leute und Ex-PDS-Politiker
Bekannt wurde in der Vorwoche immerhin, dass der stellvertretende
Vorsitzende kurz vor der Kundgebung zurücktrat – aus Protest gegen das
Trojanische Pferd. Die ganze Aktion sei ein Alleingang von Vereinssprecher
René Jahn. Dieser gehörte 2014 zu den Gründern und zum engeren
Organisationsteam von Pegida, überwarf sich dann aber mit Alleinherrscher
Lutz Bachmann.
Zu den Unterstützern des Pferde-Menetekels zählen übliche Dresdner
Angstpropheten wie Buchhändlerin Susanne Dagen, die vergangenes Jahr
überregional bekannt wurde, als sie die „Charta 2017“ initiierte, um sich
mit rechten Ausstellern auf der Frankfurter Buchmesse zu solidarisieren.
Dabei sind zudem in die Bedeutungslosigkeit versunkene ehemaligen
PDS-Politiker wie Christine Ostrowski, Barbara Lässig und Ronald Weckesser;
aber auch eine Amtsrichterin, ein Musiker der Staatskapelle und die
DDR-Bürgerrechtlerin Angelika Barbe. „Staatliche Propaganda ersetzt
Information“, behauptete sie auf der Kundgebung am Freitag – und meint es
nicht etwa mit Blick auf die DDR.
15 Apr 2018
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Flüchtlinge
Kunst
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Dresden
Sachsen
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