# taz.de -- Korruptionsanklage in Regensburg: Oberbürgermeister muss vor Geric… | |
> Der SPD-Politiker Joachim Wolbergs soll Spenden von Baufirmen geheim | |
> gehalten haben. Das Gericht schwächt die Vorwürfe allerdings ab. | |
Bild: Will unschuldig sein: Bürgermeister Wolbergs | |
München taz | Anderthalb Jahre ist es her, dass die Affäre um den | |
Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) ins Rollen gekommen | |
ist, vor gut einem Jahr wurde er schließlich „vorläufig“ vom Amt | |
suspendiert. Seither muss die Donaustadt ohne ein richtiges Stadtoberhaupt | |
auskommen. Wolbergs ist suspendiert, will aber nicht zurücktreten; seine | |
Stellvertreterin, Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer, kümmert | |
sich seither um das Tagesgeschäft. | |
Jetzt hat die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Regensburg zumindest | |
eine erste Entscheidung getroffen: Wolbergs muss vor Gericht. Allerdings | |
muss er sich nicht wegen Bestechlichkeit verantworten, sondern wegen | |
Vorteilsannahme und Verstoß gegen das Parteiengesetz. Diese Vorwürfe wiegen | |
weniger schwer. Für den Fall eines Schuldspruchs kann Wolbergs mit einer | |
wesentlich niedrigeren Strafe rechnen. | |
Die Mittelbayerische Zeitung spricht von einem Paukenschlag, die | |
Süddeutsche Zeitung von einer Ohrfeige für die Staatsanwälte. Diese hatten | |
Wolbergs sowie den Bauunternehmer Volker Tretzel, dessen früheren | |
Mitarbeiter Franz W. und den Stadtrat Norbert Hartl auch wegen | |
Bestechlichkeit und Bestechung sowie wettbewerbsbeschränkender Absprachen | |
bei Ausschreibungen angeklagt. Diese Vorwürfe hält das Gericht für | |
„zumindest derzeit nicht haltbar“ – und hob die Haftbefehle gegen die | |
Angeklagten auf. Diese sind bereits seit rund einem Jahr außer Vollzug. | |
Wolbergs hatte jedoch stets seine Unschuld beteuert. „Ich war nie in meinem | |
Leben käuflich“, sagte er in seiner Weihnachtsansprache 2016. Es habe auch | |
nie jemand versucht, ihn zu kaufen. | |
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft erhielt Wolbergs vor seiner Wahl im | |
Jahr 2014 von drei örtlichen Baufirmen für seinen SPD-Ortsverein Stadtsüden | |
Spenden in Höhe von 500.000 Euro, gestückelt in nicht | |
deklarierungspflichtige Einzelspenden von unter 10.000 Euro und überwiesen | |
von Strohmännern. Für die Staatsanwaltschaft stand auch außer Zweifel, was | |
die Spender mit den Zahlungen bezweckten: Wolbergs sollte im Gegenzug | |
seinen Einfluss bei Entscheidungen der Stadt über Bauvorhaben in ihrem | |
Sinne geltend machen. | |
Mittlerweile gibt es in der Sache noch weitere Ermittlungsverfahren, unter | |
anderem auch gegen Wolbergs’ Vorgänger Hans Schaidinger von der CSU. | |
1 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Dominik Baur | |
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