| # taz.de -- Big Data und US-Präsidentschaftswahl: Facebook sperrt Datenanalyse… | |
| > Präsident Donald Trump hatte die Dienste von Cambridge Analytica bei der | |
| > Wahl 2016 genutzt. Facebook sagt, die Firma hätte Auflagen des Netzwerks | |
| > verletzt. | |
| Bild: Netzwerkanalyse: Die Firma soll Zugriff auf Daten von mehr als 50 Million… | |
| Menlo Park/San Francisco dpa/reuters | Facebook hat die Datenanalyse-Firma, | |
| der eine wichtige Rolle beim Wahlsieg von Donald Trump nachgesagt wird, | |
| ausgesperrt. Cambridge Analytica und ihre Dachgesellschaft SCL hätten | |
| entgegen früheren Zusicherungen bis 2015 gesammelte Informationen über | |
| Facebook-Nutzer nicht gelöscht, [1][erklärte das Online-Netzwerk zur | |
| Begründung]. | |
| Cambridge Analytica soll der Trump-Kampagne entscheidend dabei geholfen | |
| haben, mit als Werbung geschalteten [2][gezielten Botschaften bei Facebook] | |
| seine Anhänger zu mobilisieren und zugleich potenzielle Wähler der | |
| Gegenkandidatin Hillary Clinton vom Urnengang abzubringen. Über das Ausmaß | |
| des Datenzugriffs gibt es jedoch [3][unterschiedliche Angaben]. | |
| Das New York Times [4][berichtete am Wochenende] unter Berufung auf frühere | |
| Mitarbeiter von Cambridge Analytica, die Firma habe Zugriff auf Daten von | |
| mehr als 50 Millionen Facebook-Mitgliedern ohne deren Zustimmung erhalten. | |
| Aus den Erklärungen von Facebook geht hervor, dass allerdings beim | |
| absoluten Großteil dieser Nutzer nur Grund-Informationen zum Profil | |
| zugänglich gewesen seien. | |
| Vertieftes Wissen erhielt Cambridge Analytica laut Facebook aber über | |
| Menschen, die eine die 270.000 Mal herungeladene Umfragen-App ausfüllten. | |
| Die scheinbar harmlose Umfrage mit dem Namen „thisisyoudigitallife“ | |
| versprach Nutzern einen Persönlichkeitstest. Ihr Initiator, Professor | |
| Alexandr Kogan von der Cambridge-Universität, habe dafür von den Nutzern | |
| die Erlaubnis zum Zugriff auf ihre Informationen erhalten. Dann habe aber | |
| Kogan „uns belogen“ und Daten an Cambridge Analytica und SCL sowie den | |
| Datenanalytiker Christopher Wylie weitergegeben, erklärte Facebook. | |
| Zusätzlich zu den Informationen der Nutzer, die direkt an der Umfrage | |
| teilnahmen, bekam die App eingeschränkten Zugang zu Profildaten ihrer | |
| Facebook-Freunde, die entsprechend lockere Datenschutz-Einstellungen haben, | |
| erklärte das Online-Netzwerk. Das ist in solchen Fällen bei | |
| Online-Plattformen oft üblich und könnte die Zahl von Millionen in | |
| Mitleidenschaft gezogenen Mitgliedern erklären. Es wären aber deutlich | |
| weniger wertvolle Informationen. Facebook machte seinerseits keine Angaben | |
| zur Gesamtzahl der betroffenen Nutzer. | |
| Der 28-jährige Christopher Wylie tritt jetzt als Whistleblower auf und | |
| legte Informationen zur Zusammenarbeit mit Cambridge Analytica unter | |
| anderem der New York Times [5][und der britischen Zeitung] Guardian offen. | |
| Wylies Unterlagen enthüllen eine noch tiefere Verstrickung von Cambridge | |
| Analytica in den Wahlkampf als bisher bekannt: So habe die Firma Wikileaks | |
| Hilfe bei der Verbreitung der gestohlenen E-Mails von Hillary Clinton | |
| angeboten. Sie waren nach Erkenntnissen westlicher Sicherheitsbehörden von | |
| russischen Hackern gestohlen worden und ihre Veröffentlichung trug mit dazu | |
| bei, dass Trump die US-Präsidentenwahl im November 2016 gewann. | |
| ## Die Reaktionen | |
| Wegen der Affäre um Cambridge Analytica werden im US-Kongress wieder Rufe | |
| nach strengeren Auflagen für Facebook laut. Es sei deutlich geworden, dass | |
| die Internetdienste sich nicht selbst regulieren könnten, schrieb die | |
| Senatorin Amy Klobuchar am Samstag [6][auf Twitter] „Sie haben gesagt, | |
| ‚vertraut uns‘. Mark Zuckerberg muss vor dem Justizausschuss des Senats | |
| aussagen“, erklärte die Demokratin, die selbst im Ausschuss sitzt, über den | |
| Facebook-Chef. Ihr Parteikollege Mark Warner verglich die Lage in der | |
| Online-Werbebranche mit dem Wilden Westen. Es sei klar, dass „dieser Markt | |
| weiter anfällig für Betrug und durch mangelhafte Transparenz geprägt sein | |
| wird, wenn er unreguliert bleibt“. | |
| Die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Massachusetts nahm am Samstag | |
| Ermittlungen in den Fall auf. Auch die britischen Datenschutzbehörden | |
| kündigten eine Untersuchung darüber an, wie Facebook mit Daten seiner | |
| Kunden umgeht. Das weltgrößte soziale Netzwerk steht bereits im | |
| Zusammenhang mit der Russland-Affäre unter Druck. Facebook hatte im | |
| September eingeräumt, dass in den Monaten vor und nach der US-Wahl etwa | |
| 3.000 Anzeigen mit polarisierenden Inhalten geschaltet worden seien. Die | |
| Auftraggeber säßen vermutlich in Russland. | |
| 18 Mar 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://newsroom.fb.com/news/2018/03/suspending-cambridge-analytica/ | |
| [2] /!5359725 | |
| [3] /!5363681 | |
| [4] https://www.nytimes.com/2018/03/17/us/politics/cambridge-analytica-trump-ca… | |
| [5] https://www.theguardian.com/news/2018/mar/17/data-war-whistleblower-christo… | |
| [6] https://twitter.com/amyklobuchar/status/975158333446541312 | |
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