# taz.de -- Hackerattacke auf Regierungsnetz: Angriff angeblich unter Kontrolle | |
> Die Behörden sagen, die Attacke sei „isoliert und unter Kontrolle | |
> gebracht“. Die Opposition ist entsetzt über die Informationspolitik in | |
> diesem Fall. | |
Bild: Die Untersuchung des Angriffs läuft | |
BERLIN dpa | Die deutschen Sicherheitsbehörden haben [1][den Hackerangriff | |
auf das Datennetzwerk des Bundes] nach Darstellung der Bundesregierung | |
inzwischen unter Kontrolle. Das Innenministerium bestätigte Informationen | |
der Deutschen Presse-Agentur, wonach die Informationstechnik und Netze des | |
Bundes angegriffen wurden. „Innerhalb der Bundesverwaltung wurde der | |
Angriff isoliert und unter Kontrolle gebracht“, erklärte das Ministerium. | |
An diesem Donnerstag befasst sich der Bundestag mit dem Fall, der | |
Digitalausschuss kommt zu einer Sondersitzung zusammen. | |
Ausländische Hacker waren nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur | |
in das bislang als sicher geltende Datennetzwerk des Bundes und der | |
Sicherheitsbehörden eingedrungen. Cyberspione der russischen Gruppe „APT28“ | |
hätten erfolgreich das deutsche Außen- und das Verteidigungsministerium | |
angegriffen, hieß es in Sicherheitskreisen. Es sei Schadsoftware | |
eingeschleust worden, die Angreifer hätten auch Daten erbeutet. | |
Die Attacke sei von deutschen Sicherheitsbehörden im Dezember erkannt | |
worden. Der Angriff sei da schon über eine längere Zeit gelaufen, womöglich | |
ein ganzes Jahr. | |
Der Hackerangriff könnte Teil eines noch weitaus größeren organisierten | |
Spionageangriffs auf EU-Staaten sein. Das berichtete die Welt unter | |
Berufung auf den Sicherheitsexperten Benjamin Read von der | |
US-Sicherheitsfirma FireEye. „Wir beobachten seit einigen Monaten, dass | |
(die russische Gruppe) APT28 gezielt Außen- und Verteidigungsministerien in | |
der Europäischen Union angreift und versucht, sich Zugang zu geschützten | |
Systemen zu verschaffen“, erklärte Read. „Diese Erkenntnis haben wir aus | |
sogenannten Spearphishing-Mails gewonnen, die unsere Sicherheitssysteme in | |
den vergangenen Monaten bei diversen EU-Regierungen entdeckt haben.“ | |
## Neuer Angriff wird untersucht | |
Hinter der „APT28“ vermuten zahlreiche Computerfachleute russische | |
Regierungsstellen. [2][Der Angriff auf den Bundestag im Jahr 2015 geht nach | |
Erkenntnissen von Ermittlern ebenfalls auf das Konto dieser Gruppe.] Damals | |
waren verdächtige Aktivitäten im Computernetz des Parlaments aufgefallen. | |
Die Angreifer konnten sich so weitreichenden Zugang verschaffen, dass die | |
Bundestags-IT ausgetauscht werden musste. | |
Nach Angaben des Innenministeriums untersuchen derzeit das Bundesamt für | |
Sicherheit in der Informationstechnik und die Nachrichtendienste den neuen | |
Angriff. Die Verantwortlichen in den betroffenen Behörden seien informiert | |
sowie Maßnahmen zur Aufklärung und zum Schutz getroffen worden. „An dem | |
Vorfall wird mit hoher Priorität und erheblichen Ressourcen gearbeitet“, | |
versicherte Ministeriumssprecher Johannes Dimroth. Angriffe auf Stellen | |
außerhalb der Bundesverwaltung seien derzeit nicht bekannt. | |
Mit dem Hackerangriff sei das Datennetz der Bundesverwaltung – der | |
Informationsverbund Berlin-Bonn (IVBB) – infiltriert worden, heißt es in | |
Sicherheitskreisen. Seit Dezember bemühen sich die Behörden herauszufinden, | |
wie tief die Hacker in das Regierungsnetz eingedrungen sind. Sollte das | |
gesamte Datennetz des Bundes betroffen sein, käme dies einem „Super-Gau“ | |
gleich, dem „größten anzunehmenden Unfall“, sagte ein Sicherheitsexperte. | |
Der Ausschuss Digitale Agenda des Bundestages beschloss einstimmig, für | |
diesen Donnerstag eine Sondersitzung einzuberufen. Es sei ein Unding, dass | |
die Abgeordneten über die Vorkommnisse aus den Medien erfahren müssten, | |
erklärte der FDP-Abgeordnete Manuel Höferlin. „Wir erwarten, dass die | |
Vertreter des Bundesinnenministeriums, des Auswärtiges Amtes, des | |
Verteidigungsministeriums und des Bundesamtes für Sicherheit in der | |
Informationstechnik Rede und Antwort stehen.“ | |
Auch die Linken-Netzexpertin Anke Domscheit-Berg äußerte sich kritisch über | |
die Informationspolitik. Sie monierte die ausgebliebene Unterrichtung des | |
Bundestages. Sie habe von der Attacke aus der Presse erfahren, dies sei | |
eigentlich schon der erste Skandal, sagte die Obfrau der Linken-Fraktion im | |
Ausschuss Digitale Agenda des Bundestages am Donnerstag im | |
ZDF-„Morgenmagazin“. Dass man dies selbst als fachlich zuständige | |
Abgeordnete aus der Presse lesen müsse, „das ist schon wirklich skandalös�… | |
Angesprochen auf eine mögliche Urheberschaft einer russischen Gruppe sagte | |
Domscheit-Berg: „Es gibt Indizien, die darauf hinzeigen, aber wir wissen es | |
wirklich nicht.“ | |
1 Mar 2018 | |
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