# taz.de -- Korruptionsprozess in Regensburg: Joachim Wolbergs’ trauriger Sieg | |
> Das Gericht kann „keine rechtswidrige Handlung“ feststellen. Und doch ist | |
> der frühere OB von Regensburg ruiniert. | |
Bild: „Ich weiß nicht, wie es weitergeht“: Joachim Wolberg nach dem Prozes… | |
Regensburg taz | Am Ende bricht es noch einmal aus ihm heraus. Joachim | |
Wolbergs steht vor der Tür des Saals 104 des Regensburger Landgerichts und | |
blafft die Journalisten an: „Klarer geht es nicht mehr.“ Kurz zuvor hat im | |
Saal die Vorsitzende Richterin Elke Escher das Urteil im Verfahren gegen | |
den suspendierten Regensburger Oberbürgermeister verkündet: Freispruch in | |
allen wesentlichen Anklagepunkten. | |
Die Staatsanwaltschaft hatte viereinhalb Jahre Haft gefordert. Wolbergs | |
sieht jetzt allerdings nicht aus wie ein strahlender Sieger. Drei Jahre | |
seines Lebens habe er verloren, schimpft er. Wie ein Stück Scheiße habe man | |
ihn behandelt. Keine Frage, dass Wolbergs davon überzeugt ist, dass auch | |
die Medien ihren Anteil daran hatten. Wie es denn nun weitergehe, ob er ab | |
sofort wieder im Amt sei, wird er gefragt. „Ich weiß es nicht“, sagt | |
Wolbergs, „ich geh jetzt eine rauchen.“ | |
Es ist kein normaler Prozess, der hier an diesem Mittwoch zu Ende geht. | |
Nicht nur, weil diesem Urteil 59 Verhandlungstage vorausgegangen sind. | |
Nicht nur, weil auf der Anklagebank ein Oberbürgermeister sitzt, der in Amt | |
und Würden stand – bis ihn ebendieses Verfahren aus diesem Amt kegelte. | |
Nein, auch wegen der völlig konträren Bewertung des Sachverhalts durch die | |
Staatsanwaltschaft und die übrigen Prozessbeteiligten. Gleich zwei Tage hat | |
sich die Richterin für die Urteilsbegründung Zeit genommen. Es ist ihr | |
wichtig, dass keine Fragen offenbleiben. Dass nicht der Eindruck entsteht, | |
das Gericht könnte nicht jeden einzelnen Punkt dieses recht komplexen | |
Verfahrens ausreichend gewürdigt haben. | |
Elke Escher beginnt mit Grundsätzlichem: Dass sich Kluften zwischen | |
Staatsanwaltschaft und Verteidigung auftäten, so die Richterin, das sei | |
nichts Ungewöhnliches. „Aber ein solches Auseinanderdriften zwischen | |
Staatsanwaltschaft und Gericht ist schon selten. Wie kann das sein?“ Die | |
Antwort schiebt Escher gleich nach: „Aus Sicht der Kammer versucht die | |
Staatsanwaltschaft etwas zu retten, was nicht zu retten ist. Zu | |
rechtfertigen, dass Wolbergs letztlich ruiniert worden ist.“ | |
## Die Richterin: „Keine einzige rechtswidrige Amtshandlung“ | |
Escher, eine freundliche Frau mit kurzen blonden Haaren, großen Ohrringen | |
und einem sanften bairischen Tonfall, wird deutlich, flüchtet sich weder in | |
juristischen Fachjargon noch in diplomatisches Wischiwaschi. Neun Monate | |
lange habe man nun „diesen angeblichen Korruptionsprozess“ verhandelt, weil | |
die Staatsanwaltschaft „bis zum bitteren Ende“ auf den Vorwürfen beharrt | |
hätte. Dabei sei Wolbergs „keine einzige rechtswidrige Amtshandlung“ | |
vorzuwerfen. „Er hat sich nicht kaufen lassen.“ Und es habe „mitnichten | |
eine korruptive Dauerbeziehung“ zu dem mitangeklagten Bauunternehmer Volker | |
Tretzel bestanden. | |
Schuldig gesprochen wurde Wolbergs dennoch – allerdings nur in zwei Fällen | |
der Vorteilsannahme aus den Jahren 2015 und 2016. Hier habe der damalige | |
SPD-Politiker jedoch in einem „Verbotsirrtum“ gehandelt, er habe nicht | |
gewusst, dass er nach dem Ende des Wahlkampfs als Oberbürgermeister keine | |
Spenden für seine Partei mehr habe annehmen dürfen. Escher spricht von | |
„Unregelmäßigkeiten“ und sieht von einer Strafe ab. | |
Ansonsten: Freispruch. Das wär’s dann eigentlich. Jetzt könnte eigentlich | |
alles so weitergehen wie zuvor. Joachim Wolbergs könnte in sein Amtszimmer | |
im Regensburger Rathaus zurückkehren, seine politische Karriere fortsetzen. | |
Eigentlich. Doch selbst wenn das Urteil rechtskräftig werden sollte, ist | |
nach einem solchen Verfahren nichts mehr so wie vorher. Und das Amt des | |
Regensburger Oberbürgermeisters weit weg. | |
Als die Vorwürfe gegen Wolbergs im Jahr 2016 bekannt wurden, waren die | |
Superlative schnell zur Hand: Vom größten kommunalen Spendenskandal der | |
Republik war die Rede, vom „Spendensumpf“, von der „Bananenrepublik | |
Regensburg“. Seit September vergangenen Jahres nun musste sich der | |
Oberbürgermeister vor Gericht verantworten, die beiden Staatsanwältinnen | |
Ingrid Wein und Christine Ernstberger warfen ihm Vorteilsannahme und einen | |
Verstoß gegen das Parteiengesetz vor. | |
## Gestückelte Spenden lösen die Ermittlungen aus | |
Im Zentrum des Verfahrens stand eine Spende Tretzels an Wolbergs’ | |
SPD-Ortsverein Regensburg-Stadtsüden über rund 475.000 Euro. Um die | |
Herkunft des Geldes zu verschleiern, hatte Tretzel das Geld laut | |
Staatsanwaltschaft über Strohmänner an den Ortsverein gezahlt – in | |
Beträgen, die geradezu auffällig knapp unter der Veröffentlichungsgrenze | |
von 10.000 Euro blieben. Mal waren es 9.900, mal 9.990 Euro. Tretzel gibt | |
an, er habe lediglich Mitarbeiter gebeten zu spenden, was diese aus ihrem | |
Privatvermögen getan hätten. Seine Firma habe das Geld dafür nur | |
vorgestreckt – alles völlig legal. Eine Version der Story, der auch das | |
Gericht keinen Glauben schenken wollte. | |
Wolbergs soll mit dem Geld einen Großteil des Wahlkampfs bestritten haben. | |
Daneben soll Tretzel Wolbergs und seiner Familie weitere persönliche | |
Vorteile zukommen lassen haben. So hätten Wolbergs’ Mutter und | |
Schwiegermutter Wohnungen zu einem vergünstigten Preis bekommen, auch | |
Handwerkerarbeiten, die an der Wohnung und dem Wochenendhäuschen von | |
Wolbergs ausgeführt wurden, sollen teilweise von Tretzel übernommen worden | |
seien. Gemeinsam mit Wolbergs und Tretzel standen auch der frühere | |
SPD-Fraktionschef im Regensburger Stadtrat, Nobert Hartl, sowie Franz W., | |
ein ehemaliger Mitarbeiter Tretzels, vor Gericht. Tretzel und W. wurden nun | |
wegen der Organisation von Strohmannspenden zu einer Bewährungsstrafe von | |
zehn Monaten beziehungsweise einer Geldstrafe verurteilt, Hartl | |
freigesprochen. | |
Was sich Tretzel vom OB erwartet habe, ist in den Augen der | |
Staatsanwaltschaft offensichtlich: Wolbergs soll sich dafür starkgemacht | |
haben, dass die Firma Bauteam Tretzel (BTT) bei der Vergabe städtischen | |
Baulands den Zuschlag bekommen habe. Vor allem das Areal der ehemaligen | |
Nibelungenkaserne hatte es Tretzel angetan. Noch 2014 bekam er nach einer | |
Ausschreibung der Stadt den Zuschlag für das Projekt. Ein „korruptives | |
System“ erkannte die Anklage in der Beziehung zwischen Wolbergs und | |
Tretzel. Wolbergs sei für seinen am Ende erfolgreichen Wahlkampf und den | |
Unterhalt seines SPD-Büros auf Spenden Tretzels angewiesen gewesen, der | |
wiederum auf das Wohlwollen des Politikers bei der Vergabe von | |
Bauprojekten. In den Augen der Staatsanwaltschaft ein klarer Fall von | |
Bestechung. | |
## Wie die Vorwürfe nach und nach in sich zusammenbrechen | |
Doch Vorwürfe der Bestechlichkeit gegen Wolbergs hatte das Gericht noch vor | |
der Hauptverhandlung vom Tisch gewischt, nur eine Anklage wegen | |
Vorteilsannahme zugelassen – damals schon ein Rückschlag für die | |
Staatsanwaltschaft. | |
Als Zeugen geladene Stadträte verschiedener Parteien und Mitarbeiter der | |
Stadtverwaltung sagten zudem aus, den Zuschlag für das Nibelungenareal | |
habe Tretzel bekommen, weil sein Angebot schlichtweg das beste gewesen sei. | |
Die Verteidigung durch den Münchner Rechtsanwalt Peter Witting geht so: Ein | |
Zusammenhang mit den Grundstücksverkäufen könne nicht hergestellt werden, | |
trotz Hunderter von den Ermittlern abgehörten Telefonate. Die Rabatte für | |
die Wohnungen seien gar keine gewesen. Und dass Handwerkerrechnungen teils | |
von Tretzel bezahlt wurden, habe Wolbergs nicht mitbekommen. Seine Frau | |
Anja, von der er seit einiger Zeit getrennt lebt, sagte im Prozess, in | |
finanziellen Dingen sei ihr Mann ein „Schlamper“. | |
Verhandlungstag für Verhandlungstag kämpfte der Politiker nun den Kampf | |
seines Lebens. Er will zurück in sein Amt als Oberbürgermeister. Unbedingt. | |
Er erklärte, rechtfertigte sich, attackierte, schlug verbal wild um sich. | |
Er sei nie in seinem Leben käuflich gewesen, sagte Wolbergs immer wieder. | |
Und es habe auch nie jemand versucht, ihn zu kaufen. An einem jedenfalls | |
lässt Wolbergs keinen Zweifel: Hier steht ein Opfer. Selbstkritik? | |
Fehlanzeige! Von Hölle sprechen er und Anwalt Witting, von Vernichtung, von | |
medialer Hinrichtung, von einem ruinierten Leben. Wolbergs und Witting sind | |
keine Männer der kleinen Worte. | |
„Ich darf meine Arbeit nicht tun“, klagt Wolbergs an einem Verhandlungstag. | |
Und er erzählt, was er seit seiner Entfernung aus dem Amt alles verpasst | |
hat: die Wiedereröffnung der Steinernen Brücke, die Eröffnungen der neuen | |
Regensburger Synagoge und des Museums der Bayerischen Geschichte. Privat | |
hätte er hingehen können, doch er sagt: „Ich will nicht bemitleidet | |
werden.“ | |
## Wolbergs gibt nicht auf | |
In der Zeit, bevor das begann, was Wolbergs als „Hölle“ bezeichnet, galt er | |
einmal als sozialdemokratischer Hoffnungsträger. 45 Jahre war er alt, seit | |
drei Jahren im Amt, tatendurstig, ein mitreißender Redner. „Wolli“ haben | |
sie ihn genannt. Den CSU-Mitbewerber hatte er bei der Wahl mit 70 zu 30 | |
Prozent klar abgehängt. Ein Macher, der ein Kulturzentrum aufgebaut und | |
gemanagt hat, sozial eingestellt und mit dem Herz am rechten Fleck – also | |
links. Wolbergs, so kam es rüber, brannte für Regensburg. Die | |
Obdachlosenzeitung Donaustrudl lobte Wolbergs’ Einsatz gegen die | |
Wohnungslosigkeit. Stadträtin Tina Lorenz, eine ehemalige Piratin, erinnert | |
sich: „Es herrschte nach der Wahl eine wahnsinnige Aufbruchstimmung.“ Auf | |
Fotos von früher ist ein fast noch jungenhaft wirkender, dynamischer Mann | |
zu sehen. In alten Videofilmen ermutigt er die Menschen immer wieder und | |
lächelt viel. | |
Und dann sitzt er plötzlich mit hochrotem Kopf auf seinem Platz im Saal 104 | |
des Landgerichts Regensburg, die Lippen zusammengepresst. Man muss nicht | |
lange hinsehen – der Mann kocht, und das ist sein Dauerzustand. | |
In der vergangenen Woche, es ist der 59. Verhandlungstag, hat Wolbergs die | |
Gelegenheit zum „letzten Wort“, wie sie jedem Angeklagten zusteht. Manche | |
schweigen da ganz, die meisten quetschen ein paar dürre Worte heraus. | |
Joachim Wolbergs aber holt noch einmal zum großen Rundumschlag aus, redet | |
zwei Stunden lang. Er sagt, die Ermittlungsbehörden hätten ihm die Ehre und | |
Jahre seines Lebens genommen. Er zählt die ganzen tatsächlich | |
haarsträubenden Fehler und Pannen auf: Gespräche mit den Verteidigern | |
wurden aufgezeichnet, was streng verboten ist. Beim Abschreiben wurden | |
Fehler gemacht, die Worte im Sinne der Anklage verdreht. | |
Seinen Kampf führte Wolberg indes an zwei Fronten. Denn neben den | |
juristischen Vorwürfen war da die öffentliche Meinung, das politische | |
Urteil. Ein Sozi, der massiv Spenden aus der Bauindustrie eingeheimst hat. | |
Wo gibt’s denn so was? | |
Vermutlich nicht nur in Regensburg. Wolbergs verweist darauf, dass auch in | |
vorherigen Wahlkämpfen 60 bis 70 Prozent der Spenden von Bauunternehmen | |
gekommen seien. „Das kann man bei einem Sozialdemokraten kritisieren“, sagt | |
er in einem Interview, „aber was wäre denn die Alternative? Die sozialen | |
Initiativen spenden nun mal nicht. Deshalb habe ich die Spenden genommen, | |
so wie meine Vorgänger und mein Konkurrent im Wahlkampf auch.“ Und das | |
Grundgesetz sehe nun einmal die Parteienfinanzierung so vor. Das | |
Spendensammeln werde sogar noch mit öffentlichen Mitteln belohnt. „Das muss | |
man nicht gut finden, aber so ist die Gesetzeslage.“ Stimmt alles. Bloß: | |
Sitzt du erst einmal unter Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft, hilft | |
dir das auch nicht mehr. Es gilt die Unschuldsvermutung. Klar. Sie gilt. | |
Doch in Wirklichkeit lässt sich keiner vorschreiben, was er zu vermuten | |
hat. | |
## Sechs Wochen im Gefängns | |
Es sei in der Sache sehr viel schwarz-weiß gemalt worden, sagt auch | |
Richterin Escher am Mittwoch. Viele seien da in ihrem Urteil sehr schnell: | |
Die Politiker, das seien doch eh alles Verbrecher. Und wenn die Justiz dann | |
einen Verdächtigen in Untersuchungshaft nehme, denke jeder: Da muss doch | |
was dran sein. „Ganz ehrlich: Als ich im Radio von der Inhaftierung gehört | |
habe, war das auch meine Meinung“, sagt Escher. | |
Und Wolbergs macht es mit seinem Temperament denen, die noch an ihn | |
glauben, nicht unbedingt leicht. An einem früheren Verhandlungstag meint er | |
über seine Ankläger: „In meinen Augen sind die verrückt.“ Staatsanwältin | |
Ernstberger schreit er fast an: „Ich bin mit 70 Prozent zum OB gewählt | |
worden, das ist meine Legitimation. Und wo ist Ihre?“ Escher lässt ihn | |
gewähren. Einmal fragt die Richterin den Angeklagten, wie viel Zeit der | |
Prozess täglich in seinem Leben einnehme. Dieser antwortet: „Jeden Tag | |
stehe ich mit dem Thema auf und gehe damit ins Bett.“ Auch die Hilfe eines | |
Psychologen habe er in Anspruch genommen – „da bin ich heute noch.“ | |
Sechs Wochen saß Wolbergs in der JVA Straubing in Untersuchungshaft. Anfang | |
2017 war das. Die Folgen beschreibt er einmal so: „Ich werde die Haft nicht | |
los, träume davon, schwitze nachts wie verrückt. Die Haft hat zur | |
Suspendierung geführt, und die Suspendierung hat alles kaputtgemacht.“ | |
Joachim Wolbergs bricht in Schluchzen aus, als er erzählt, dass seine | |
Kinder am Vormittag in der Schule von anderen erfahren mussten, dass der | |
Vater eingesperrt wurde. Das sei eines der wenigen Dinge, die er „nicht | |
verzeihen“ könne, zischt er Richtung Staatsanwaltschaft. „Man kann also | |
nicht bis zum Mittag warten, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen.“ Nach | |
solchen Ausbrüchen sagt Wolbergs dann: „Ich bin einfach verbittert.“ | |
Seit Wolbergs’ Suspendierung muss die Donaustadt ohne ein richtiges | |
Stadtoberhaupt auskommen. Wolbergs’ Stellvertreterin, Bürgermeisterin | |
Gertrud Maltz-Schwarzfischer, kümmert sich um das Tagesgeschäft. Vor ein | |
paar Wochen hat sie die SPD als OB-Kandidatin für die Wahl im nächsten Jahr | |
nominiert. | |
## Wie die Genossen sich abwenden | |
Von ihrem gefallenen Star haben sich die Genossen größtenteils abgewandt. | |
Doch es gibt Ausnahmen wie Thomas Thurow und Ernst Zierer. Vergangene Woche | |
haben die beiden Stadträte ihren Austritt aus der SPD-Fraktion erklärt. | |
„Der Grund“, heißt es in einer Pressemitteilung, „liegt im Wesentlichen … | |
Umgang der Fraktion und der Partei mit dem vorläufig suspendierten | |
Oberbürgermeister Joachim Wolbergs, der mit seinem Wahlsieg im Jahre 2014 | |
auch für die Stärke und Größe der SPD-Fraktion wesentlich verantwortlich | |
ist und auf dessen Politikvorstellungen der Koalitionsvertrag gründet.“ Mit | |
den Austritten ist die „bunte Koalition“ aus SPD, Grünen, Freien Wählern | |
und FDP zur Minderheitenregierung geschrumpft. | |
Wolbergs hat inzwischen seinen eigenen Wahlverein gegründet, „Brücke“ hei… | |
der. Mit ihm will er bei den Kommunalwahlen erneut als OB-Kandidat | |
antreten. 140 Mitglieder hat der Verein bisher. Thurow und Zierer könnten | |
nun hinzukommen. Den Sozialdemokraten, denen Wolbergs seit seinem 16. | |
Lebensjahr angehörte, hat er ein Austrittsschreiben geschickt, um einem | |
Parteiausschlussverfahren zuvorzukommen. Mit aller Kraft wehrt sich | |
Wolbergs dagegen, in der Versenkung zu verschwinden. Er sucht die | |
Öffentlichkeit. Eine Zeitlang stellte er Videobotschaften ins Internet, | |
forderte die Bürger auf, ihn anzusprechen. Er würde gerne zu den Leuten | |
nach Hause kommen oder zum Stammtisch und alles aus seiner Sicht erklären. | |
## Keine automatische Rückkehr ins Amt | |
Die Landesanwaltschaft hat entschieden, dass es vorläufig bei der | |
Suspendierung Wolbergs bleibt. Weitere Anklagen stehen im Raum, und die | |
Staatsanwaltschaft will nicht klein beigeben, sondern das Verfahren bis vor | |
den Bundesgerichtshof bringen. So wird es vorläufig nichts mit einem | |
amtierenden Oberbürgermeister Joachim Wolbergs werden. | |
Einen Plan B, so hatte Wolbergs vor dem Urteil behauptet, gebe es in seinem | |
Leben nicht. Was er denn machen würde, falls er nicht mehr OB sein könne, | |
hat ihn Richterin Escher während des Verfahrens einmal gefragt. Wolbergs | |
antwortete: „Jura studieren.“ | |
3 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Patrick Guyton | |
Dominik Baur | |
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